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Das Erbe von Glen Crannach

Das Erbe von Glen Crannach

Titel: Das Erbe von Glen Crannach
Autoren: Stephanie Howard
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in einen der Schränke entlang der Wand stellte. “Ich würde morgen gern zeitig anfangen, weil dann das Licht am besten ist.”
    “Wann immer Sie wollen. Ich bin ab sechs auf.”
    Ganz so früh hatte sie nicht gemeint. “Sagen wir … gegen acht? Ich würde vorher gern frühstücken.”
    Er zuckte die Schultern. “Acht Uhr ist mir auch recht.”
    Camilla wartete, während Greg die schwere Eichentür wieder zusperrte und den Schlüssel in die Hosentasche steckte. Dann gingen sie hintereinander die Treppe hinunter und durch den Korridor, der in die große Halle führte.
    “Sie können sich draußen gern nach passenden Motiven umsehen, ehe Sie fahren”, meinte Greg, als sie vor dem Empfangszimmer angelangt waren, in das Maggie Camilla zuerst geführt hatte.
    “Ich fürchte, dafür ist es schon ein bisschen spät”, antwortete sie nach einem Blick auf die Uhr. “Es wird Zeit, dass ich ins Hotel komme, weil ich in ungefähr einer halben Stunde einen Anruf erwarte.”
    Warum hatte sie das überhaupt erwähnt? Ihre Privatangelegenheiten gingen Greg McKeown nichts an! Wie nicht anders erwartet, hakte er sofort nach.
    “Ihr Freund will sich wohl vergewissern, ob Sie den ersten Tag im Land der Heiden gut überstanden haben?”, erkundigte er sich.
    Zufällig hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen.
    Kühl entgegnete sie: “So etwas Ähnliches.”
    Greg verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete Camilla erheitert. “Dann haben Sie also einen festen Freund?” Sie antwortete nicht, und er betrachtete sie nun, als sei sie ein Stück Vieh auf einer Auktion. “Erzählen Sie mir von ihm”, forderte er. “Nein, lieber nicht. Lassen Sie mich raten …”
    Camillas blaue Augen funkelten warnend. “Bitte bemühen Sie sich nicht. Eric geht Sie überhaupt nichts an.”
    “Eric?” Er schien nachzudenken. “Ich wette, ich kann Ihnen ziemlich genau sagen, was für ein Typ Ihr Eric ist.”
    “Mr. McKeown, würden Sie jetzt bitte …”
    “Ich wette, er ist Bankangestellter oder Buchhalter oder Anwalt”, fuhr er herausfordernd fort und lächelte überlegen. “Ein Mann mit sauberen Fingernägeln, tadellosen Manieren und keiner einzigen schlechten Angewohnheit.”
    Ihre Abneigung gegen Greg McKeown steigerte sich allmählich zu Hass.
    “Was stört Sie denn an sauberen Fingernägeln und guten Manieren?”, fragte Camilla hitzig. “Und was gefällt Ihnen nicht am Anwaltsberuf?”
    “Also hatte ich recht.” Er schaute auf sie hinunter. “Ich wette, er hört Mozart, hin und wieder Country- und Western-Musik, macht jedes Jahr im Juli zwei Wochen Urlaub, und am liebsten isst er indisch. Dazu trinkt er skandinavisches Bier oder deutschen Wein.”
    Vor Entrüstung begann sie zu zittern. Er hatte diese Dinge aufgezählt, als stehe es ihm zu, über andere zu urteilen. Am meisten brachte sie jedoch die Tatsache auf, dass er mehr oder weniger recht hatte. “Sind Sie fertig?”
    “Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen noch eine ganze Menge mehr erzählen – zum Beispiel, welchen Wagen er fährt, und natürlich auch die Farbe seiner Socken.”
    Camilla biss die Zähne zusammen und kämpfte gegen die Versuchung an, ihm einen Boxhieb zu versetzen. Jeder weitere Körperkontakt mit diesem Mann musste jedoch unbedingt vermieden werden. Sich mit ihm im gleichen Raum aufzuhalten, war schon schlimm genug.
    “Ich glaube, Sie sind der ekelhafteste und ungehobelteste Mensch, dem ich je zu begegnen das Unglück hatte!” Es verschaffte Camilla ungeheure Erleichterung, die Worte auszusprechen, und befriedigt nahm sie zur Kenntnis, dass sein überlegenes Lächeln verschwand. “Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden …” Camilla versuchte, sich an ihm vorbeizudrängen. “Meine Kameratasche liegt noch im Empfangszimmer. Die will ich nur schnell holen, und dann fahre ich.”
    “Einen Moment.”
    Ehe sie ausweichen konnte, hatte er sie am Arm ergriffen. Was hat er jetzt wieder vor?, fragte sie sich erschrocken, als Greg sie an sich riss. Nach der ersten Schrecksekunde kam Camilla der Selbsterhaltungstrieb zu Hilfe. Ganz gleich, welche Demütigung dieser unmögliche Mann ihr zufügen wollte, sie würde sich wehren!
    Auf seinen nächsten Schachzug war Camilla allerdings nicht vorbereitet.
    “Nur eins noch, ehe Sie gehen”, sagte Greg.
    Ehe sie seine Absicht erraten konnte, hatte er ihren Arm losgelassen und ihr die Kamera von der Schulter gezogen. Camilla verlor das Gleichgewicht, taumelte gegen die Wand und musste hilflos
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