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Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands
Autoren: Lynn Kurland
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zusammenzucken.
    Rums.
    Putzte er die anderen Zimmer? Um Mitternacht? Oh ja, sie würde schleunigst mit ihm reden müssen.
    Rums. Knurr.
    Knurr?
    Sie würde nicht aufblicken. Wahrscheinlich war es eine sehr große Ratte oder ein sehr großes Biest aus einem zweitklassigen Film. Wie dem auch sei, sie war auf dessen Bekanntschaft nicht scharf. Beharrlich steckte sie ihre Nase weiterhin in ihr Buch.
    Rums. Knurr.
    O Gott, betete sie mit plötzlich schweißnassen Händen, lass es ein Traum sein. Eine Eigenheit? Hatte Bryan McShane nicht gesagt, die Burg hätte so ihre Eigenheiten? Was für eine bedauerliche Untertreibung!
    Das Biest räusperte sich vernehmlich.
    Genevieve hob den Kopf. Wäre es ihr möglich gewesen, hätte sie sich die Seele aus dem Leib geschrien. Stattdessen brachte sie nur ein Quieken hervor.
    Das Wesen war riesig, blutbesudelt und starrte sie bösartig an. Mit ausgestreckten Armen schritt es unaufhaltsam auf sie zu, so wie Frankensteins Monster in wirklich allen Filmen. Hätte es ihr nicht völlig den Atem verschlagen, dann hätte sie beim Anblick des Pfeils, der aus der Brust des Monsters ragte, vor Entsetzen aufgeschrien. Sie wich zum Kopfende des Bettes zurück und zog sich die Decke bis ans Kinn. Nein, das hier war kein Film. Das war auch nicht die Vampirserie, die während ihrer Grundschulzeit gelaufen war und bei der sie so nahe vor dem Fernseher gesessen hatte, dass sie ihn sofort ausschalten konnte, wenn ihr die Sache zu unheimlich wurde. Das hier war echt, und sie würde sterben.
    Das Biest blieb kurz vor ihrem Bett stehen und schwenkte bedrohlich die Arme. Genevieve überlegte nicht lange. Sie warf die Decken zurück, schoss aus dem Bett und zur Tür. Der Griff entglitt ihren zitternden Fingern, als wäre er eingeölt worden.
    »Hinfort mit dir, Frauenzimmer, wenn dir dein Leben lieb ist!«, brüllte eine tiefe, gespenstische Stimme direkt hinter ihr.
    Genevieve kreischte und riss die Tür auf. Ihre bloßen Füße klatschen auf die Steine, als sie den Korridor entlang rannte, doch sie spürte weder Schmerz noch Kälte. Sie hatte gerade einen Unhold gesehen, und sie würde verdammt noch mal keine weitere Nacht unter demselben Dach mit ihm verbringen. Als Erstes würde sie sich ein nettes gemütliches Gasthaus suchen, dann würde sie Mr McShane aufstöbern und ihn wegen seiner Lügen ermorden. Eigenheit? Heilige Mutter Gottes, das war ein Gespenst!
    Plump und so schnell wie möglich stapfte sie die Wendeltreppe hinunter, stolperte auf der letzten Stufe und stieß sich den Zeh an. Mit vor Schmerz angehaltenem Atem humpelte sie weiter auf die Eingangstür zu.
    »Lady Genevieve, um Himmels willen!« Worthingtons Stimme hallte durch den Rittersaal. Ihr Klang erschreckte sie derart, dass sie wieder aufschrie. »Wie können Sie nur ohne Pantoffeln herumlaufen?«
    Genevieve kämpfte mit dem Türriegel der Eingangshalle.
    »Muss fort«, keuchte sie. »Gespenst ... oben...«
    »Nun, nun, Mylady, Sie sind überreizt«, versuchte Worthington sie zu beschwichtigen. »Kommen Sie, ich werde Ihnen eine Tasse Tee machen. Mit einem Schuss Brandy wird es genau das Richtige sein, Sie zu beruhigen.«
    Genevieve schüttelte heftig den Kopf. »Nie ... im Leben. Ich bleibe ... keine Minute mehr ... in diesem Haus.«
    Besänftigend legte Worthington seine Hand auf die ihre, um ihren hektischen Bewegungen Einhalt zu gebieten. »Ohne Schuhe können Sie nicht hinaus, Mylady. Und schon gar nicht bei Nacht.«
    Allmählich begriff sie, dass sie die Tür nicht ohne Hilfe oder klaren Verstand entriegeln konnte, was ihr beides im Moment fehlte. Sie starrte an die Decke und atmete langsam aus.
    »Ich kann nicht wieder hinauf«, flüsterte sie.
    »Natürlich nicht. Wir gehen in die Küche. Kommen Sie fort aus der Halle, Mylady. Hier zieht’s.«
    Genevieve brachte es nicht fertig, die Tür loszulassen. Die Hand von dem kalten Metall des Riegels zu nehmen, würde bedeuten, ihre einzige Hoffnung auf Flucht fahren zu lassen.
    »Er hat versucht, mich umzubringen, Worthington.«
    »Kommen Sie, Mylady, trinken Sie eine Tasse Tee. Das wird Ihnen helfen einzuschlafen.«
    »Ich will nicht schlafen.«
    »Sie sind von der Reise und den Aufregungen überreizt. Tee wird Sie beruhigen.« Er sah sie erwartungsvoll an und deutete kopfnickend auf die Tür am anderen Ende der Halle, als könnte allein diese Geste sie zum Gehen bewegen.
    »Mylady?« ermunterte er sie, als sie sich noch immer nicht rührte.
    Sie seufzte und nickte. Mit Mühe
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