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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen
Autoren: Carl A. DeWitt
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Böse gab, dann war es dort in dieser Klinge.
    »Legt es beiseite, bitte«, sagte Pulver hastig, und Elyra verstaute das Opfermesser sorgfältig unter ihrer Robe.
    »Ich werde später versuchen, es zu zerstören. Oder es an einem sicheren Ort verwahren«, sagte sie leise, und setzte dann ihren Bericht fort. »Alles dort unten war voller Blut, mehr, als ein Mensch verlieren kann. Es war frisch, als wäre es eben erst verströmt. Aber das Schlimmste ist …« Sie atmete tief durch, »ich habe in die schwarzen Augen Darkoths gesehen, ich habe das Antlitz dieses furchtbaren Gottes erblickt, und ohne den Schutz meiner Göttin wäre ich dem Wahn verfallen, vielleicht war ich es sogar für einen Moment. Der Gott lebt, sein Gesicht ist frisch und rosig, als wäre der Kopf gar nicht vom Rumpf getrennt … er sah mich und lachte mich aus. Aber das Herz … es ist zerfallen.«
    »Wäre es das Herz des dunklen Gottes gewesen, hätte es noch geschlagen«, sagte Barius wissend.
    »Das kann nur eines bedeuten«, meinte Elyra, und Barius nickte voller Sorge.
    »Jemand drang einst in diese Kammer ein, bewaffnet mit jenem Dolch, der Darkoth geweiht ist. Jemand kam in das Gefängnis des dunklen Gottes … und befreite dessen Herz … Er riss sich das eigene Herz heraus und nahm das des Gottes in sich auf! Das ist die einzige Erklärung für das, was ich in dem aufgebrochenen Kästchen fand. Irgendwo gibt es jemanden, in dessen Brust ein dunkles Herz schlägt und der von Darkoth beseelt ist wie kein anderer. Jemand, den dieses Herz so gut wie unsterblich macht und der über eine Macht gebietet, wie man sie auf dieser Welt nicht kennt.«
    »Belior«, sagte Pulver mit belegter Stimme. »Es ist Belior, nicht wahr?«
    »Ja«, entgegnete Elyra erschöpft. »Das ist die Lösung unseres Rätsels. Nur so konnte es sein, dass Barius den Mörder erschlug, dieser aber immer noch unter uns wandelt.«
    »Und er ist hierher unterwegs, um die Krone an sich zu reißen«, ergänzte Pulver leise. »Aber das wussten wir ja schon. Ich denke allerdings, es gibt noch einen weiteren Grund. Wenn Darkoth Belior beseelt, dann muss auch er eine Absicht verfolgen. Auch der dunkle Gott sucht etwas.
    Und er darf es noch weniger bekommen als Belior die Krone.«
    »Darkoth will seinen Kopf aus den Banden der Göttin befreien«, sprach Barius aus, was ein jeder hier befürchtete. »Er würde vor nichts zurückschrecken, um ihn wiederzubekommen. Ganze Länder würde er zerstören, nur um dieses Ziel zu erreichen!«
    Pulver stand plötzlich stocksteif da.
    »Sag, Elyra, hast du nicht die Schriften dazu studiert?«, fragte er dann die junge Priesterin.
    »Ja, ein wenig«, antwortete sie müde. »Warum?«
    »Versuche dich zu erinnern. Sprach Mistral davon, dass Sie Lytar selbst zerstören würde, wenn man Ihre letzte Priesterin erschlägt?«
    Elyra schüttelte den Kopf.
    »Das weiß ich leider nicht, Meister Pulver. Ich habe diese Prophezeiungen noch nicht studiert.« Sie wies mit einer Geste zur Treppe unter dem Altar. »Irgendwo dort unten müssen die Aufzeichnungen liegen, aber ich konnte mich noch nicht mit ihnen beschäftigen.«
    »Ich kann es Euch sagen, Meister Pulver«, meldete sich Barius zu Wort. »Sie sprach nur allgemein von einem Strafgericht der Götter, das über Ihr Volk kommen werde. Sie sagte nicht, dass Sie es selbst halten werde. Nur, dass nach der Katastrophe eine Zeit komme, in dem niemand im Greifenland ihr als Priester dienen könne …«
    Pulver nickte langsam, während Elyra ihn mit großen Augen ansah.
    »Was wäre«, begann Pulver langsam, »wenn es gar nicht unsere Herrin war, die Lytar verwüstete? Lytar war Ihre Stadt, Ihre Schöpfung, mit all den Fehlern, mit denen seine menschlichen Bewohner behaftet waren. Das stärkste Reich der Welten, als Einziges stark genug, sich mit den Göttern selbst zu überwerfen.« Er räusperte sich. »Vielleicht auch stark genug, um einen Gott zu binden?«
    Er sah auf den Altarstein, als wollte er durch ihn hindurch in jene Kammer blicken, von der Elyra berichtet hatte. »Sein Herz wurde befreit … seitdem wandelt Er wieder auf dieser Welt. Was, wenn es nicht unsere Herrin war, sondern Er, der Lytar zerstörte?«
    »Göttin!«, hauchte Elyra ergriffen. »Wenn nicht Sie uns so übel bestraft hat, dann kann Sie uns auch nicht Ihre Gnade verwehrt haben!«
    »Sie ist die Göttin der Gnade, die Schwester meines Herrn, der nur der Gerechtigkeit dient. Es war mir immer unverständlich, wie Sie so hat handeln
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