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Das Erbe des Atoms

Das Erbe des Atoms

Titel: Das Erbe des Atoms
Autoren: A. E. van Vogt
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Funktionen als Versorger mit göttlicher Energie zu erfüllen. Jede Gruppe würde nicht von einem Rat Gleichberechtigter geleitet werden, wie es im gegenwärtigen Tempelsystem der Fall war, sondern von einem Leiter, für den noch ein geeigneter Titel gefunden werden müsse. Die vier Leiter der getrennten Tempelorganisationen würden auf Lebenszeit gewählt werden, und zwar von einem Komitee aus Vertretern der Regierung und Tempeldelegierten.
    Es gab noch mehr, aber das waren bloße Details. Der Rat hatte sein Ultimatum. Und Joquin machte sich keine Illusionen. Vier Tempelorden, die miteinander um Anhänger und Spenden konkurrierten, jeder von einem eigensinnigen Gelehrten beherrscht, niemandem, außer dem Oberherrn, verantwortlich, würden für immer alle Hoffnungen beenden, die von den Erleuchteteren unter den Gelehrten genährt wurden. Er persönlich betrachtete die Tempel als Lehranstalten, und er hatte seine eigenen Träume, was die Rolle betraf, die den Tempeln in späterer Zeit einmal zukommen könnte. Nun erhob er sich hastig, um seinen Kollegen zuvorzukommen, und sagte ernst: »Der Rat wird sehr glücklich sein, Euer Angebot zu überdenken, und fühlt sich geehrt, einen Herrn zu haben, der seine kostbare Zeit Gedanken über die Wohlfahrt der Tempel widmet. Nichts könnte ...«
    Er hatte nicht wirklich damit gerechnet, daß es ihm gelingen würde, einen Aufschub zu erreichen. Und es gelang ihm auch nicht. Er wurde unterbrochen. Der Oberherr sagte in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ: »Da ich morgen persönlich die Erklärung vor dem Patronat abgeben werde, ist der Rat der Gelehrten herzlich eingeladen, im Palast zu bleiben, um Details der notwendigen Reorganisation zu diskutieren. Ich bin davon ausgegangen, daß dies längere Zeit in Anspruch nehmen wird und habe veranlaßt, daß Ihnen Wohnungen im Palast zugewiesen werden.«
    Er klatschte in die Hände. Türen wurden geöffnet, Palastwachen kamen herein. Der Oberherr sagte: »Führt diese ehrwürdigen Herren zu ihren Quartieren.«
    So wurde der Rat gefangengesetzt.
     
    Am vierten Tag nach der Geburt lebte das Kind noch immer. Der Hauptgrund dafür war, daß Tania sich nicht entscheiden konnte. Trotz der zahlreichen Nachteile konnte sie sich gewisse Verwendungszwecke für einen Sohn vorstellen, den die Götter nach ihrem unerforschlichen Willen geformt hatten. Und in dieser Hinsicht war Joquins Drängen nicht ohne Wirkung geblieben. Joquin verbrachte den größten Teil des vierten Morgens mit der Erörterung des Themas.
    »Es ist ein Fehler«, sagte er, »anzunehmen, daß alle Kinder der Götter Idioten wären. Das ist müßiges Geschwätz des vernunftlosen Volkes, das diese armen Kreaturen durch die Straßen jagt. Man gibt ihnen keine Gelegenheit für eine Erziehung und Ausbildung, und sie leben ständig unter so großem Druck, daß man sich nicht zu wundern braucht, wenn nur wenige von ihnen jemals zu Vernunft und reifer Würde gelangen.« Seine Argumentation nahm eine mehr persönliche Wendung. »Schließlich«, sagte er, »ist er ein Linn. Schlimmstenfalls könnt Ihr einen vertrauenswürdigen Helfer aus ihm machen, der nicht die Tendenz normaler Kinder haben wird, nach dem Heranwachsen seine Eltern zu verlassen und sein eigenes Leben zu leben. Indem Ihr ihn diskret im Hintergrund haltet, könnt Ihr den besten und ergebensten aller Diener für Euch gewinnen, einen zärtlich liebenden Sohn.«
    Joquin wußte, wann er aufhören mußte. Sobald er dem gedankenvollen Sichverengen von Tanias Augen entnahm, daß seine Argumente Eindruck gemacht hatten, beschloß er, es ihr selbst zu überlassen, die noch verbleibenden Zweifel auszuräumen. Er zog sich zurück und nahm an der morgendlichen Aufwartung beim Oberherrn teil, wo er ein weiteres Mal Gelegenheit hatte, seine Überlegenheit bekanntzugeben.
    Der Oberherr hörte ihn geduldig eine Weile an, nickte wiederholt mit dem Kopf und schien gewillt, der Mißgeburt ein Lebensrecht einzuräumen. Bevor er jedoch seine Meinung dazu sagen konnte, kam von irgendwo – es schien gefährlich nahe – ein furchtbares Krachen. Ihm folgte nach wenigen Sekunden ein dröhnender Schlag, der den Palast erzittern ließ.
    Eine unheilschwangere Pause folgte. Aus allen Richtungen kam das Geräusch zersplitternder Fenster. Und dann wurde diese unruhige Wartezeit von einer dritten Explosion überwältigt, der im nächsten Augenblick eine vierte folgte.
    Diese letzte war ein so ungeheures Geräusch, daß niemand der Anwesenden
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