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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin
Autoren: Monika Felten
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Es ändert ja doch nichts.«
    »Aber du … du hast immer gesagt, dass … dass …« Ajana war verwirrt. Verzweifelt suchte sie nach den richtigen Worten. Sie war hierher gekommen, um Keelin Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zu machen, aber das Gespräch nahm einen ganz anderen Verlauf Ihr Stimme schwankte, als sie leise hinzufügte: »Und ich dachte, es ist mehr als nur Freundschaft. Ich dachte, wir wären ein Paar.«
    »Ein Paar?« Keelin schüttelte abweisend den Kopf »Welch seltsame Wege das Leben doch manchmal geht. Wir hatten eine schöne Zeit – ja. Aber ein Paar?« Sein Blick begegnete dem ihren, und er verstummte. Ajana meinte in diesem Blick etwas zu erkennen, das tiefer ging als alle seine Worte, einen Anflug von Wehmut, der so gar nicht zu seinem abweisenden und harten Gebaren passen wollte. Und wirklich …
    Einer plötzlichen Gefühlsregung folgend, hob er die Hand und strich ihr sanft über das blond gelockte Haar, zog sie dann aber so ruckartig fort, als täte er etwas Verbotenes. Die Sanftmut in seinen Zügen wich wieder der kühlen Härte, und er sagte mit fester Stimme: »Es gibt keine Hoffung auf ein Wiedersehen …«
    »Doch … es gibt sie!«, rief Ajana aus. Endlich konnte sie ihm sagen, was sie bewegte. Endlich ihm das mitteilen, was ihr auf der Seele brannte. »Inahwen glaubt fest daran, dass es möglich ist.« Die Worte sprudelten nur so aus ihr hervor. »Sie sagt, wenn ich nur fest daran glaube, werde ich den Weg zurück nach Nymath finden. Ich habe vieles über Runen gelernt und kann sie …«
    »Ajana! Das sind doch nur Träume«, fiel Keelin ihr ins Wort. »Damit machst du es mir nicht leichter. Versteh doch: Es war eine schöne Zeit, die wir gemeinsam hatten, aber jetzt ist sie vorbei.« Er senkte den Kopf, holte tief Luft und sagte gefasst: »Sei vernünftig. Von nun an geht jeder von uns seinen eigenen Weg. Es ist vorbei.«
    Fassungslos starrte Ajana Keelin an. Wie konnte er nur so kampflos aufgeben? Empfand er am Ende gar nichts für sie? Tränen schossen ihr in die Augen. Sie konnte ihre Enttäuschung nicht länger verbergen. Wie blind tastete sie nach dem Türgriff und floh in die Nacht hinaus.
     
    Krachend fiel die Tür ins Schloss.
    Dann war es still.
    Wie versteinert stand Keelin da, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Sie war fort.
    Der Gedanke raubte ihm den Atem, doch er schürte auch Wut in ihm. Wut über die Ungerechtigkeit des Schicksals, über die Ausweglosigkeit der Lage – vor allem aber über sich selbst und die Leere, die sich in ihm ausbreitete.
    Einer Eingebung folgend, ergriff er einen Tonkrug und schleuderte ihn mit voller Wucht zu Boden.
    Scherben klirrten, Wasser spritzte. Die Falken schlugen aufgeschreckt mit den Flügeln und gaben schrille Laute von sich. Doch Keelin war viel zu aufgebracht, um es zu bemerken. Als trüge allein der Krug die Schuld an seinem Unglück, trat er mit dem Fuß kraftvoll gegen eine der Scherben. Dann lehnte er sich mit dem Rücken erschöpft an die Wand und sank langsam zu Boden.
    Seine Schultern bebten. Er weinte.
     
     

    ***
     
    Die Wälder der Artasensümpfe in Andaurien
    596 Winter nach der großen Schlacht
     
    Yenu rannte. Ihr Atem ging stoßweise. Bei jedem Schritt hatte sie das Gefühl, ein Messer zwischen den Rippen zu spüren. Ihr dröhnte der Kopf.
    Ohne auf die Geräusche zu achten, die ihre schnellen Schritte auslösten, hastete sie den schmalen Pfad entlang durch den Wald. Ihre Füße, nur spärlich geschützt von dünnen Ledersandalen, knickten Astwerk und Zweige und fuhren durch das raschelnde Laub am Boden.
    Plötzlich stieß ihr Fuß gegen etwas Hartes. Der Aufprall riss ihr die Beine unter dem Leib weg, ein beißender Schmerz schoss durch ihren Körper, und sie verlor das Gleichgewicht. Ihr Schrei gellte durch die Nacht, dann versank die Welt in Dunkelheit.
     
    Der Ruf des Nachtaras holte sie in die Wirklichkeit zurück.
    Sie spürte die kühle, von Modergeruch schwere Luft des Waldes und zwang sich, ruhig zu atmen, während sie versuchte, die träge Benommenheit abzuschütteln, die der Sturz bei ihr hinterlassen hatte. Blinzelnd schaute sie sich um. Die Umrisse der Bäume verschmolzen mit den nächtlichen Schatten zu einer verschwommenen grauschwarzen Wand, vor der sich nur das Mondlicht, das durch Lücken im dichten Blätterdach auf den Boden fiel, als helle Flecken abhob.
    Yenu biss die Zähne zusammen, richtete sich schwankend auf und fluchte leise. Sie musste weiter! Ihr Fuß schmerzte, und
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