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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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den schönen Werken inspiriert, die wir unter der Eiche gehört haben? Ich meine  ... Ich meine die kleine Cirilla von Cintra. Die Enkelin von Königin Calanthe.«
    Rittersporn schaute zur Decke, trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Mein werter Herr«, sagte er trocken. »Für seltsame Dinge interessiert Ihr Euch. Nach sonderbaren Dingen fragt Ihr. Ich habe den Eindruck, dass Ihr nicht der seid, für den ich Euch gehalten habe.«
    »Und für wen habt Ihr mich gehalten, wenn ich fragen darf?«
    »Ich weiß nicht, ob Ihr dürft. Das wird davon abhängen, ob Ihr mir jetzt Grüße von unseren gemeinsamen Bekannten bestellt. Das hättet Ihr gleich zu Beginn tun sollen, aber Ihr habt es irgendwie vergessen.«
    »Ich habe es keineswegs vergessen.« Der Mann griff in eine Innentasche der sepiafarbenen Samtjacke und holte einen zweiten Beutel hervor, etwas größer als derjenige, den er der Kupplerin ausgehändigt hatte, aber ebenso prall und verheißungsvoll klingend, als er auf die Tischplatte traf. »Wir haben einfach keine gemeinsamen Bekannten, Rittersporn. Aber ob dieser Beutel nicht imstande ist, dieses Manko auszugleichen?«
    »Was gedenkt Ihr für diese dürre Geldkatze zu kaufen?« Der Troubadour verzog den Mund. »Das ganze Bordell von Madame Lantieri und den umliegenden Grund und Boden?«
    »Sagen wir, ich gedenke die Kunst zu fördern. Und einen Künstler. Um mit dem Künstler über sein Schaffen plaudern zu können.«
    »So sehr liebt Ihr die Kunst, mein Herr? Und so sehr drängt es Euch zu einem Gespräch mit dem Künstler, dass Ihr versucht, ihm Geld aufzudrängen, noch ehe Ihr Euch ihm vorgestellt habt, womit Ihr die elementarsten Regeln des Anstandes verletzt?«
    »Zu Beginn unseres Gesprächs« – der Unbekannte kniff um ein Winziges die dunklen Augen zusammen – »hat mein Inkognito Euch nicht gestört.«
    »Aber jetzt stört es mich allmählich.«
    »Ich brauche mich meines Names nicht zu schämen«, sagte der Mann mit einem leichten Lächeln auf den dünnen Lippen. »Ich heiße Rience. Ihr kennt mich nicht, Meister Rittersporn, und das ist kein Wunder. Ihr seid zu bekannt und berühmt, um alle Eure Verehrer zu kennen. Aber jedem Bewunderer Eures Talents kommt es so vor, dass er Euch kennt, Euch so gut kennt, dass eine gewisse Vertraulichkeit ganz und gar angemessen ist. Das betrifft auch mich, im vollen Umfang. Ich weiß, dass das eine irrige Annahme ist, entschuldigt freundlichst.«
    »Ich entschuldige freundlichst.«
    »Ich kann auch darauf rechnen, dass Ihr bereit seid, mir ein paar Fragen zu beantworten  ...«
    »Nein, das könnt Ihr nicht«, unterbrach ihn der Dichter von oben herab. »Nun entschuldigt Ihr freundlichst, aber ich diskutiere ungern über die Thematik meiner Werke, über Inspiration, über die Personen, die fiktiven wie auch die anderen. Das verdrängt nämlich die Poesie aus ihrer poetischen Schicht und führt zur Trivialität.«
    »Tatsächlich?«
    »Ganz entschieden. Denkt doch, wenn ich nach dem Vortrag der Ballade von der lustigen Müllerin verkünden würde, dass es sich dabei in Wahrheit um Zvirka handelt, die Frau des Müllers Schlammbeißer, und die Mitteilung hinzufügen würde, dass man sie jeden Donnerstag nach Herzenslust bumsen kann, weil der Müller donnerstags zum Markt fährt, dann wäre das schon keine Poesie mehr. Es wäre entweder Kuppelei oder widerwärtige Verleumdung.«
    »Verstehe, verstehe«, sagte Rience rasch. »Aber das ist wohl ein schlechtes Beispiel. Mich interessieren ja niemandes Sünden oder Verfehlungen. Ihr werdet niemanden bloßstellen, wenn Ihr auf meine Fragen antwortet. Ich brauche nur eine kleine Information: Was ist wirklich aus Cirilla geworden, der Fürstentochter von Cintra? Viele Leute behaupten, sie sei bei der Eroberung der Stadt umgekommen, es gibt sogar Augenzeugen dieses Ereignisses. Aus Eurer Ballade folgt indes, dass das Kind überlebt hat. Es interessiert mich wirklich, ob das Eure Erfindung ist oder eine Tatsache. Wahrheit oder Fiktion?«
    »Euer Interesse freut mich außerordentlich«, anwortete Rittersporn mit breitem Lächeln. »Ihr werdet lachen, Herr Wie-heißt-Ihr-doch-gleich, aber genau darum ging es mir, als ich die Ballade verfasste. Ich wollte die Zuhörer erbauen und ihr Interesse wecken.«
    »Wahrheit oder Fiktion?«, wiederholte Rience kalt.
    »Wenn ich das verriete, würde ich die Wirkung meiner Arbeit zunichtemachen. Leb wohl, Freund. Du hast die ganze Zeit ausgenutzt, die ich dir widmen konnte. Aber
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