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Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Titel: Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte
Autoren: Peter Heller
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verstärkte den Doppler-Effekt.
    Drei drei drei alpha …, verlor es sich im auditiven Schneegestöber.
    Drei drei drei alpha … elektrostatische Bö … Grand Junk. Ein Peitschen wie von magnetischen Winden.
    Grand Junction …
    Ich wartete. Schüttelte ungläubig den Kopf. Stieß mir die Schläfe am Headset. Versuchte, über den Schalter am Steuerknüppel die Rauschunterdrückung zu aktivieren.
    Grand Junction. Grand Junction? Drei drei drei alpha über Longmont. Ich bin über Longmont, verdammte Scheiße! Ich habe nicht verstanden. Wiederhole: Ich habe nicht verstanden!
    Ich kreiste. Ich kreiste höher. Ich stieg auf fünftausend Meter und zog meine Schleifen, bis mir vom Sauerstoffmangel ganz schwindlig wurde. Ich ging auf vierhundert runter und kreiste noch zwei Stunden weiter, bis mir die Tankanzeige verriet, dass mir nur noch fünfzehn Minuten blieben. Ich drehte nach Osten ab.
    Wer immer das gewesen war, er war entweder Pilot oder Fluglotse.
    Das erste und das letzte Mal.
    *
    Ich koche im Hangar. Etwa einen Monat, nachdem Bangley aufgetaucht war, überredete ich ihn, mir zu helfen. Zusammen holten wir einen Holzofen der Marke Vigilant aus der Küche eines der schicken Fertighäuser östlich der Rollbahn und bugsierten ihn in meinen Hangar. Ich glaube, in meiner Werkstatt zu essen gibt mir das Gefühl, nur vorübergehend hier zu sein. Aus demselben Grund lebe ich nicht in einem Haus. Ich wohne im Hangar und schlafe unter freiem Himmel. Ich rede mir ein, es gäbe irgendwo da draußen ein anderes Haus mit einem Menschen, der auf mich wartet. Wem will ich hier was vormachen? Melissa kommt nicht zurück, genauso wenig wie die Forelle, der Elefant oder der Pelikan. Es wäre denkbar, dass die Natur eines Tages noch einmal einen stolzen, scheckigen, wehrhaften Kaltwasserfisch entwirft. Der unplausible Elefant hingegen wird wohl keine zweite Chance bekommen.
    Immerhin habe ich im letzten Sommer einen Nachtfalken gesehen. Den ersten seit Jahren. Flatterte auf der Suche nach Insekten über die Rollbahn, mit im Zwielicht blitzenden Flügelbinden. Jenes leise, hohle Fluggeräusch.
    Ich koche und esse im Hangar. Ich habe versucht, in meinem Haus zu essen, am Küchentisch, so wie Bangley. Ich habe es ein paar Tage lang ausprobiert, aber es hat sich nicht richtig angefühlt.
    In den Wohnhäusern des Flughafens lagert mehr Feuerholz, als wir in diesem Leben verbrennen können. Mit einem Hammer und einem Stemmeisen habe ich binnen weniger Stunden genug für die nächsten Wochen zusammen. Ganz zu schweigen von den wunderbaren Möbeln.
    Am Anfang mussten wir uns noch überwinden, aus den aufwändig gedrechselten Möbeln aus Kirsche und Walnuss und dem kostbaren Ahornparkett Feuerholz zu machen. Aber. Der Zweck heiligt die Mittel. Trotzdem zerlege ich die schäbigen Häuser zuerst. Ich weiß nicht genau, ob ich es jemals bis zu den vier oder fünf wirklich schönen Villen schaffen werde, denen mit den exotischen Hölzern. Vermutlich ohne Unbedenklichkeitssiegel. Wahrscheinlich würde sich der Unterschied ohnehin nur als dezente, angenehme, leicht veränderte Geruchsnuance im Qualm bemerkbar machen. Einer stillen Übereinkunft gemäß haben wir uns daran gemacht, zuerst das Holz aus den bescheideneren Häusern jenseits des Rollfelds zu sammeln. Bangley arbeitet im nördlichen Teil, ich im südlichen. Die Schubkarrenstrecke zu meinem Hangar ist überschaubar lang.
    Bangley kommt oft vorbei, um mir Gesellschaft zu leisten. Er kann nicht kochen, im Gegensatz zu mir. Anzuklopfen habe ich ihm bis jetzt nicht beibringen können, oder wenigstens nicht lautlos hereinzuschweben wie ein Gespenst und mich jedes Mal zu Tode erschrecken. Ich weiß ja nie, wie lange er mich schon beobachtet.
    Heute essen wir aber früh zu Abend!
    Bangley, verdammt, jetzt hätte ich mich fast verbrannt.
    Sieht aus, als hättest du Spaß dabei.
    Hä?
    So, wie du mit dem Messer hantierst und mit der Bratpfanne. Als wärst du in einer richtigen Küche. In einer von diesen Kochshows.
    Wenn Bangley etwas richtig genießt, blähen sich seine bebenden Nasenflügel auf wie Kiemen.
    Ich starre ihn an.
    Hast du Hunger?
    Wie in einer von diesen Kochshows, wo man sich eine Schürze umbindet. So als wär man beim Ballett, nicht dabei, ein blödes Essen zu kochen. Tralala!
    Ich setze den Topf mit den neuen Kartoffeln auf den Herd. Anfangs habe ich versucht, Wildfett als Speckersatz zu benutzen, aber es wird zu schnell ranzig.
    Tja, ich trage keine Schürze, wie du siehst,
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