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Das Ende der Nacht: Horror-Roman

Das Ende der Nacht: Horror-Roman

Titel: Das Ende der Nacht: Horror-Roman
Autoren: Nikolas Preil
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wahr?"
    Michelle versuchte ihren Tonfall ruhig und doch kräftig klingen zu lassen. Er nickte als Antwort. Tränen rannen über seine Wangen, dann beugte er den Kopf wieder nach unten, verharrte mit dem Blick auf der Toten. Michelle war ahnungslos. Was sollte sie jetzt tun? Desorientiert blieb sie in der Mitte der Eingangshalle stehen und wälzte einen einzigen Gedanken in ihrem Kopf. Nun, da die Beschwörer des Weltuntergangs – Entschuldigung, Kathleen, korrigierte sie sich selbst, des Untergangs der Menschheit – alle tot waren oder bald sein würden, wer sollte die Tore wieder verschließen? Sie war sich mehr als sicher, dass kein Mensch auf der Erde, der überlebt hatte, etwas über die Tore, die Schattendinger und alles, was mit ihnen zusammenhing, wusste. Niemand außer ihr.
    Michelle wusste nicht einmal, was geschehen würde, wenn die Tore nach einem Tag weiterhin geöffnet blieben. Kathleen hatte gesagt, diese Schattengestalten würden von nun an auf dieser Erde leben. Wie einst die Menschen. Doch was geschah dann? Wenn einige Menschen den vollen Tag überleben sollten. Sie musste davon ausgehen, unter den sieben Milliarden Menschen gab es welche, die stark und intelligent genug waren, um sich ein sicheres Versteck zu bauen. Wie die Leute in diesem Haus.
    Sie spürte, wie die Energie der Tore und der Yteda, die nach Lauras Aussage in der Nähe waren, ihren Weg in ihr Gehirn fand. Ein Gefühl der Beklommenheit und des Verlassenseins aber auch der Wut schlich sich in ihr Gemüt und würde sie bald zu seinem Sklaven machen. Es war sicherlich nur noch eine Frage der Zeit.
    Hasch war noch vorhanden und sie hatte von Kathleen gelernt, wie man einen Joint drehte, aber Michelle wollte nicht mehr ihren Geist benebeln. Sie hatte nun alles verloren und in diesem Leichenhaus hatte sie nicht einmal mehr den Mut oder den Willen, weiter zu machen. Weiter zu leben. Die Zukunft konnte nur schlimmer werden und noch abstoßendere Dinge bereit halten.
    Michelle entschloss sich, die Energie auf sich wirken zu lassen.
     
     
    V
     
    Obwohl er Laura erst seit ein paar Stunden gekannt hatte, war sie tief in sein Herz vorgedrungen. Wenn er gewusst hätte, was es bedeutete, dann hätte Kevin gedacht, er war in sie verliebt. Ein Gefühl, so stark und wundervoll, wie er es noch nie erlebt hatte. Das Gegenteil von all dem anderen, das ihm seit gestern zugestoßen war. Kurz nur dachte er an seine Eltern und spürte den Schmerz des Verlustes so sehr, dass er wütend wurde. Warum hatten Laura und die anderen dieses Unheil heraufbeschworen? Warum war er nicht wütend auf sie, sondern auf das, was geschah?
    Er wendete endlich seinen Blick von ihr ab, von der blutbesudelten Schönheit, die sein Dasein ergänzt hatte. Michelle hatte ihn eben angesprochen, aber er konnte sich durch das Weinen nicht darauf konzentrieren. Jetzt nickte er sich zu, schaute zum Wohnzimmer und lauschte der Stille. Auf der Schwelle stand Michelle und starrte vor sich hin. Kevin stand aus der Hocke auf und ging zu ihr.
    "Was machen wir jetzt?", fragte er.
    Michelle schaute an ihm vorbei. Sie schien die Frage gar nicht gehört zu haben.
    "Michelle?"
    Keine Reaktion.
    "Michelle, was sollen wir jetzt machen?"
    "Ich weiß es nicht."
    "Alle im Haus sind tot", sagte er, "nur wir nicht. Ist das ein Zeichen?"
    "Ich weiß es nicht."
    Kevin sah, dass sie zitterte.
    "Was ist mit dir, Michelle?"
    "Was soll schon sein?", sagte sie. Jetzt schaute sie ihm in die Augen und ihr Blick gefiel ihm nicht. "Die Tore können nicht mehr geschlossen werden und wir sind nur noch hoffnungslose Fälle."
    Angst stand ihr im Gesicht, eine Angst, die Kevin vorher nie an ihr bemerkt hatte. Michelle hatte sich verändert.
    "Es gibt immer eine Möglichkeit“, sagte er. „Irgendwo müssen noch andere sein."
    "Das glaube ich nicht."
    Sie ging an ihm vorbei und setzte sich auf die unterste Stufe der Treppe, in die Nähe von Lauras Leiche.
    "Ich glaube es schon. Man darf die Hoffnung nicht aufgeben."
    "Was weißt du schon, Kevin? Wir sind verloren. Das ist alles."
    Er wollte ihr sagen, dass er sich verändert hatte, dass er sich reifer fühlte und bereit, etwas zu unternehmen, ließ es aber bleiben.
    "Wir werden durchdrehen und uns gegenseitig zerfleischen", stellte Michelle fest.
    "Da ist doch noch Hasch, oder?"
    "Sicher, aber was nützt das? Irgendwann haben wir alles geraucht."
    "Genau. Und bis dahin sollten wir andere Leute gefunden haben."
    "Oh, Kevin. Du bist naiv..."
    " Du bist naiv", fiel er
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