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Das Ende Der Ausreden

Titel: Das Ende Der Ausreden
Autoren: Brigitte Roser
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geht immer in die Tiefe (statt oberflächlich zu sein), er ist hoch kompetent (statt inkompetent) und er ist niemals unbeherrscht und aggressiv (statt cholerisch).
    Wendet man diese zweite Hälfte seines Noodys ins Positive, dann steht hier genau das, was Michael in seiner weiteren Entwicklung guttun würde: die Erlaubnis, sich Raum zu nehmen, gut auszusehen und auf sich achten zu dürfen. Sich selbst und nicht nur seiner (Fach-)Kompetenz zu vertrauen. Mehr Tempo aufzunehmen und mehr aus sich herauszukommen, das Risiko einer Gefühlsäußerung einzugehen, statt sich beständig zu kontrollieren.
    Nehmen wir eine Episode aus seinem Leben.
    Seine älteste Freundin Petra war quer durch Frankreich gefahren, um ihn zu überraschen. Er betrieb seit Kurzem mit seiner Frau ein kleines Hotel im Süden Frankreichs, sie hatten sich seit anderthalb Jahren nicht gesehen. Petra hatte unter fremdem Namen ein Zimmer gebucht. Alles war genau geplant. Petra klingelt und freut sich schon auf sein überraschtes Gesicht. Er macht auf, sieht sie und sagt: »Wir haben gar kein Zimmer frei.«
    Nicht etwa: »Hey, was machst du denn hier?« und großes Hallo, dicke Umarmung und Freude. Aber eine aus seiner Sicht zutreffende Analyse der Situation. Petra ist in dem Augenblick nicht seine Freundin aus der Jugendzeit, die völlig unerwartet und erfreulich vor seiner Tür steht, sondern ein Problem. Sie hätte wissen können, dass er Überraschungen überhaupt nicht mag. Aber sie hatte es unterschätzt.
    Wenn ein Mensch wie Michael die Noody-Übung als freundlichen Lehrer akzeptieren kann, dann würde es ihm in dieser Situation vielleicht gelingen, die Mixtur aus besorgter Analyse und unwirscher Überforderung (Kein Zimmer da/ Problem!/Was jetzt?/Du lieber Himmel!/Warum hat sie mich nicht angerufen?/Wie soll ich das jetzt hinkriegen?) zwar wahrzunehmen, sich aber dann in Erinnerung zu rufen, dass es jetzt nicht auf einen Masterplan, sondern auf eine zwischenmenschliche Reaktion ankommt. Er würde vielleicht glauben können, dass es schon gut gehen und sich eine Lösung finden wird. Er könnte sich vielleicht schon dann zur Freude durchringen, wenn seine Freundin noch da ist. Und nicht erst (wie es sonst seine Gepflogenheit ist), wenn sie wieder weg ist, traurig sein, dass er sich nicht genug gefreut hat …
     
    Die Noody-Übung ist für mich einer der besten Begleiter für persönliches Wachstum. Ich mache sie mindestens einmal im Monat, und ich kann Ihnen nur raten, das auch zu tun. Es gibt jedes Mal etwas Interessantes zu lernen.
    Der Grund, warum sich diese Übung nicht verbraucht: Sie zapft unseren Ärger an, unsere Bereitschaft, uns provoziert zu fühlen, abzuwerten und zu verurteilen. Das machen wir meist ohne Hemmung und Selbstreflexion (es geht ja nicht um uns!!), und so tricksen wir mit dem Schwung des abfälligen Schimpfens unser Ego aus und entlocken ihm das eine oder andere Geheimnis. Oder schauen uns eine bereits vertraute Lektion ein weiteres Mal an. Und noch und noch einmal, bis wir sie wirklich gelernt haben.

Wozu Sie die Noody-Übung verwenden können
    Sie ist immer dann hilfreich, wenn Sie sich Ihrem Ärger, Ihrer Genervtheit oder Empörung – also den Lieblingsgefühlen – nicht hingeben, sondern nach einer abgewogenen Lösung suchen möchten. Wie wir wissen, wollen wir das ja nicht immer. Aber wenn Sie dazu bereit sind, haben Sie mit dieser Übung immer einen klugen Partner. Anhand von vier Beispielen will ich erläutern, wie Sie den Noody für sich nutzen können.

1. Eine unerklärliche Ablehnung verstehen: Der Skandal der himmelblauen Socken
    Vor einiger Zeit saß ich mit einem Klienten, Herrn M., Geschäftsführer einer Wertpapierfirma, zusammen; wir sprachen über einen Konflikt, den er mit einem seiner Mitarbeiter hatte. Dieser Mitarbeiter ist sehr erfolgreich, er erwirtschaftet die besten Erträge, ist akquisitionsstark, respektiert von seinen Kollegen und anerkannt und beliebt bei seinen Kunden. Man könnte meinen, Herr M. müsste sich glücklich schätzen, diesen Mann im Team zu haben. Das versuchte er auch, aber es gelang ihm nicht. Im Gegenteil, er war kurz davor, Herrn T. ein Ausscheiden nahezulegen. Herr T. stellte für ihn eine personifizierte Provokation dar. Vom ersten Tag an hatte er ihn nicht ausstehen können. Aus wirtschaftlichen und pragmatischen Erwägungen würde er ihn halten wollen, aber er war nach zwei Jahren Zusammenarbeit an dem Punkt, dies hintanzustellen.
    Mir blieb im Verlauf des Gespräches
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