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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition)
Autoren: Gerner, Károly
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fortwährenden Balance zwischen Spiel und Pflicht sowie Verlangen und Wagnis. Machen wir das jeweils Beste daraus!
     
     
     
     
     

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    Abel Kager und ich erblickten im selben Jahr das Licht der Welt, er genau zwei Wochen später als ich und beide im Zeichen des Skorpions (Letzteres erscheint mir zwar absolut belanglos, ist aber für manche Leser sicherlich erwähnenswert).
    Damals, neunzehnhundertsechsunddreißig, kam das krisengeschüttelte Europa immer noch nicht zur Ruhe. Kaum waren die unsäglich schmerzhaften Wunden des Ersten Weltkrieges einigermaßen verheilt und die furchtbar bitteren Tränen der Leidtragenden halbwegs gestillt, schon formten sich erneut drohende Gewitterwolken am Himmelszelt. Sie nahmen der wunderbaren Sonne zusehends einen Teil ihrer Leuchtkraft, welche seit Urzeiten irdisches Leben spendet. Aber nur wenige Zeitgenossen auf unserem überaus faszinierenden Himmelskörper erkannten das fatale Donnergrollen als ein nahendes Unheil, gleichsam einer Apokalypse, die schon bald alles Vorangegangene an Grausamkeiten und Todesopfern (wenigstens fünfzig Millionen Seelen!) in den Schatten stellen sollte.
    Die Götter meinten es anscheinend wiederum nicht unbedingt gut mit ihren Erdenkindern und wohl am allerwenigsten mit den Bewohnern Teutonias.
    Vielleicht öffnete auch die sagenumwobene Pandora als Abgesandte des Zeus in mannigfach bewährter Tradition ein weiteres Mal ihre Büchse, um die Sterblichen für ihr sündhaftes Verhalten zu bestrafen, weil diese trotz beschenkten Verstandes sämtliche Warnungen der legendären Kassandra ein weiteres Mal in den Wind schlugen.
    Womöglich war es auch der Teufel in persona, „denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht“, sagte bereits Mephisto zu Faust.
    Wie dem auch sei, ein jeder urteile nach eigenem Gutdünken, zeige sich jedoch stets aufgeschlossen für eventuelle Korrekturen!
     
    Indessen bekunde ich sogleich freiheraus, dass sich mir derartige Schuldzuweisungen für menschliche Konflikte und Tragödien seit Langem als vollkommen abwegig darbieten. Es sind vielmehr gesellschaftliche Ursachen, oft direkt einherschreitend mit teils stark negativ ausgeprägten Eigenschaften von Individuen, welche fortwährend irgendwelche Katastrophen heraufbeschwören. Dazu gehören vor allem die egozentrischen Machtgelüste der Stärkeren zur Unterdrückung und Ausbeutung anderer, was zwangsläufig soziale Ungerechtigkeit zur Folge hat, obendrein angespornt durch blindwütigen religiösen oder politischen Fanatismus und dieser wie eh und je gepaart mit garstiger Intoleranz. Hinzu kommen Begehrlichkeiten diverser Art, ferner Missgunst, Rachsucht sowie die maßlose Selbstüberschätzung bestimmter Subjekte.
    Das sind meines Erachtens die maßgeblichen Triebkräfte des Bösen, und sie wirken heute nicht anders als früher. Allein wenn wir uns die laufenden Vorgänge im Weltgeschehen kritisch ins Blickfeld rückten, hätten wir bereits genügend geistigen Zündstoff.
    Diesen jetzt zu entfachen, dürfte momentan wohl kaum jemanden ernsthaft nötigen. Darum wieder schnurstracks zurück zum Ausgangspunkt meiner Schilderungen!
     
    Als Abel und ich 1936 geboren wurden, tobte in Spanien ein abgründig grausamer Bürgerkrieg, und deutsche Verbände testeten an der Seite dortiger Faschisten ihre neuen Waffen („Legion Condor“). Es kämpften indessen auch viele Freiwillige (circa 60.000!) aus allen Herren Ländern gegen die aufkommende Franco-Diktatur. Darunter befanden sich solch namhafte Persönlichkeiten wie George Orwell, Egon Erwin Kisch, Ernest Hemingway, Ilja Ehrenburg, Hans Beimler und André Malraux. Ihr dort gezeigter Heldenmut war allerdings vergebens, sofern man vom weithin leuchtenden Fanal jener heroischen Aktionen einmal absieht (der auserlesen talentierte Schriftsteller Ken Follett setzte ihnen sowie dem spanischen Volksheer mit dem zweiten Teil seiner im September 2012 erschienen Jahrhundert-Saga „Winter der Welt“ ein überwältigendes literarisches Denkmal).
     
    Ähnlich in Germanien: Überaus blindwütige Nationalsozialisten schickten sich an, das Tausendjährige Reich zu errichten, konzentrierten ihre Kräfte jedoch zunächst auf den bevorstehenden irrsinnigsten Waffengang aller Zeiten. Dafür diente ihnen das fraglos schändliche Friedensdiktat der Siegermächte von 1919 als willkommener Vorwand. Unter der Ägide ihres vom manischen Cäsarenwahn befallenen Führers Adolf Hitler machten sie sich also ans Werk, um die
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