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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition)
Autoren: Gerner, Károly
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Sachverhalt, dass Abel nach einer unsäglichen Heimsuchung, die er mit elfeinhalb Jahren im Mai 1948 in Pirna/Sachsen erlitt, bei meinen Eltern neue Geborgenheit erfuhr und seither zu unserer Familie gehörte.
    Auch war ich gottlob zugegen, als ihm bereits während seiner frühen Sturm-und-Drang-Zeit ein auserlesen knuspriges Mädchen in die Arme lief, mit dem er sich bald darauf vermählte. Das kündete offenbar von einem verheißungsvollen Spiel Fortunas, denn ich durfte häufig ein freudvoller Zeuge dessen sein, wie ihm seine schönere Hälfte allein schon mit ihrem ausnehmend bezauberndem Lächeln ständig neue Pforten zum Glück öffnete, wobei sein Wohlbefinden durch ihre augenscheinliche Warmherzigkeit und überaus faszinierende Intelligenz erst recht nachhaltig beflügelt wurde.
    Und er blieb über Jahrzehnte hinweg mein bester Freund, bis ihn abermals eine unerhörte Tragödie überraschte und er daraufhin beinahe notgedrungen oder wie vom Teufel besessen selbst das Zepter des Grauens ergriff, um es auf seine Art zu handhaben.
    Ja, die Wirklichkeit ist manchmal noch viel entsetzlicher als die verwerflichsten Produkte unserer regen Fantasie, mag sie gelegentlich noch so abartige Blüten treiben.
    Wie viel Leid muss ein Mensch erfahren, welches Quantum an Schmach ihm zugefügt werden, bis das Maß des Erträglichen voll ist und plötzlich ein Umschwung seines Charakters vom allenthalben Barmherzigen zum unerbittlichen Rächer erfolgt?
     
    Damit wir hinreichend verstehen, warum Erwachsene dies tun und jenes lassen, besonders wenn es sich um eine abrupte Änderung ihres Verhaltens im soeben erwähnten Sinne handelt, sind wir meist hilfreich beraten, uns ihre Kindheit und Jugend zu veranschaulichen. Sonach bedrängt mich die schier bodenlose Lebensgeschichte meines brüderlichen Weggefährten geradezu ungestüm, nachfolgend sehr weit auszuholen, einen großen Bogen zu spannen, mich nicht mit Halbheiten abzufinden, sondern aus der prallen Widersprüchlichkeit unserer individuellen sowie gemeinsamen Laufbahn vieles einzufangen, das auf irgendeine Weise mit seiner absonderlichen Schicksalsfügung verwoben sein könnte.
     
    Außerdem werde ich gerne mit reichhaltigen Angeboten zur Diskussion über verschiedene Themenbereiche sowohl auf privater Ebene als auch in sozialer Hinsicht aufwarten. Derlei Einschübe geschehen im Vertrauen darauf, dass sie nicht nur bei mir noch manch graue Zellen im Oberstübchen wecken und aktivieren, um mein Urteilsvermögen weiter zu schärfen, sondern hoffentlich auch den empfänglichen Leser zum Nachdenken anregen und ihm darüber hinaus wohltuende Abwechslung bieten. Möge es so kommen!
     
    Es ist nämlich nicht meine Absicht, bloß die Befindlichkeit zweier Menschen in der Partnerschaft oder anderweitig nach eigener Betrachtungsweise zu durchleuchten. Dazu reichen Groschenhefte und einschlägige Trivialliteratur schlechthin sowie dazugehörige Fernsehserien, wovon es gewiss mehr als genug gibt, denn der Markt ist regelrecht übersättigt. Solcherart Geplauder ist nicht mein Begehren. Es brächte allenfalls ein laues Behagen in mein Gemüt, aber noch lange keine echte Zufriedenheit. Dies gilt auch für jegliche Wort- und Textspielereien mit nur lausigen oder keinen Inhalten.
    Das Leben ist doch viel zu reichhaltig, als dass wir uns allein mit dem gezielten Durchforsten der gelegentlichen oder teils auch ständig wiederkehrenden Freuden und Kümmernisse in den unterschiedlichsten Intimsphären begnügen sollten. Mir liegt also sehr daran, hin und wieder auch bewusst zu provozieren, Betroffenheit auszulösen oder das Gemüt in Wallung zu bringen, wenigstens aber besonnen zu unterhalten und originellen Genuss zu bewirken.
    Ich werde mich auch nicht davor scheuen, bestimmte Passagen aus meinen frühren Büchern einzubinden. Das geschieht zum einen, weil sie nicht mehr im Handel sind, und zweitens glaube ich, auch damals schon ab und an belebende Gedanken verkündet zu haben.
    Mein ziemlich eigenwilliges Vorgehen ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass ich seit Langem den gesellschaftlichen Zuständen und Prozessen große Aufmerksamkeit schenke, weil ich selbst am Puls der Zeit teilnehmen möchte, um dessen Atem zu spüren. Insofern ist das Buch zum Teil auch stark politisch sowie weltanschaulich orientiert und keine durchgängige, linientreue Erzählung oder Kriminalstory.
     
    Unsere Erdentage eilen ohnehin in steter Veränderung von dannen. Sie gleichen wiederholt einer
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