Das einzig glueckliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall
ungeachtet der Hypothese, dass Iulana Romiszowska Tokio verlassen und sich dem Einflussbereich des U-Boots entziehen könnte, der nächste Mann bereits in diesem Moment an jedem beliebigen Punkt der Stadt sein würde. Wir könnten ihm auf der Straße begegnen, im Café neben ihm sitzen, im selben Metrowaggon. Wir befinden uns unter derselben Atmosphäre, die Sonne, die auf mein Gesicht trifft, ist auch seine Sonne, die Lichter und die Knorpel aus Beton, die uns umgeben, sind dieselben.
Er, der nächste, könnte Iulana am Ausgang eines Kinos anrempeln und etwas Nettes sagen und dann, nach ein paar flüchtigen Begegnungen die Haut unserer Frau in einem „Love Hotel“ am Rande von Shibuya erobern. Und sie würde mit nassen Haaren nach Hause zurückkehren, mit einem Bouquet aus weißen Lilien im Arm wie ein Baby.
Ja, Herr Okuda, ganz bestimmt gibt es jemanden, dessen Formen besser in die Aussparungen von Iulana Romiszowska passen als unsere, dessen Temperament besser zu ihrer Stille und dem passt, was sie will, jemand anderes, der mit dem Arm auf ihrer Schulter posiert auf unzähligen Fotografien, die sie, womöglich mit einem Kind zwischen den Innereien, an die ausgebleichte Wand ihrer Wohnung in Meguro hängt, in der ich nie war.
Ich brülle: „Wo wir niemals waren, Herr Okuda-Crustacea.“ Trotz all der abgehörten Telefone, der monatlichen Zahlungen an die Tänzerin Kazumi und der installierten Kameras auf dem von Herrn Suguro Shibata, Professor der Vereinigung des Harmonischen Fugu von Tsukiji, kommandierten U-Boot.
Als ich Herrn Riesenlanguste Okuda erkennen lasse, wie unendlich die Möglichkeiten sind, bekommt er, wie schon erwartet, eine große Erektion unter seinem Kimono.
Und von da an beginnt er, Tokio erst wirklich zu zerstören.
Verfolgt von der Menge der Jugendlichen geht mein Vater Richtung Ueno, schlägt im Vorbeigehen auf den Viadukt, über den die Metro verläuft, schleift unter seinen Pantoffeln umgestoßene Pfosten und Kabel mit. In den Pachinko-Hallen werden Tausende Schlafwandler vom Donner von ihren Maschinen gerissen. Viele sterben gleich dort im Anblick der kleinen Metallkugeln.
Wenn es Nacht wird, werden Herr Languste Okuda und ich bereits aufgehört haben, die Toten zu zählen.
24
Die Telefonnummer, die um sechs Uhr früh auf dem Handy von Herrn Suguro Shibata, Professor der Vereinigung des Harmonischen Fugu von Tsukiji, blinkt, ist von einem alten Bekannten, der ihn jeden Dienstag zur selben Zeit anruft.
Die Bestellung dieses alten Bekannten von Suguro ist auch stets dieselbe: Ein ganzer Fugu. Kein im Aquarium gezüchteter, mit kontrolliertem und von Antibiotika getränktem Futter aufgezogener, sondern ein wilder. Heute, der Fugu Nr. 572 aus der Charge 09.4509.
Fugus können erst verzehrt werden, nachdem ihre giftigen Teile sehr sorgfältig von lizenzierten Spezialisten wie Herrn Shibata entfernt wurden. Die Leber, die Ovarien und Teile der Haut des Fugu enthalten tödliche Dosen von Tetrodoxin, einer Substanz, die eintausendzweihundert Mal tödlicher ist als Zyanid. Ein durchschnittlicher Fugu besitzt genug Gift, um dreißig Menschen zu töten, daher die extreme Sorgfalt beim korrekten Zerlegen und Putzen des Fisches, das Herr Shibata seit dreiundzwanzig Jahren in der Vereinigung des Harmonischen Fugu von Tsukiji lehrt.
Ausländischen Journalisten versichert Herr Shibata mit unverhohlener Genugtuung, dass als erstes Symptom der Vergiftung ein Taubheitsgefühl an Lippen und Zunge entsteht, das zwischen zwanzig Minuten und einer Stunde nach Aufnahme des Kugelfischs auftritt. Danach breitet sich das Kribbeln über das Gesicht und die Extremitäten aus. Kopfschmerzen, Magenschmerzen und Erbrechen treten in der Folge auf. Der Vergiftete kann sich nur noch schwer artikulieren, sich bewegen oder atmen. Seine Haut läuft blau an und der Blutdruck fällt ab. Seine Pupillen vergrößern sich und die Muskeln verkrampfen. Schließlich ist der Vergiftete völlig paralysiert und trotzdem hellwach bis zum Tod, der durchschnittlich in vier bis sechs Stunden eintritt. Der Tod wird durch die Lähmung der Atemmuskeln hervorgerufen.
Ein Gegengift ist nicht bekannt, weshalb der Verzehr von Fugu zur Zeit des Shōgunats der Tokugawa sowie der Meiji-Zeit verboten war. Bis heute ist Fugu das einzige Essen, das nicht auf dem Speiseplan unseres Kaisers steht, sagt Suguro. Und fährt fort in seinem auswendig gelernten Text: Heutzutage ist es, aufgrund der chirurgischen Behandlung durch Institutionen wie
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