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Das egoistische Gen

Titel: Das egoistische Gen
Autoren: Richard Dawkins
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können als Maxwell Stamp.
    Seine scharfsinnige Entdeckung eines wichtigen allgemeinen Stilbruchs im ersten Entwurf trug viel zu der endgültigen Fassung bei. Andere übten konstruktive Kritik an einzelnen Kapiteln oder gaben sonst ihren fachmännischen Rat, so John Maynard Smith, Desmond Morris, Tom Maschler, Nick Blurton Jones, Sarah Kettlewell, Nick Humphrey, Tim Clutton-Brock, Louise Johnson, Christopher Graham, Geoff Parker und Robert Trivers. Pat Searle und Stephanie Verhoeven tippten nicht nur mit viel Geschick, sie machten mir auch Mut, weil es ihnen Freude zu bereiten schien. Schließlich möchte ich noch Michael Rodgers von der Oxford University Press danken, der nicht nur dem Manuskript nützliche Kritik angedeihen ließ, sondern sich darüber hinaus allen Fragen der Herstellung dieses Buches weit intensiver widmete, als es die bloße Pflicht erfordert hätte.
    RICHARD DAWKINS
     
     

1. Warum gibt es Menschen?
    Intelligentes Leben auf einem Planeten erreicht einen Zustand der Reife, wenn es zum ersten Mal die Gründe für seine Existenz erkennt. Sollten jemals höher entwickelte Lebewesen aus dem Weltraum die Erde besuchen, so werden sie, um unsere Zivilisationsstufe einzuschätzen, zuerst die Frage stellen: „Haben sie die Evolution schon entdeckt?“ Mehr als drei Milliarden Jahre lang hatten bereits Organismen auf der Erde gelebt, ohne zu wissen warum, bis schließlich einem von ihnen die Wahrheit aufzugehen begann. Sein Name war Charles Darwin. Um gerecht zu sein, schon andere hatten die Wahrheit geahnt, doch es war Darwin, der als erster eine kohärente und haltbare Darstellung der Gründe lieferte, warum wir existieren. Darwin versetzte uns in die Lage, dem neugierigen Kind, dessen Frage dieses Kapitel einleitet, eine vernünftige Antwort zu geben. Wir brauchen nicht mehr auf Aberglauben zurückzugreifen, wenn wir uns mit den großen Rätseln konfrontiert sehen: Hat das Leben einen Sinn? Wozu sind wir da?
    Was ist der Mensch? Der bedeutende Zoologe G. G. Simpson drückte es, nachdem er die letzte dieser Fragen gestellt hatte, folgendermaßen aus: „Ich möchte behaupten, daß alle Versuche, diese Frage vor dem Jahre 1859 zu beantworten, wertlos sind und daß es für uns besser ist, sie völlig zu ignorieren.“
    Heute kann man die Evolutionstheorie ungefähr ebenso anzweifeln wie die Lehre, daß sich die Erde um die Sonne dreht, aber die eigentliche Bedeutung der Darwinschen Revolution in ihrem ganzen Ausmaß ist immer noch nicht allgemein in das Bewußtsein der Menschen gedrungen. Die Zoologie ist in den Universitäten immer noch ein Nebenfach, und selbst diejenigen, die sie Studieren, treffen ihre Entscheidung häufig, ohne sich ihrer inhaltsschweren philosophischen Bedeutung gewahr zu werden. Die Philosophie und die als Geisteswissenschaften bezeichneten Fächer werden immer noch so gelehrt, als habe Darwin niemals gelebt. Dies wird sich ohne Zweifel mit der Zeit ändern. Gleichwie, dieses Buch ist nicht als allgemeines Plädoyer zugunsten des Darwinismus gedacht. Statt dessen wird es die Folgen der Evolutionslehre für ein spezielles Problem erforschen. Ich habe mir vorgenommen, die Biologie von Egoismus und Altruismus zu untersuchen.
    Abgesehen von seinem akademischen Interesse liegt die Bedeutung dieses Gegenstands für den Menschen auf der Hand. Er berührt jeden Aspekt unseres sozialen Lebens, unseres Liebens und Hassens, Kämpfens und Zusammenarbeitens, Gebens und Nehmens, unserer Habgier und unserer Freigebigkeit. Das gleiche können auch Lorenz’ Buch Das sogenannte Böse,   Ardreys Der Gesellschaftsvertrag   und Eibl-Eibesfeldts Liebe und Haß   für sich in Anspruch nehmen. Die Schwierigkeit bei diesen Büchern ist nur, daß ihre Autoren ganz und gar falsch lagen. Sie irrten sich, weil sie nicht richtig verstanden haben, wie die Evolution funktioniert. Sie gingen von der irrigen Annahme aus, das Wesentliche bei der Evolution sei der Vorteil für die Art (oder die Gruppe) und nicht der Vorteil für das Individuum (oder das Gen). Ungerechtfertigterweise wurde Lorenz von Ashley Montagu als ein „direkter Nachkomme der ›Natur, Zähne und Klauen blutigrot‹-Denker des 19. Jahrhunderts ...“ kritisiert. So wie ich Lorenz’ Auffassung von der Evolution verstehe, wäre er sich mit Montagu völlig darin einig, die Implikationen von Tennysons berühmtem Ausspruch zurückzuweisen. Im Gegensatz zu beiden meine ich jedoch, daß „Natur, Zähne und Klauen blutigrot“ unser modernes
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