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Das egoistische Gen

Titel: Das egoistische Gen
Autoren: Richard Dawkins
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auch er hier etwas Neues finden wird, eine neue Art vielleicht, altvertraute Ideen zu betrachten; möglicherweise wird er sogar selbst zu neuen Ideen angeregt. Sollte dieses Ziel zu hochgesteckt sein, dann hoffe ich wenigstens, daß ihm das Buch einmal als Reiselektüre Vergnügen bereiten wird.
    Der dritte Leser in meiner Vorstellung war der Student, der nicht mehr ganz Laie, aber auch noch kein Experte ist. Wenn er sich noch nicht für ein Spezialgebiet entschieden hat, so hoffe ich ihn dazu zu ermutigen, meinem eigenen Fachgebiet, der Zoologie, einen zweiten Blick zu schenken. Es gibt noch einen besseren Grund für das Studium der Zoologie als ihre potentielle „Nützlichkeit“ und die allgemeine Tatsache, daß Tiere liebenswerte Geschöpfe sind. Dieser Grund ist, daß wir Lebewesen die kompliziertesten und mit größter Perfektion konstruierten Maschinen des bekannten Universums sind. So betrachtet, ist kaum vorstellbar, wie jemand überhaupt etwas anderes studieren kann! Für den Studenten, der sich bereits der Zoologie verschrieben hat, besitzt mein Buch, so hoffe ich, vielleicht einen pädagogischen Wert. Er muß sich durch das Originalmaterial und die Fachbücher, auf denen meine Abhandlung aufbaut, hindurcharbeiten. Falls er die Originalquellen schwer verdaulich findet, mag meine nichtmathematische Interpretation – als Einführung und Begleittext – vielleicht eine Hilfe sein.
    Die Gefahren, die sich ergeben, wenn man drei verschiedene Lesertypen gleichzeitig ansprechen will, liegen auf der Hand. Ich kann nur sagen, daß ich mir dieser Gefahren durchaus bewußt gewesen bin, daß sie mir jedoch durch die Vorteile eines solchen Versuchs aufgewogen schienen. Ich bin Ethologe, also Verhaltensforscher, und dies ist ein Buch über tierisches Verhalten. Wie sehr ich der ethologischen Tradition, in der ich meine Ausbildung erhielt, verpflichtet bin, wird deutlich zu erkennen sein. Insbesondere Niko Tinbergen ist sich nicht bewußt, in welchem Ausmaß mich die zwölf Jahre beeinflußt haben, die ich unter seiner Leitung in Oxford arbeitete. Der Ausdruck „Überlebensmaschine“ könnte, obwohl er tatsächlich nicht von ihm ist, dennoch gut von ihm stammen. Aber die Verhaltensforschung ist in jüngster Zeit durch eine Flut von Ideen aus Quellen belebt worden, die man herkömmlicherweise nicht als ethologisch ansieht. Das vorliegende Buch gründet sich weitgehend auf diese neuen Vorstellungen. Auf ihre Urheber wird an den entsprechenden Textstellen verwiesen; die wichtigsten sind G. C. Williams, J. Maynard Smith, W. D. Hamilton und R. L. Trivers.
    Von verschiedenen Seiten wurden Titelvorschläge für das Buch gemacht, die ich dankbar als Kapitelüberschriften verwendet habe: „Die unsterblichen Spiralen“, John Krebs; „Die Genmaschine“, Desmond Morris; „Genesmanship“*, Tim Clutton-Brock und Jean Dawkins, unabhängig voneinander und mit der Bitte um Entschuldigung an Stephen Potter.
    * Der Titel ist in dieser deutschen Ausgabe mit „Genverwandtschaft“ übersetzt. Er wird hier in der englischen Fassung genannt, damit die Anspielung auf die Titel von S. Potter (One-Upmanship, Supermanship)   nicht verlorengeht. Anmerkung der Übersetzerin.
     
    Imaginäre Leser mögen als Ziel frommer Wünsche und Hoffnungen ausreichen, sie sind jedoch von geringerem praktischem Nutzen als reale Leser und Kritiker. Ich habe eine besondere Vorliebe dafür, Texte immer wieder zu überarbeiten, und daher sah sich Marian Dawkins zahllosen Entwürfen und geänderten Fassungen einer jeden Seite gegenüber. Ihre umfangreiche Kenntnis der biologischen Literatur und ihr Verständnis in den theoretischen Fragen sowie ihre andauernde Ermutigung und moralische Unterstützung waren für mich entscheidend wichtig. Auch John Krebs, der mehr von der Materie versteht als ich, las das ganze Buch im Entwurf und gab mir in großzügiger und freigiebiger Weise Rat und Anregungen. Glenys Thomson und Walter Bodmer kritisierten meine Behandlung genetischer Fragen freundlich, aber unbeirrbar. Ich fürchte, meine korrigierte Fassung wird sie vielleicht immer noch nicht völlig zufriedenstellen, aber ich hoffe, sie finden sie etwas besser. Ich bin ihnen für die Zeit und Geduld, die sie mir gewidmet haben, dankbar. John Dawkins bewies eine unfehlbare Spürnase für irreführende Ausdrucksweisen und machte ausgezeichnete konstruktive Vorschläge für andere Formulierungen. Ich hätte mir keinen geeigneteren „intelligenten Laien“ wünschen
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