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Das Echo

Titel: Das Echo
Autoren: Minette Walters
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nach Washington getan, um seine Frau in einen so tiefen Abgrund der Verzweiflung zu stürzen, daß sie sich das Leben nahm? Noch interessanter ist die Frage, ob Veritys Abschiedsbrief, der keinen Adressaten und keinen Umschlag hatte, ihm galt oder einem anderen Menschen.
    Es ist gut möglich, daß die Wahrheit in den Worten liegt, die Jean Fenton am fünften Geburtstag ihres Adoptivsohns in ihr Tagebuch schrieb: »Wie gern Peter doch schauspielert. Heute spielt er das Musterkind. Morgen wird der Teufel an der Reihe sein. Ich wünschte, ich wüßte, welcher dieser verschiedenen Peter der wahre ist.«
Der Fall des flüchtigen Bankers - James Streeter
    James Streeter wurde am 24. Juli 1951 als ältester Sohn von Kenneth und Hilary Streeter in Cheadle Hulme, Cheshire, geboren. Er besuchte das Gymnasium in Manchester und die Universität Durham, wo er moderne Sprachen studierte. Nach seinem Abschluß nahm er in Paris bei Le Fournet, einer französischen Handelsbank, eine Stellung an. Dort blieb er fünf Jahre, bis er zu einer Tochtergesellschaft in Brüssel ging. Dort lernte er Janine Ferrer kennen und heiratete sie, doch die Ehe hielt nur drei Jahre, und nach seiner Scheidung im Jahr 1983 kehrte er nach Großbritannien zurück, um einen Posten bei Lowenstein’s Merchant Bank in der Londoner City zu übernehmen. 1986 heiratete er eine aufstrebende Architektin, die sieben Jahre jünger war als er. Kenneth und Hilary Streeter beschreiben die Ehe der beiden als stürmisch. »Sie hatten wenig gemeinsam«, bekennt Hilary, »und das führte zu Auseinandersetzungen, aber es ist lächerlich zu unterstellen, daß James aufgrund von Depressionen wegen seiner Eheprobleme zum Dieb wurde. Im übrigen begann er, wenn man der Polizei glauben kann, ja bereits ein Jahr vor seiner Heirat mit den Unterschlagungen. Die Fakten stimmen also gar nicht überein. Es macht uns wirklich zornig, daß der Ruf unseres Sohnes derart in den Schmutz gezogen wird, nur weil die Polizei dem Schein unbesehen glaubt. Man sollte seinen Mörder verurteilen, nicht James.«
    Auf den ersten Blick scheint James Streeters Verschwinden ebenso leicht erklärbar zu sein wie das Lord Lucans; nur Tage nämlich, nachdem er am Freitag, dem 27. April 1990, seinen Platz bei Lowenstein’s Merchant Bank geräumt hatte, wurde er in Abwesenheit beschuldigt, seine Arbeitgeber um 10 Millionen Pfund betrogen zu haben. Die Beweise gegen ihn scheinen erdrückend. Wenige Wochen vor seinem Verschwinden entdeckten die Wirtschaftsprüfer der Bank gewisse Unregelmäßigkeiten in den Büchern, die sie dem Aufsichtsrat zur Kenntnis brachten. Es handelte sich um ein Defizit von 10 Millionen Pfund, das seinen Ursprung in Streeters Abteilung zu haben schien und sich über einen Zeitraum von fünf Jahren angehäuft hatte. Ganz einfach gesagt, wurde der Diebstahl mit Hilfe betrügerischer Konten bewerkstelligt, über die große internationale Transaktionen liefen und von denen hohe Zinsen abgesahnt wurden. Die ganze Operation baute auf dem Versäumnis der Bank auf, zuverlässige Sicherheitsfunktionen in ihr Datenverarbeitungssystem zu integrieren. Das Resultat war, daß die betrügerischen Konten nicht bemerkt wurden und die Zinsen, die im Lauf der Jahre auf die Seite gebracht wurden, beträchtliche Summen erreichten.
    Der Aufsichtsrat entschloß sich - ein Fehler, wie die nachfolgenden Ereignisse zeigten -, eine betriebsinterne Untersuchung vornehmen zu lassen, geheim, um eine Panik unter den Bankkunden zu vermeiden. Die Sache wurde nicht richtig in die Hand genommen, die Geheimhaltung war von Anfang an nicht gewährleistet und die Folge war, daß es nicht gelang, den schuldigen Angestellten zu finden, während dieser gleichzeitig gewarnt wurde.
    Als James Streeter am Abend des 27. April verschwand, herrschte die allgemeine Ansicht, er habe sich mit einem Vermögen aus dem Staub gemacht, zumal seine Flucht nur Stunden nach dem verspätet getroffenen Beschluß des Aufsichtsrats erfolgte, die Untersuchung der Polizei zu übergeben.
    Trotz ausführlicher Befragung seiner Ehefrau und einer ausgedehnten Untersuchung seiner finanziellen Angelegenheiten gelang es jedoch nicht, auch nur eine Spur von Streeter oder dem unterschlagenen Geld zu finden. Skeptiker behaupten, sein Fluchtplan habe schon seit Wochen, Monaten oder sogar Jahren festgestanden und die 10 Millionen Pfund seien aus dem Inland an einen sicheren Ort im Ausland transferiert worden. Verteidiger, vornehmlich seine Eltern und sein
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