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Das Echo

Titel: Das Echo
Autoren: Minette Walters
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würde behaupten, daß die Sache noch nicht rechtshängig ist, weil Amanda noch nicht wegen Mordes an James Streeter unter Anklage gestellt worden ist.« Sein Gesicht bekam einen zynischen Ausdruck. »Und dazu wird es auch nicht kommen, wenn die Experten keine eindeutige Todesursache feststellen können. Stimmt es, daß sie ihr Geständnis widerrufen hat?«
    Deacon nickte.
    »Na also, um so mehr Grund, das zu veröffentlichen, und wenn wir dann genug Staub aufwirbeln könnten, um einen Prozeß zu erzwingen, würde ich es gründlich ausschlachten, daß unsere Bemühungen zu ihrer Verurteilung wegen beider Morde geführt haben, und sie nicht völlig ungeschoren davongekommen ist, wie es sich ja jetzt abzeichnet.«
    »Und wenn die Zeitschrift eine Verleumdungsklage an den Hals bekäme?«
    »Wir hätten auf jeden Fall der Gerechtigkeit gedient, sowohl was sie als auch was dieses Schwein de Vriess betrifft.« JP lachte. »Deswegen haben sie mich gefeuert, ganz klar. Heutzutage zählt nur der Profit, und ein soziales Gewissen wie meines kommt teuer.«
    Deacon hörte seinen Anrufbeantworter ab.
    »Barry ist wieder festgenommen worden«, meldete Greg Harrison in sachlichem Ton. »Trunkenheit und Erregung öffentlichen Ärgernisses praktisch vor unserer Tür. Seine Mutter weigert sich entschieden, ihn wieder aufzunehmen, er möchte deshalb Ihre Adresse als vorübergehenden Wohnort angeben. Sie müssen da mal klare Verhältnisse schaffen, Mike. Er sagt, er betrinkt sich nur, weil er Sie liebt.« Er machte eine kurze Pause. Um zu lachen? fragte sich Deacon säuerlich. »Hören Sie, rufen Sie mich zurück, sobald es geht.«
    Als nächstes Lawrence’ Stimme. »Das tut mir aber wirklich leid, mein Freund. Ich sehe, man hat Ihrem Artikel die Zähne gezogen. Was für eine Enttäuschung für Sie. Ich weiß, wieviel Ihnen daran lag zu zeigen, daß Billys Leben einen Sinn hatte. Ist es ein Trost, ihn als Terrys Mentor zu sehen? Denn das ist doch letztlich Billys wahres Verdienst gewesen, nicht wahr?«
    Als der Anrufbeantworter schwieg, begann langsam die Leere der Wohnung spürbar zu werden. Picassos Frau im Hemd war ebenso verschwunden wie der Fernsehapparat und die Stereoanlage, die Terry aus dem Schlafzimmer ins Wohnzimmer befördert hatte. Der Big Ben und die Hohlmuschel zierten nicht mehr den Kaminsims, und Turners Fighting Téméraire war nur noch eine Erinnerung an einer leeren Wand. Deacon ging in die Küche und warf einen Blick in die Keksdose. In ihr lag ein gefalteter Zettel.
    Hallo Kumpel. Ich schätze, ich hab’ verdient, was ich mitgenommen hab’, weil ich lesen und schreiben gelernt hab’. Außerdem ist es viel weniger als die fünfhundert Eier, die ich dir gleich am Anfang hätte abnehmen können. Grüß Lawrence und Mrs. D. von mir. Die zwei sind gute Typen. Du auch. Ich besuch’ dich mal. Dein Freund Terry
    PS: Sag diesem Redakteur, er soll dir den Buckel runterrutschen, und konzentrier dich aufs Bücherschreiben. Mach deins, Kumpel. Ich mein’, wie Billy immer gesagt hat: Jeder, der in Ketten stirbt, hat’s wahrscheinlich verdient.

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel
»The Echo«
bei Macmillan, London
     
     
     
     
     
    Umwelthinweis:
Alle bedruckten Materialien dieses Taschenbuches
sind chlorfrei und umweltschonend.
     
    Einmalige Sonderausgabe März 2005
    Copyright © der Originalausgabe 1997 by Minette Walters Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 1998
    by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
unter Verwendung eines Motivs von
Hans Holbein (Ausschnitt)
     
    eISBN : 978-3-894-80584-5
    www.goldmann-verlag.de
    www.randomhouse.de
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