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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen
Autoren: Silvia Kaffke
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bedauern, das Kind abgeben zu müssen.
    Strahlend hielt Zita die Kleine hoch und zeigte sie allen. «Das ist meine Resi!»
    «Ich störe das Glück nur ungern», sagte Dr.   Havemann, «aber wir sollten schnell hier raus. Es ist kalt und dunkel, und draußen scheint sicher schon die Sonne.»
    «Was macht der Kopf?», fragte Hermann Ebel, als sich alle in Bewegung setzten.
    «Er tut höllisch weh, und ich habe mich übergeben. Aber jetzt will ich nur noch nach Hause.» Jetzt erst entdeckte er die Trage mit dem Commissar. «Ist das Commissar Borghoff?»
    «Ja.»
    Hermann konnte sehen, wie Ebels Augen feucht wurden. «Wird er wieder?»
    «Das hoffe ich sehr. Ihre beiden Polizeidiener sind leider tot.»
    «Kramer und Schröder?» Jetzt kamen Ebel wirklich die Tränen, und bis sie wieder ans Tageslicht kamen, heulte er wie ein Kind.

E pilog
    Es war ein schöner Tag Anfang August. Dr.   Hermann Demuth schloss seinen Arztkoffer. «So, das war mein letzter Besuch bei Ihnen, Herr Commissar.»
    Obwohl er nach wie vor als Werksarzt beim Phoenix arbeitete, hatte er es übernommen, die Genesung Roberts nach den schweren Verletzungen zu überwachen.
    Die Wunden waren gut verheilt, aber die lange Zeit, die er im Bett hatte verbringen müssen, hatte Robert geschwächt, und er kam nur langsam wieder auf die Beine. Es machte Lina Sorgen, dass ihr Mann immer noch nicht zu seiner alten Kraft gefunden hatte.
    «Sie sollten täglich kleine Spaziergänge machen», riet Hermann seinem Patienten. «Immer ein bisschen länger. Trauen Sie sich ruhig etwas zu.»
    «Und Sie machen sich also morgen auf die lange Reise?», fragte Robert.
    Demuth nickte. Seit er und Zita sich entschieden hatten, zusammenzubleiben, war beiden klar, dass sie nicht in Ruhrort leben konnten. Jeder kannte inzwischen Zitas Vergangenheit, und auch seine eigene Rolle in der Greiferbande machte beide nicht gerade vertrauenswürdig für die braven Ruhrorter.
    Deshalb hatte Eberhard Messmer seine Beziehungen in Amerika spielen lassen und Hermann einen Empfehlungsbrief ausgestellt. Auch die Kosten für die Passage der kleinenFamilie hatte er übernommen. Demuth wollte sich irgendwo in einer kleinen aufstrebenden Stadt als Arzt niederlassen und hatte sich verpflichtet, einige Jahre dort zu bleiben.
    Nachdem der Staatsanwalt entschieden hatte, die Greiferbande in Duisburg vor Gericht zu bringen und nicht bis zur Schwurgerichtsperiode in Wesel zu warten, war der Weg in die Neue Welt frei. Vor einer Woche hatten Hermann und Zita ausgesagt. Alle Diebe waren zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt worden. Mina kam glimpflicher davon, da ihr persönlich kaum etwas nachgewiesen werden konnte. Doch zwei Jahre Frauengefängnis konnten für eine Frau wie sie leicht zur Ewigkeit werden.
    Der Abschied von Hermann Demuth fiel sehr herzlich aus. Lina und Robert hofften, dass er in Amerika sein Glück finden würde.
    Am Nachmittag meldete Finchen ihrer Herrschaft, dass die Kutsche des Barons vorgefahren sei. Die Zeiten, in denen sie wie der Wind durch das Haus lief, waren indes vorbei. Seit Lina sie offiziell zur Hausmamsell befördert hatte, versuchte sie, sich würdevoll zu geben, was Robert und Lina bisweilen amüsierte. Von Simon hatte sie schon lange nichts mehr gehört, es hieß, er wäre jetzt auf einem Binnenschiff unterwegs.
    Cornelius von Sannberg löste ein Versprechen ein, das er Robert gegeben hatte, als noch gar nicht sicher war, dass der Commissar seine schweren Verletzungen überleben würde. Damals war er gerade zurück aus der Haft in Wesel, wo jetzt an seiner Stelle Ferdinand Weigel auf den Schwurgerichtsprozess wartete. Robert hatte gerade vom Tod seiner beiden Polizeidiener erfahren und sich sehr gegrämt, dass er nicht in der Lage war, an der Beerdigung teilzunehmen. Und auch jetzt, Wochen nach den Ereignissen, hatte er die Gräber noch nicht besuchen können.
    Nachdem der Doktor ihn ermutigt hatte, wollte Robert dasendlich nachholen und hatte Cornelius um seine Kutsche gebeten, die bequemer war als der kleine offene Zweisitzer der Borghoffs. Lina begleitete ihn, und Dietrich übernahm die Zügel vom Kutscher des Barons.
    Wenig später hielt Dietrich direkt vor dem Friedhofstor und sprang vom Kutschbock, um seinen Herrschaften aus der Kutsche zu helfen. Er reichte Lina ihren Gehstock. Dann half er auch dem Commissar herab, der noch recht wackelig auf den Beinen war.
    Robert hatte, seit er das Bett verlassen konnte, schon öfter darüber gewitzelt, dass nun nicht nur
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