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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen
Autoren: Silvia Kaffke
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ist verschlossen worden.» Sie klang erschöpft.
    «Hast du nicht gesagt, du kennst dich hier unten aus?» Wenn Kellerer sie angeschrien hätte, wäre ihr wohler gewesen. Aber das war dieser fast freundliche Ton, der ihr sagte, dass es nun gefährlich werden könnte. «Was nun?», fragte Kellerer.
    «Wir müssen zurück», sagte Mina zaghaft. «Wenn wir Glück haben, verfolgen die Polizisten unsere Leute schon durch den anderen Gang.»
    «Aber sie werden noch jemanden bei den Booten haben», überlegte Kellerer. «Los! Zu unserem Altstadtausstieg. Sie haben nicht genug Leute, um alle Ausgänge zu bewachen.»
    Eine Weile hofften sie auf eine Abkürzung, irgendeinen parallelen Gang, denn sie mussten sich ganz in der Nähe ihres gewohnten Eingangs befinden. Aber es gab keine, sie mussten tatsächlich den ganzen Weg zurück bis zum großen Nord-Süd-Gang.
    «Ich hätte nie auf dich hören dürfen», sagte Kellerer. SeinTon schien immer gelassener zu werden, je verzweifelter Mina die Situation erschien. «Wegen deiner dummen Bälger sitzen wir nun in diesem Drecksnest in der Falle.» Und dann schlug er sie plötzlich hart ins Gesicht.
     
    Am Schiffsbauplatz an der Ruhr, dort wo der große Nord-Süd-Tunnel endete, bewachte Hafenmeister Bernhard Heinicken mit ein paar Schiffern, die als Freiwillige mitgekommen waren, die Boote der Greiferbande. Inspektor Ebel hatte die Schiffsführer und die Besatzung der kleinen Dampfschiffe festgenommen und gleich auf ihren eigenen Booten festgesetzt, bevor er seinen Leuten in den Tunnel gefolgt war.
    Der Hafenmeister untersuchte währenddessen die Kisten, Körbe und Säcke mit dem Diebesgut. Als er eine im Gegensatz zu allen anderen sehr große Kiste inspizierte, hörte er plötzlich ein lautes Hämmern.
    Rasch ließ er sich ein Brecheisen holen, und als er den Deckel der Kiste aufgehebelt hatte, kam Hermann Demuth zum Vorschein. Er war etwas wackelig auf den Beinen, weil er viele Stunden in der engen Kiste verbracht hatte, aber nachdem er reichlich Wasser und auch einen Schnaps getrunken hatte, ging es ihm schon besser.
    Viel konnte Heinicken ihm nicht erklären, nur dass Inspektor Ebel bei ihm aufgetaucht war und sie dann mit ein paar Schiffern in einem Ruderboot zum Hafenmund gefahren waren, wo sie gemeinsam mit den übrigen Polizisten den dreisten Dieben von Ruhrort einen Strich durch die Rechnung gemacht hatten.
    Daraufhin sprang Hermann auf und lief in den Tunnel.
    «Lass ihn», sagte einer der Schiffer zu Heinicken. «Wenn mich einer in so eine Kiste gesperrt hätte, würde ich dem auch eins auf die Mütze geben wollen.»
     
    Es dauerte, bis Dietrich mit bloßen Händen, aber sehr leise, die Mauer abgetragen hatte. Er hatte nur einen schmalen Durchgang hineingebrochen, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Von weitem hörten sie großen Lärm.
    «Irgendetwas ist da los», sagte Dietrich. Er nahm das Gewehr von der Schulter.
    Sie kamen dem Lärm näher, und auf einmal öffneten sich rechts und links vom Gang mehrere Räume. Vermutlich hatte man hier die Schmuggelwaren gelagert, bevor man sie im Süden über die Ruhr oder nordwestlich durch den Hafen wegschaffte.
    Der erste Raum brachte dann gleich furchtbare Gewissheit. Dort lagen die Leichen von Schröder und Kramer.
    Lina hatte den jungen Kramer noch nicht gut gekannt, aber der besonnene Schröder war einer von Roberts besten Leuten, und sie wusste, dass ihr Mann ständig versucht hatte, den Bürgermeister zu überreden, ihn endlich zum Sergeanten zu befördern.
    Die toten Polizisten führten Lina wieder vor Augen, was sie hier unten eigentlich suchte und dass es mehr als wahrscheinlich war, auch Robert tot vorzufinden. Sie umklammerte ihre Pistole.
    «Gehen wir weiter», sagte sie und atmete tief durch.
    Die nächsten Räume waren leer, doch dann schrie Zita plötzlich auf. Auf dem Boden nahe der Tür lang ein Kinderhäubchen.
    «Ist das von deiner Tochter?», fragte Lina.
    Zita nickte nur und begann zu schluchzen.
    «Komm weiter. Das muss nichts bedeuten», sagte sie zu Zita. Und vielleicht bedeuten die toten Polizeidiener auch nicht, dass Robert tot ist, dachte sie. Ihr Verstand sagte ihr ständig, dass es nicht anders sein konnte. Dass Zita ihn gesehen hatte. Aber ihr Herz konnte es einfach nicht glauben.
     
    Mina wischte sich Blut von der Nase und schaute Kellerer angsterfüllt an. Es war also so weit. Er hatte sie als die Schuldige an seiner Misere ausgemacht. Seine Bande fiel der Polizei in die Hände, sie selbst waren
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