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Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)
Autoren: Åke Edwardson
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hatte keine Angst. Sie hatte Angst. Sie …
    »Das Auto ist seit drei Tagen nicht bewegt worden«, hörte sie den Seebär sagen. »Niemand hat die Post aus dem Briefkasten genommen.«
    Wieder hörte sie das Baby schreien. Das Schreien scheint jetzt schwächer zu werden, dachte Nykvist. Es klingt, als käme es von dort. Sie ging zu einem Fenster einige Meter links von der Haustür. Von drinnen hörte sie das Kind. Sie wischte ein Guckloch in die zugefrorene Scheibe, spähte hinein, sah ein Gitterbett, etwas, das sich einige Meter tiefer im Zimmer bewegte. Das Zimmer musste direkt links von der Diele liegen.
    »Wir gehen rein!«, rief sie Ivankovic zu.
    Er brauchte fünfzehn Sekunden, um das Schloss zu öffnen. Das war eine sehr lange Zeit.
    Sie betraten das Haus, Ivankovic als Erster, gefolgt von Nykvist. Sie ging sofort zu dem Kind, hob es aus dem Bett, alles war nass und heiß und kalt zugleich, alles war schlimmer, als es jemals gewesen war.
    Ivankovic nahm den Geruch wahr, der sich aus den Türen tiefer im Flur auf ihn zu stürzen schien. Er kannte den Geruch, ein Gestank, aber er wollte es nicht wissen. Jetzt war er auf dem Weg zu den Türen. Er sah die Leichen und rief das Revier an, die Nachricht wurde weitergeleitet, alles innerhalb von Sekunden, hoffte er, sie sollte das Dezernat für Schwerstverbrechen bereits erreicht haben. Paula kam mit etwas im Arm von links, der Alte hinter ihr sagte etwas.
    Winter und Ringmar fuhren in südlicher Richtung. Es schneite immer noch. Das Askimbad war ein weißes Feld, das Meer eine weiße bewegungslose Masse. Mitten auf dem Feld stand ein einsames Fahrrad. Es erinnerte an etwas. Winter kam nur nicht darauf, an was.
    »Als die Kinder noch klein waren, sind wir manchmal abends mit dem Rad hierhergefahren.« Ringmar betrachtete das Fahrrad auf dem Feld und die alten Gebäude der Badeanstalt. »Zu der Zeit war es abends häufig schön.« Er drehte sich zu Winter um. »Kannst du dich noch daran erinnern, Erik? Dass es früher häufig schöne Abende gegeben hat?«
    Die Ampel sprang um, Winter fuhr an. Er dachte daran, dass es hier früher keine Ampeln gegeben hatte. Es war die Hölle gewesen, sich vom Parkplatz des Bades auf die Säröumgehung einzufädeln. Sie hätten öfter mit dem Rad fahren sollen. Ringmar hatte recht. Aber Ringmar war zweihundert Jahre älter, er hatte mehr in seinem Leben getan, all das, was Winter noch vor sich hatte. Im nächsten Jahr würde Bertil in Pension gehen oder erst im übernächsten. Oder ein Jahrzehnt später. Bertil war größer als das Leben, ihn würde es immer geben.
    »Es waren schöne Abende«, wiederholte Ringmar. »Die Migranten haben gegrillt. Überall am Strand roch es nach gegrilltem Fleisch. Sie brachten immer ihren eigenen Grill mit.«
    »Daran erinnere ich mich«, sagte Winter. »Es hat wahnsinnig gut gerochen.«
    »Ich weiß nicht, wie es jetzt ist«, sagte Ringmar. »Vielleicht kommen sie nicht mehr hierher.«
    »Wir können im Sommer mal mit dem Rad herfahren«, sagte Winter und fuhr weiter Richtung Süden.
    »Lieber mit dem Auto«, sagte Ringmar. »Ich glaube, ich möchte nicht mehr so weite Strecken mit dem Rad fahren.«
    »Mit dem Auto ist es nicht dasselbe, Bertil. Und du hast eine bessere Kondition als ich.«
    Ringmar antwortete nicht.
    »Ich mag nicht, was ich gleich sehen werde«, sagte er nach einer Weile.
    Sie kamen am Hallenbad vorbei, das linker Hand lag. Dorthin hatte Ringmar Moa und Martin früher zum Schwimmtraining gebracht. Während die Kinder trainierten, war er eine Runde gelaufen, an der Kirche vorbei, über die Umgehung, hinunter zum Hovåsbad, an dem stillgelegten Bahnhof vorbei und wieder zurück. Es war eine andere Welt gewesen, am anderen Ende der Welt, in der er jetzt lebte. Ihm war es vorgekommen, als liefe er durch ein fremdes Land, in dem es anders duftete. Als die Kinder mit dem Schwimmtraining aufhörten, war er trotzdem ein paar Mal in der Woche hierhergefahren, um diese verdammte Runde zu laufen. Er wusste, dass es eine Art Therapie war, wusste aber nicht wofür. Das wurde ihm erst später klar, als er weder einen Sohn noch eine Ehefrau und nur noch selten eine Tochter hatte. Da hatte er erwogen, sich zu Tode zu laufen, wie ein alter Traber, der den ganzen Scheiß satthat. Mit dem Gedanken beschäftigte er sich hin und wieder immer noch. Er wollte es nicht tun. Das war destruktive Selbsttherapie.
    Winter verließ die Umgehung und bog bei dem alten Kodakhaus ab, das ihn daran erinnerte, wie er
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