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Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)

Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
Autoren: Christine Feehan
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zitterten vor Angst. Der Adler spähte herab und ignorierte den verlockenden Anblick eines Faultiers, um den Jaguar im dichten Unterholz des Waldbodens nicht zu verlieren.
    Die Wurzeln, die sich auf der Suche nach Nahrung über den Boden schlängelten, machten ihn zu einer Masse manchmal unüberwindlicher Hindernisse. Tausende von Kletterpflanzen wanden sich um die mächtigen Baumstämme, die sie als Leiter zur Sonne hinauf benutzten. Kräftige Lianen und sogar Wurzeln von Kletterpflanzen hingen wie dicke Seile herab oder verflochten sich von Baum zu Baum und stellten ein großartiges, luftiges Straßennetz für Tiere dar. Die vollkommen verhedderten Lianen waren voller Spalten und Kerben, ideale Verstecke für die Tiere, die an den Stämmen und in den Ästen der Bäume Zuflucht suchten.
    Die Raubkatze zögerte, als sie sich des großen Raubvogels über ihr bewusst wurde. Es wurde schnell dunkel, und trotzdem verfolgte der große Vogel sie immer noch. Manchmal zog er nur träge Kreise über ihr, dann wieder stürzte er plötzlich durch die Bäume hinunter und schreckte die Tiere auf, bis ein solch irrer Lärm ausbrach, dass die Katze versucht war, eine Warnung zu brüllen. Sie beschloss jedoch, den Adler zu ignorieren, ihrem Instinkt zu folgen und sich auf das Erreichen ihres Ziels zu konzentrieren.
    Hügel und Hänge waren von Süßwasserströmen und -bächen durchzogen, die über Felsen und Pflanzen den größeren Flüssen entgegenflossen, in denen es so viele Ablagerungen gab, dass sie die Farbe von Milchkaffee zu haben schienen. Reich an Leben, waren diese Wildwasserflüsse auch die Heimat der seltenen Flussdelfine. Die Schwarzwasserflüsse sahen klar und vielleicht einladender aus, da sie frei von Sedimenten waren, aber sie waren nahezu leblos, unnatürlich klar und rötlichbraun verfärbt und vergiftet von den Gerbsäuren, die von der verfaulenden Vegetation in den Boden sickerten. Das Jaguarweibchen verstand sich auf die Jagd in den ergiebigen Wildwasserflüssen, wo es die Fische mühelos ans Ufer schnippte, wenn es hungrig war.
    Zecken und Blutegel, die auf die Hitze und den Regen mit einer fieberhaften Blutgier reagierten, schwärmten aus und suchten nach einem warmblütigen Opfer. Die Raubkatze ignorierte die lästigen Blutsauger, die von ihrer Wärme und der offenen Wunde an ihrer linken Flanke angezogen wurden. Donner krachte und erschütterte die Bäume, was wie ein böses Omen wirkte. Ein Faultier bewegte sich unendlich langsam, sein von Algen bedecktes grünes Fell half ihm, mit den Blättern des Baumes zu verschmelzen, an denen es gerade tafelte. Aber die Katze war sich seiner Anwesenheit über ihr nur allzu gut bewusst, so wie sie sich aller Dinge im Wald bewusst war – vor allem jedoch des Haubenadlers, der sie weiterhin hartnäckig auf Schritt und Tritt verfolgte, obwohl die Nacht schon fast hereingebrochen war. Statt sie zu stören, tröstete seine ungewöhnliche Gegenwart sie jedoch und linderte ihre wachsende Furcht und ihre völlige Erschöpfung, und sie stapfte beharrlich weiter durch die nahezu undurchdringliche Vegetation.
    Die Lianengeflechte wurden dichter. Die große Katze bewegte sich lautlos durch das Unterholz voran, über umgestürzte Bäume und unter schirmähnlichen Blättern hindurch, von denen das Wasser tropfte. Ihre Bewegungen verrieten vollkommenes Selbstvertrauen, ein eleganter, muskulöser Körper voller dunkler Flecken, der trotz des unübersehbaren Hinkens durch das schier undurchdringliche Gestrüpp geradezu zu schweben schien. Das Rauschen von Wasser wurde ohrenbetäubend, als der Jaguar sich den Hängen näherte, wo das Wasser durch das Ufer brach und in den Fluss darunter strömte.
    Während die große Katze ihren Weg fortsetzte und der Raubvogel durch die Lüfte schwebte, warnten Affen und Vögel die Pekaris, Tapire und Pakas, die beiden Raubtieren als gutes Nachtmahl erscheinen könnten. Die Brüllaffen machten ihrem Namen alle Ehre und kreischten fürchterlich. Der Biss eines Jaguars konnte ihnen den Schädel zertrümmern, als wären sie eine Nuss. Da diese großen Katzen nicht nur sehr gute Kletterer, sondern auch hervorragende Schwimmer waren, konnten sie an Land, auf Bäumen oder auch im Wasser jagen. Die Harpyie konnte mühelos Beute von einem Ast herunterzerren oder sich lautlos von einem höheren Beobachtungspunkt hinunterfallen lassen, um ein argloses Opfer zu ergreifen.
    Dicke Muskelstränge zeichneten sich unter dem glatten, gefleckten Fell der Raubkatze
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