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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften
Autoren: Jules Verne
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winkten den beiden Geschöpfen ein letztes Lebewohl zu. (S. 231.)
     
    Dieser, noch immer ein sehr kräftiger Mann, stieß sie zurück und streckte sich, gleich einer Crustacee, die man auf den Rücken gewendet hat, mit den Beinen zappelnd wieder lang nieder.
    »Zum Teufel, rief Max Huber, der ist ja allein so schwer wie drei andere…
    – Doctor Johausen?« rief ihn John Cort zum letztenmale an.
    Statt jeder Antwort kratzte sich Seine Majestät, wie man es von Affen sieht, grinsend hinter den Ohren.
    »Mit diesem zum Thier herabgesunkenen Menschenkinde ist nichts anzufangen, erklärte Max Huber. Er ist zum reinen Affen geworden. So mag er auch Affe bleiben und weiterhin über Affen herrschen!«
    Jetzt hieß es nun blos, die königliche Wohnung zu verlassen. Zum Unglücke hatte Seine Majestät unter abscheulichem Grimassenschneiden angefangen, zu schreien, und zwar so laut, daß es gehört werden mußte, wenn sich Wagddis in der Nähe befanden.
    Zögerte man jetzt aber nur wenige Secunden, so ging damit vielleicht die so günstige Gelegenheit zur Flucht verloren… vielleicht kam Raggi mit seinem Kriegsvolk herzugelaufen. Die Lage der Fremden mußte sich, wenn diese in Mselo-Tala-Talas Wohnstätte überrascht wurden, entschieden verschlimmern, und dann konnten sie auf jede Hoffnung, ihre Freiheit wieder zu erlangen, getrost verzichten.
    Khamis und seine Gefährten überließen also den Doctor sich selbst und stürmten durch die wieder geöffnete Thür ins Freie.
Achtzehntes Capitel.
Der Ausgang des Abenteuers.
    Der Zufall begünstigte die Flüchtlinge. Der Auftritt und Lärm im Innern der Wohnung hatte noch niemand herbeigezogen. Der Vorplatz war leer, leer auch die darauf einmündenden Straßen. Einige Schwierigkeit machte es nur, sich in der Dunkelheit zurechtzufinden, zwischen dem Gezweig hindurchzuschlüpfen und auf kürzestem Wege nach der Ngalaer Treppe zu gelangen.
    Plötzlich tauchte vor den Fliehenden ein Wagddi auf.
    Lo-Maï war es, in Begleitung seines Söhnchens. Der Kleine, der Khamis und den übrigen schon nachgelaufen war, als diese sich nach der Hütte Mselo-Tala-Talas begaben, hatte seinen Vater von dem Vorgange unterrichtet. Dieser beeilte sich, die Fremden aufzusuchen, weil er den Foreloper und dessen Gefährten in ernster Gefahr wähnte. Jetzt, wo ihm klar wurde, daß sie zu entfliehen trachteten, erbot er sich, ihnen als Führer zu dienen.
    Das war ein Glück, denn sonst hätte keiner die Treppe gefunden.
    Doch welche Enttäuschung, als sie diese erreicht hatten!
    Der Eingang dazu war von Raggi und einem Dutzend Kriegern bewacht.
    Wenn sie – zu vier – den Durchgang zu erzwingen versuchten, war doch wohl kaum der erwünschte Erfolg zu erwarten.
    Jetzt hielt es Max Huber für an der Zeit, von seinem Gewehre Gebrauch zu machen.
    Raggi und zwei andere wollten sich eben auf ihn stürzen.
    Max Huber wich einige Schritte zurück und gab auf die Gegner Feuer.
    Mitten in die Brust getroffen brach Raggi auf der Stelle todt zusammen.
    Offenbar kannten die Wagddis weder den Gebrauch der Feuerwaffen, noch deren Wirkung. Der Knall und das Niederstürzen Raggi’s flößte ihnen einen solchen Schreck ein, daß man ihn kaum beschreiben kann. Und wäre ein Blitz während der Feierlichkeiten auf den Festplatz niedergefahren, sie hätten nicht heftiger erschrecken können. Der ganze Kriegertrupp stob auseinander; die einen flüchteten ins Dorf, die anderen voltigierten mit der Geschwindigkeit von Vierhändern die Treppe hinunter.
    Für einen Augenblick war der Weg jetzt frei.
    Nun hieß es nur, Lo-Maï und dem Kleinen zu folgen, die vorausgingen. John Cort, Max Huber, der Foreloper und Llanga ließen sich sozusagen hinuntergleiten, ohne dabei auf ein Hinderniß zu stoßen. Nachdem sie unter dem Dorfe in den Lüften hingeeilt waren, wendeten sie sich dem Rio zu. Diesen erreichten sie in wenigen Minuten, lösten hier eines der Canots vom Ufer und stiegen mit dem Vater und dem Kinde hinein.
    Jetzt leuchteten aber von allen Seiten Fackeln auf und von allen Seiten kamen eine Menge Wagddis herbeigelaufen, die vorher in der Umgebung des Dorfes umhergeirrt waren. Ein wüthendes, drohendes Geschrei wurde von einer wahren Wolke von Pfeilen begleitet.
    »Nun ohne Rücksicht, rief John Cort, es geht nicht anders!«
    Max Huber und er legten die Gewehre an, während Khamis die Patronen zum schnellen Wiederladen bereit hielt.
    Zwei Schüsse krachten. Zwei Wagddis waren getroffen und die wuthschnaubende Menge floh
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