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Das doppelte Rätsel

Das doppelte Rätsel

Titel: Das doppelte Rätsel
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Raumbehörde auf unseren Vorschlag hin für alle reaktorgetriebenen Raumschiffe Startverbot verhängt. Mit den alten, chemisch getriebenen Raketen würde der Professor erst in sechs bis sieben Tagen hier sein, da zur Zeit keine solche Rakete mehr startbereit ist. Die Hilfe käme also zu spät. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder wir erreichen eine Sonderregelung — zu diesem Zweck habe ich ein Konferenzgespräch mit Professor Beke, dem Chef der Raumbehörde, und mit Professor Mirano angemeldet, oder wir klären innerhalb von vierundzwanzig Stunden die Ursachen der Katastrophe, so daß das Startverbot generell aufgehoben werden kann — eine schwache, nicht sehr aussichtsreiche Möglichkeit. Sie bleibt uns immer noch — als letzter Ausweg.“
    Alle saßen stumm und warteten. Auf dem Bildschirm erschienen Ziffern und Buchstaben, dann die Sekretariate der Raumbehörde und des Gehirnspezialisten, dann endlich die beiden Professoren selbst.
    Der Kommandant begrüßte die beiden weltbekannten Wissenschaftler, referierte dann über die entstandene Situation und bat danach den Chef der Raumbehörde, eine Sondergenehmigung für den Start einer Rakete zu erteilen, die Professor Mirano und seinen Stab auf den Mond bringen würde, und er bat Professor Mirano, das damit verbundene Risiko auf sich zu nehmen, um dem kranken Genossen helfen zu können.
    Sandor Beke, ein älterer Mann mit einem imponierenden schwarzen Haarschopf, dessen Ansatz bis tief in die Stirn hineinreichte, wandte sich an Professor Mirano. „Ich bin bereit, in diesem besonderen Falle eine solche Genehmigung zu erteilen. Aber ich muß das von Ihrer Zustimmung abhängig machen, Kollege Mirano!“
    Der Gehirnspezialist wandte sich an den Kommandanten. „Können Sie mir ungefähr sagen, wie groß das Risiko ist? Können Sie mir Näheres über die Katastrophe sagen?“
    „Da der Vorgang selbst noch unaufgeklärt ist, läßt sich auch über die Größe des Risikos nichts sagen!“ erklärte der Kommandant mit gepreßter Stimme, aber Osterriem fiel ihm ins Wort: „Die Katastrophe bestand darin, daß die Aktivität des Antriebsreaktors plötzlich aus bisher unbekannten Gründen explosionsartig anwuchs.“ „Das ist eine Annahme!“ protestierte Bernaud.
    „Das ist bewiesen!“ entgegnete Osterriem und klopfte auf eine Kassette, die vor ihm auf dem Tisch stand.
    Professor Mirano hob den Arm, und alle schwiegen. Er hatte den Streit mit wachem Interesse verfolgt und sagte nun: „Unter diesen Bedingungen kann ich nicht zustimmen.“
    Dieser Erklärung folgte ein Schweigen, das zunehmend feindseliger wurde. Endlich erhob sich Bernaud. „Ich verstehe eine solche antihumane Entscheidung nicht und mißbillige sie aufs schärfste!“ erklärte er. In den Augen der anderen .Mitglieder der Untersuchungskommission war zu lesen, daß sie ihm zustimmten; nur Pollux hielt den Blick gesenkt und saß scheinbar teilnahmslos am Tisch. Sandor Beke wandte sich an den Ingenieur. „Genosse Bernaud, Sie kennen genau das Raumfahrtstatut. Sie haben kein Recht, irgend jemand einen Vorwurf zu machen.“ Er sagte es ohne Zorn, mit einer Stimme, als bedaure er, daß gerade er das Notwendige und Richtige sagen müsse.
    Professor Mirano mußte den halben Vorwurf gespürt haben, der in diesem Ton lag, denn auch er wandte sich nun an den Ingenieur: „Junger Mann, ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig. Aber damit Sie in Zukunft nicht noch öfter so leichtfertige Urteile fällen, will ich Ihnen erläutern, vor welcher Situation ich stehe. Ich habe zur Zeit sechsundvierzig Patienten. Zwölf davon muß ich innerhalb der nächsten zehn Tage operieren; acht haben eine Operation unmittelbar hinter sich, und es ist möglich, daß einige davon noch weitere operative Eingriffe brauchen. Unser Institut ist zur Zeit das einzige, das solche Operationen ausführen kann. Wie würden Sie an meiner Stelle entscheiden?“ Er machte eine abschließende Handbewegung und wandte sich an Sandor Beke. „Ich stehe Ihnen in den nächsten vier Tagen zur Verfügung. In vierundzwanzig Stunden bin ich mit meinem Stab und meinem Gepäck auf dem Transit-Satelliten. Schaffen Sie die Möglichkeit, daß ein Flug unter normalen Bedingungen garantiert werden kann. Guten Tag.“ Sein Bild verlosch.
    Sandor Beke wandte sich an die Kommission. „Kommandant Fejnberg, wir müssen die Entscheidung von Professor Mirano respektieren. Ermitteln Sie die Ursachen der Katastrophe. Der gesamte Apparat der Behörde steht Ihnen zur
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