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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus
Autoren: Greg Bear
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kann. Es ist ein Auftrag, und verdammt noch mal, ich bin davon überzeugt. Nachdem ich Stella gesehen habe … den neuen Stern … ist die Sache wirklich besiegelt. Vorher hätte ich es einfach nicht geglaubt.«
    Wendell und Maria kamen von der Eiche herüber, und Wendell zog eine Zeitschrift aus einer Papiertüte. »Ich dachte, das könnte dich interessieren«, sagte Maria zu Kaye und gab ihr das Heft.
    Als sie das Titelbild sah, musste sie laut lachen. Es war eine Nummer des Computermagazins WIRED , und der leuchtend orangefarbene Umschlag zeigte die schwarzen Umrisse eines zusammengekrümmten Fetus mit einem grünen Fragezeichen in der Mitte. Darunter stand: » Mensch 3.0: kein Virus, sondern ein Upgrade? «
    Oliver stieß zu ihnen. »Das habe ich auch gesehen«, sagte er.
    » WIRED hat allerdings in Washington zurzeit nicht viel zu sagen.
    Es gibt fast nur trübe Nachrichten, Kaye.«
    »Das wissen wir«, erwiderte Kaye und wischte sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Der Wind frischte auf.
    »Aber hier mal was Positives. Brock sagt, National Geographic und Nature haben die Begutachtung seines Aufsatzes über die Neandertaler von Innsbruck abgeschlossen. Sie werden ihn in einem halben Jahr gemeinsam veröffentlichen. Er wird es als nachgewiesenes Evolutionsereignis bezeichnen, als Bildung einer Unterart.
    Und er wird auch SHEVA erwähnen, allerdings nicht an hervorgehobener Stelle. Hat Christopher Ihnen von Daney erzählt?«
    Kaye nickte.
    »Wir gehen in den Endspurt«, sagte Oliver mit wildem Blick.
    »Christopher muss nur dieses Virus in Mexiko dingfest machen und bessere Überlegungen anstellen als sieben nationale Forschungseinrichtungen.«
    »Sie schaffen das«, sagte Mitch zu Christopher. »Sie waren der Erste, sogar noch vor Kaye.«

    Die Besucher packten ihre Sachen zusammen und machten sich auf den langen Rückweg durch die Einöde im Norden und aus dem Reservat hinaus. Mitch half Christopher, auf der Beifahrerseite einzusteigen, und gab ihm die Hand. Während Kaye, die schlafende Stella im Arm, sich von den anderen verabschiedete, sah Mitch den Kleinlastwagen von Jack den Feldweg entlangkommen.
    Sue war nicht bei ihm. Mit quietschenden Bremsen hielt er in der Einfahrt unmittelbar neben dem Kleinbus. Mitch ging zu ihm.
    Jack öffnete die Tür, stieg aber nicht aus.
    »Wie geht’s Sue?«
    »Unverändert«, erwiderte Jack. »Chambers kann die Sache nicht mit Medikamenten beschleunigen. Dr. Galbreath beobachtet alles.
    Wir können nur abwarten.«
    »Wir möchten sie besuchen«, sagte Mitch.
    »Es geht ihr nicht gut. Sie blafft mich an. Vielleicht morgen.
    Jetzt schmuggle ich erst mal eure Freunde auf dem alten Schleichweg raus.«
    »Das ist sehr nett von dir, Jack.«
    Jack zwinkerte und ließ die Mundwinkel hängen – was bei ihm gleichbedeutend mit einem Achselzucken war. »Heute Nachmittag hat eine Sondersitzung stattgefunden«, sagte er. »Diese Frau von den Cayuse hält uns wieder auf Trab. Ein paar Kasinoangestellte haben sich zusammengetan und behaupten, die Quarantäne würde uns zugrunde richten. Auf mich hören sie nicht – sie sagen, ich sei voreingenommen.«
    »Was können wir tun?«
    »Sue bezeichnet sie als Hitzköpfe, aber es sind Hitzköpfe mit einem echten Argument. Ich wollte nur, dass ihr Bescheid wisst.
    Wir müssen uns alle darauf einstellen.«
    Mitch und Kaye winkten, während ihre Freunde davonfuhren.
    Die Nacht senkte sich über die Landschaft. Kaye setzte sich auf den Klappstuhl unter der Eiche und stillte Stella. Dann war es an der Zeit, die Windeln zu wechseln.
    Das Wickeln des Babys holte Mitch jedes Mal wieder auf den Boden der Tatsachen. Während er seine Tochter trocken legte, sang sie melodisch. Ihre Stimme klang so, als zwitschere ein Fink auf einem im Wind schwankenden Ast. Voller Freude, dass sie es jetzt wieder angenehmer hatte, liefen ihre Wangen und Augenbrauen fast dunkelrot an. Energisch griff sie nach seinem Finger.
    Er trug sie umher, wiegte sich sanft in den Hüften und folgte Kaye, die die schmutzigen Windeln in einen Plastiksack steckte, um sie in die Waschküche zu bringen. Während sie zum Schuppen gingen, in der die Maschinen standen, sah sie sich um. »Was hat Jack gesagt?«, fragte sie.
    Mitch erzählte es ihr.
    »Dann müssen wir wieder aus dem Koffer leben«, sagte sie nüchtern. Sie hatte mit Schlimmerem gerechnet. »Lass’ uns gleich heute Abend packen!«
91
    Kumash County, im Osten des Staates Washington Mitch erwachte aus einem tiefen, traumlosen
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