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Das Dalai-Lama-Prinzip fuer Kollegen

Das Dalai-Lama-Prinzip fuer Kollegen

Titel: Das Dalai-Lama-Prinzip fuer Kollegen
Autoren: Claudia Dornieden , Stefan Rieß
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sind.
    Aber das kann doch gar nicht sein, werden Sie vielleicht einwenden. Was, bitte, soll einen zufrieden machen, wenn man morgens und abends auf dem Weg ins Büro im Stau steht, jeden Tag in nicht enden wollenden Meetings sitzt, immer wieder die gleichen Routine-Aufgaben erledigt und dann irgendwann der Arbeitsplatz wegrationalisiert wird? Nichts. Aber nur dann nichts, wenn Sie nicht lernen, die Zeit im Stau oder im Meeting als wertvolle Lebenszeit zu begreifen, und wenn Sie eine Krise wie eine Kündigung als das Ende Ihrer Träume und nicht als Chance zum Neuanfang begreifen.
    Das Leid des Leidens
    Das sogenannte Leid des Leidens, zu dem auch die oben beschriebene Vergänglichkeit zählt, ist die offensichtlichste Form des Leids: Wir werden von Krankheiten heimgesucht, Freunde oder Familienangehörige sterben, oder wir erleben aus irgendwelchen Gründen existenzielle Bedrohung, körperliche oder seelische Verletzungen, Schmerzen und unangenehme Gefühle. Leid dieser Art ist allgegenwärtig. Krieg, Armut, Hunger und katastrophale Lebensbedingungen bedrohen auch heute noch das Leben ganzer Völker. Und auch wenn in unserer westlichen Wohlstandsgesellschaft die materielle Versorgung gesichert ist, Zugang zu sauberem Wasser besteht, ausreichend Nahrung vorhanden ist und es eine funktionierende medizinische Versorgung gibt, kennen wir dennoch Leid in vielfältiger Ausprägung. Wir leiden, weil wir uns einsam und unverstanden fühlen, weil wir glauben, dass unser Leben keinen Sinn hat, weil uns Ängste und Sorgen quälen. Wir leiden, weil wir Opfer einer Straftat oder eines Unfalls werden. Wir leiden aber auch, weil die längst erwartete Beförderung ausbleibt oder das erstrebte Haus sich nicht finanzieren lässt. Wir leiden, weil wir unseren Lebensstandard nicht halten können oder weil wir nicht den Erfolg haben, den wir anpeilen. Leiden hat viele Gesichter. Buddha hat dieses Leiden einst in acht grundlegende Formen unterschieden– in vier konkrete Formen, die mit der physischen Veränderung des Menschen zu tun haben, und vier abstrakte Formen, die unsere Wünsche und Ängste beschreiben: das Leid der Geburt, des Alterns, der Krankheit und des Sterbens; das Leid, von Geliebtem getrennt zu sein, Ungeliebtem zu begegnen, Gewünschtes nicht zu erhalten und Erlangtes beschützen zu müssen.
    Das Leid der Veränderung
    Was heutzutage spürbar häufiger auftritt, ist die zweite Form des Leids, die Buddha benennt: das Leid der Veränderung. Das Leben ist in einem steten Fluss. Nichts bleibt auf Dauer unverändert. Vergleichen Sie die Welt heute mit der vor zehn Jahren, vor fünfzig Jahren, vor hundert Jahren oder vor tausend Jahren. Weltreiche entstehen und gehen wieder unter, laufend werden neue Erfindungen gemacht, die Moden ändern sich– was auf den ersten Blick stabil scheint, ist alles andere als das. In jedem Augenblick kann mein Leben, Ihr Leben oder das Leben aller eine neue Wendung nehmen. Nicht jeder von uns ist ein Spezialist im » Change Management«. Auch wenn wir manchmal die sich ständig ändernden Lebenslagen als interessant und abwechslungsreich betrachten, fürchten wir oft den Wechsel, weil wir nicht wissen, was er mit sich bringt, und weil er vielleicht einen angenehmen Zustand beeinträchtigt oder beendet. Viele Menschen empfinden Veränderungen überdies als anstrengend, weil sie einen zwingen, ständig dazuzulernen, flexibel zu bleiben, neue Ideen zu entwickeln und nach alternativen Lösungen zu suchen.
    Im Grunde sind die meisten Menschen Gewohnheitstiere, die danach streben, einen angenehmen Zustand zu erreichen und an diesem für immer festzuhalten. Wir wollen einen sicheren Hafen finden, der uns vor Ungewohntem und Fremdem schützt. Ein verständlicher Wunsch. Die Evolution hat den Menschen dahingehend geprägt, Angenehmes zu suchen und Unangenehmes zu meiden. Doch so verständlich dieser Wunsch auch ist, auf Dauer gesehen ist er leider unerfüllbar. Denn in dem Augenblick, in dem wir versuchen, eine angenehme Gegebenheit festzuhalten, müssen wir feststellen, dass wir das nicht können. Nichts währt ewig. Jede Situation und jeder Zustand geht irgendwann zu Ende, und am Schluss bleibt uns nichts. Diese Erkenntnis führt dazu, dass wir unglücklich oder traurig sind. Wir leiden. Buddhas Erklärungen über das Leid der Veränderung bedeuten nun aber nicht, dass wir nicht nach Lust und Freude streben sollen; es geht hier nicht um Verzicht oder Askese. Sie sind nur eine deutliche Warnung: Wenn
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