Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps
Autoren: Ron Goulart
Vom Netzwerk:
„Ge­hen Sie mal auf mich zu, da­mit wir se­hen, wie Sie wir­ken!“
    Jol­son kam nä­her. „Okay?“
    „Schön“, sag­te Chef Prit­tikin. „Das neh­me ich Ih­nen ab. Könn­ten Sie das Kinn viel­leicht ein biß­chen auf­mö­beln, es ei­ne Spur selbst­be­wuß­ter ma­chen?“
    „So et­wa?“
    Der Chef sprang auf und tät­schel­te sich selbst am Hin­ter­teil. „Ich bin au­ßer­or­dent­lich zu­frie­den. Ich weiß, daß das ei­ne Er­schei­nung ist, die man uns ab­neh­men wird.“
    „Mit Si­cher­heit“, sag­te Aze­ler. „Gut, Jol­son, jetzt kön­nen Sie sich in un­se­rer In­dok­tri­na­ti­ons­hüt­te mel­den. Dort be­kom­men Sie dann Schla­f­in­struk­tio­nen und einen Schnell­kurs über Cut­lers Stim­me und Hin­ter­grund. Sie flie­gen mit der mor­gi­gen Ra­ke­te nach Bar­a­fun­da und kom­men dort am dar­auf­fol­gen­den Mor­gen an. Das läßt Ih­nen ge­nü­gend Zeit, um sich vor dem Emp­fang um Jen­ni­fer Cros­by zu küm­mern.“
    „Pas­sen Sie auf, daß Sie nicht un­se­ren an­de­ren Druck­ma­chern in die Que­re kom­men“, sag­te Prit­tikin.
    „Rich­ten Sie de­nen das­sel­be von mir aus“, sag­te Jol­son. Er­blick­te ein letz­tes Mal auf die im­mer noch lau­fen­den F.-Scott-Cut­ler-Fil­me und ging zur Tür.
    Aze­ler kam mit. „Ich brin­ge Sie zur In­dok­tri­na­ti­ons­ab­tei­lung“, sag­te er.
    „Ach, üb­ri­gens“, sag­te Jol­son, „ha­ben Sie ir­gend­wel­che In­for­ma­tio­nen über einen Bur­schen na­mens Jo­se Ter­ra­no­va?“
    Der Ju­ni­or­chef griff nach dem Tür­he­bel. „Der ist doch ein Bür­ger von Bar­a­fun­da, nicht?“
    „Ja“, sag­te Jol­son. „Als ich auf der Ober­aka­de­mie des Cha­mä­le­on­korps war, ha­be ich sei­ne Es­ka­pa­den ver­folgt. Er ist mir ge­ra­de eben ein­ge­fal­len. Er war Bar­a­fun­das größ­ter ro­man­ti­scher Held. Ein großer Ak­ti­vist. Ich ha­be ihn be­wun­dert.“
    „Ein ge­dan­ken­lo­ser Wei­ber­held und Play­boy“, sag­te Aze­ler. „Er ist vor ei­ni­gen Jah­ren von der Bild­flä­che ver­schwun­den.“ Er dreh­te sich zum Chef um. „Ich mel­de mich in Kür­ze zu­rück.“
    „Aus­ge­zeich­net“, sag­te Prit­tikin la­chend. „Ich bin wirk­lich sehr glück­lich dar­über, wie sich die Sa­che bis­her ent­wi­ckelt hat.“
    „Bis­her“, sag­te Jol­son und folg­te Aze­ler in den ru­hi­gen grü­nen Gang.
     
    Jol­son schüt­tel­te den Kopf und goß die Tas­se ver­gif­te­ter Scho­ko­la­de in das Müll-Ex-Loch sei­ner klei­nen Me­tall­ka­bi­ne. Er war im­mer noch einen hal­b­en Tag von Bar­a­fun­da ent­fernt, und dies war schon der drit­te Gift­an­schlag. Ganz zu schwei­gen von dem pen­sio­nier­ten Zahn­arzt, der im Fern­seh­zim­mer auf ihn ge­schos­sen hat­te. Die Pro-Zom­bie-Lob­by von Bar­a­fun­da war of­fen­bar gut in­for­miert und so gut ver­teilt wie die Ge­gen­sei­te. Sie wuß­ten be­reits, daß der Mann, den sie für F. Scott Cut­ler hiel­ten, ih­ren Pla­ne­ten an­steu­er­te, um ih­nen Scha­den zu­zu­fü­gen. Viel­leicht wuß­ten sie so­gar, daß er falsch war. Auf je­den Fall ver­such­ten sie, ihn zu eli­mi­nie­ren.
    Jol­son trug sei­nen Schlaf­rock. Er kratz­te sich und setz­te sich auf die Leh­ne sei­nes Ent­spann­dich­ses­sels und wipp­te nach­denk­lich hin und her. Er, der wirk­li­che Jol­son, war jetzt neun­und­zwan­zig Jah­re alt, und die Ar­beit im Cha­mä­le­on­korps ging ihm im­mer mehr auf den We­cker. Nach­dem man ein­mal be­han­delt wor­den war, konn­te man das CK nie mehr ver­las­sen. Nach ei­ner ge­wis­sen An­zahl von Jah­ren konn­te man aus dem ak­ti­ven Dienst aus­schei­den, aber es blieb im­mer über ei­nem hän­gen. Seit er vor fünf Mo­na­ten aus­ge­schie­den war, hat­ten sie ihn zwei­mal zu­rück­be­or­dert. Es hat­te ihm nie wirk­lich ge­fal­len, aber ei­ni­ge der Ne­ben­ak­ti­vi­tä­ten hat­ten ihm durch­aus Spaß ge­macht. Aber er war im­mer stär­ker dar­an in­ter­es­siert, sei­ne Zeit und Ener­gie dar­auf zu ver­wen­den, Ben Jol­son zu sein. Das wur­de auch lang­sam Zeit.
    Aus der Rich­tung des Wand­spinds hör­te er ein po­lier­tes, glei­ten­des Ge­räusch. Jol­son blick­te sich im Zim­mer um. Er riß den Ver­schluß des Schlafrocks auf und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher