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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps
Autoren: Ron Goulart
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fragte Azeler Jolson.
    „Klar. Aber Sie wollen doch wohl nicht, daß das Ergebnis so schlecht aussieht, oder?“
    „Natürlich nicht“, sagte der Chef. „Das ist ja das ganze Problem.“
    „Sein Name“, sagte Azeler und setzte sich so gerade auf, daß er anfing zu stehen, „ist F. Scott Cutler.“
    „Ich habe über ihn gelesen“, sagte Jolson. „Sechseinhalb Jahre im Gefängnis auf Pedra. Irrtümlicherweise, wie sich herausstellte. Ist wahrscheinlich eine abgekartete Sache gewesen. Davor war er der kommende Militär auf dem Planeten Barafunda.“
    „Aber schauen Sie ihn sich doch nur an“, sagte Azeler. Cutler saß in einem Korbstuhl in einem völlig grauen Zimmer und murmelte vor sich hin. Seine Hände tanzten sanft in seinem Schoß, und seine schwarzumringten Augen blinkten viel zu schnell. „So stelle ich mir nicht gerade einen Helden vor.“
    Chef Prittikin sagte: „Es ist ein Jammer, daß so viele Märtyrer zum Schluß so unattraktiv aussehen.“
    „Wo ist Cutler jetzt?“ fragte Jolson.
    „In einem Sanatorium hier in der Nähe. Wir haben ihn insgeheim von Pedra dorthin geschafft, nachdem seine Begnadigung durchkam.“ Der Chef langte hoch und drückte auf den Schalter, der die Bilder zum Erlöschen brachte. „Ich kann nicht zuviel davon sehen. Macht mich nicht eben fröhlich.“
    „Er hat nicht das Zeug zum Helden“, meinte Azeler. „Das haben überhaupt so wenige Helden. Das ist es, wo Sie ins Spiel kommen.“
    Der Chef lachte erleichtert. „Schauen wir uns einmal die Bilder von F. Scott Cutler bei seinem Prozeß an.“ Er drückte auf einen anderen Schalter, und die oberste Bildschirmreihe leuchtete auf und zeigte eine Auswahl jüngerer, aufrechter Cutlers. „Damals war er vierunddreißig. Ein bißchen flach, das Kinn, würde ich sagen, aber den hätte ich als positive Gestalt durchgehen lassen.“
    „Dem stimme ich zu“, sagte Azeler. „Jolson, wir wollen, daß Sie der Mann werden, der Cutler hätte sein können, wenn er mit etwas mehr Stil gealtert wäre und sich nicht von den Gefängnisbedingungen hätte fertigmachen lassen.“
    Jolson stand auf und kam näher, um das Bild genauer zu betrachten. „Gibt es denn keine Möglichkeit, daß Cutler sich von selbst erholt? Warum nicht warten?“
    „Das wird“, sagte Azeler, „ein ganzes Jahr dauern, und selbst dann können wir uns nicht darauf verlassen.“
    „Bis zum Wochenende muß ein kräftiger, sauberer, zuversichtlich wirkender F. Scott Cutler auf Barafunda auftauchen“, erklärte der Chef.
    Den Blick auf die bewegten Bilder des ehemaligen Cutler geheftet, fragte Jolson: „Weshalb?“
    „Barafunda verwendet, wie Sie vielleicht wissen“, sagte Azeler, „immer noch reaktivierte Arbeiter in zahlreichen unqualifizierten Industriezweigen.“
    „Zombies“, sagte Jolson. „Das stimmt. Cutler ist zum Teil auch deswegen in Schwierigkeiten geraten, weil er gegen den Einsatz von Zombies war.“
    „Auf Barafunda gibt es immer noch eine starke Pro-Zombie-Lobby“, sagte der Juniorchef. „Die Präsidentin der Vereinigten Territorien soll jedoch angeblich Anti-Zombie sein.“
    Jolson fragte: „Das ist dieses hübsche Mädchen, nicht wahr? Die amtierende Präsidentin?“
    „Jennifer Crosby“, sagte Azeler. „Fünf Fuß fünf, 110 Pfund schwer, mittlerer Teint, rotbraune Haare, Körperhaltung und Muskeltonus hervorragend, Alter sechsundzwanzig, vormals Präsidentin im Territorium Nr. 13. Sie hat beim letzten saisonalen Strand-Politfestival die Präsidentschaft gewonnen. Sie wird noch zwei Jahre im Amt bleiben.“
    „Und Sie wollen“, sagte Jolson, „daß Cutler dieses Präsident-Crosby-Mädchen bearbeitet – sie dazu bringt, sich wirklich gegen den Zombiehandel zu stellen.“
    „Wir wissen, daß sie erwägt, schon sehr bald mit einer Proklamation gegen die Zombie-Industrie herauszukommen“, sagte der Chef und schritt an seinen niedrigen grauen Schreibtisch.
    „Cutler wird als Held und langjähriger Anti-Zombie-Mann einen günstigen Einfluß auf Jennifer Crosby ausüben“, sagte Azeler. „Seine Rückkehr nach Barafunda und die damit verbundenen Paraden, Reden und Zeremonien stellen nur eins von einigen ausgesuchten Druckmitteln dar, die das Amt für Politische Spionage geplant und in unterschiedlichem Ausmaß vorbereitet hat.“
    „Dieses Wochenende“, sagte Chef Prittikin und setzte sich steif nieder, „wird in der Hauptstadt von Barafunda ein Festempfang anläßlich Jennifer Crosbys ersten Amtshalbjahres stattfinden.
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