Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Titel: Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
er war sich sicher, dass dafür die aktive Beteiligung der Vereinigten Staaten erforderlich sei.
    Aber dann, irgendwann, war alles ins Stocken geraten.
    Jerry hatte bei diversen politischen Kampagnen mitgewirkt, beispielsweise bei George Cunninghams Kandidatur für das Gouverneursamt und für die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten. Jerry hatte Öffentlichkeitsarbeit für die Ohio State University gemacht, für das Pentagon und für die Anwaltskanzlei Carmichael & Henry. Egal, wo er gearbeitet hatte: alle an Bord hatten stets begriffen, dass es nur darum ging, ein Produkt zu verkaufen, auch die Kollegen in den verschiedenen Regierungsbehörden. Beziehungen untereinander waren immer rein beruflicher Natur gewesen. Auch bei Wahlkampfkampagnen. Schicksalsgläubigkeit hatte es nicht gegeben. Niemand hätte sich hilflos einer unabwendbaren Katastrophe gegenüber gesehen, hätte Laura Hopkins es anstelle von George Cunningham ins Oval Office geschafft. Alle gaben vor zu glauben, das Los der Nation hinge von den Wahlen ab. Aber alle wussten, dass die Nation überdauern würde, ganz gleich, wie das Wahlergebnis auch ausfiele. Aber bei der NASA war das irgendwie anders.
    Cape Canaveral war das Tor zur Welt jenseits der Erde. Es war der Ort, an dem die Zukunft hätte wahr werden sollen. Wenn sich die Zukunft ein bisschen langsamer entwickelt hatte als erwartet, war das nicht die Schuld der NASA. Das Geld, der politische Wille – beides hatte es einfach nie in ausreichendem Maß gegeben. Man war zum Mond geflogen, und danach hatte die ganze Sache für die Politik irgendwie den Reiz verloren. Ein anderes Ziel war nicht verfügbar. Der Mars war zu weit entfernt. Niemand interessierte sich für Robotermissionen. Niemand interessierte sich für Orbitalteleskope. Folglich hatte man die NASA sich selbst überlassen. Sie einfach abzuschaffen, wagte kein Politiker, weil die Raumfahrtbehörde irgendwie unabänderlich mit Amerika verzahnt schien. Aber man hatte sie auf eine Minimal-Diät gesetzt. Würde Jerry also jetzt zusammenpacken und zu Blackstone Enterprises Inc. gehen, würde das seinen Ruf bei den Leuten ruinieren, die begriffen, wofür die Behörde stand, den Leuten, die Jerry am meisten am Herzen lagen. Blackstone wollte nichts mehr, als die NASA endgültig zu Fall bringen.
    Jerry saß in seinem Büro und sah den Regenwolken zu, die von Westen her aufzogen. Er hatte den Job hier nicht ohne Widerstreben angenommen. Mary Gridley war Cunninghams Wahlkampfmanagerin in Ohio gewesen und hatte später aktiv an der erfolgreichen Wahlkampagne mitgearbeitet, die für dessen Einzug ins Weiße Haus gesorgt hatte. Auf einen Vorschlag des Präsidenten hin hatte Mary dann Jerry angeheuert, der nach einigem Zögern zum Cape gekommen war. Jeder wusste, dass die NASA ein Ticket ins Nirgendwo war. Aber während Jerrys zweieinhalb Jahre an der Space Coast hatte sich seine Haltung geändert, und er war zu einem amtlich bestätigten wahren Gläubigen geworden. Sollte man je wieder ins All ziehen wollen, dann, das wusste Jerry bar jeden Zweifels, war die NASA unverzichtbar.
    Barbaras Stimme riss Jerry aus seinen Gedanken, als bräche sie direkt durch die Wolken. »Jerry, Al ist in der Leitung.«
    Der erwartete Rückruf. Barbara legte ihn auf den Schirm, und Jerrys Anrufer lächelte unbehaglich. »Ich habe die Transmissionen überprüft, Jerry«, sagte er und starrte auf einen Bogen Papier auf seinem Schreibtisch. »Sie sind echt.« Al stand kurz vor der Pensionierung, und so sah er auch aus. Er war müde und bereit, sich zur Ruhe zu setzen. Sein Schädel glänzte im Lampenschein.
    »Okay.«
    »Tut mir leid. Ich wünschte, ich hätte Sie vorwarnen können. Aber das ist einfach unmöglich. Wir haben nicht genug Leute …«
    »Schon gut, AI.«
    »Gibt es sonst noch etwas?«
    »Ja, gibt es. Sie könnten mir einen Gefallen tun. Würden Sie mir die vollständige Dokumentation des Myshko-Flugs schicken? Den gesamten Funkverkehr? Alles, was Sie haben?«
    »Klar«, antwortete AI. »Vermutlich könnte ich auch einen meiner Leute die Dokumente durchsehen lassen, wenn Sie mir verraten, wonach Sie suchen.«
    »Leider weiß ich selbst noch nicht so genau, was ich eigentlich suche, AI.«
    »Sie werden es wissen, wenn Sie es sehen?«
    »Exakt.«
    Al nickte. Runzelte die Stirn. »Jerry.«
    »Ja?«
    »Naja, ich sag’s Ihnen lieber gleich: Sie verschwenden nur Ihre Zeit damit. Ich habe die Mitschriften gelesen. Die haben nur rumgealbert. Myshko und der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher