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Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Titel: Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
Autoren: Jack McDevitt
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und ging wie John Wayne. Fehlte nur noch ein Revolvergurt mit ein paar sechsschüssigen Colts an seiner Hüfte.
    Dennoch hätte Jerry Blackstone mühelos ertragen können, hätte der Hurensohn es sich nicht zur Gewohnheit gemacht, die NASA zu kritisieren. Die Finanzierung der Behörde eine Vergeudung von Regierungsgeldern. Bürokraten auf dem Weg zum Mars, allerdings im Eselskarren. Vor ein paar Wochen hatte Blackstone bei Meet the Press erklärt, die NASA sei vor einem halben Jahrhundert zum Mond geflogen und habe sich seit der Heimkehr nicht mehr von der heimischen Veranda gerührt.
    Normalerweise erhob sich Jerry nicht, wenn jemand sein Büro betrat. Aber aus irgendeinem Grund fand er sich plötzlich auf den Beinen wieder. »Bitte«, sagte er, »nehmen Sie Platz, Mr Blackstone.« Er deutete auf einen Ohrensessel, den er Besuchern bevorzugt anbot. Der Sessel war ein bisschen niedriger als die übrigen Sitzmöbel. »Was kann ich für Sie tun?«
    Blackstone ignorierte den Sessel. »Sie, Jerry, könnten damit anfangen, mich Bucky zu nennen.«
    »Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Bucky.« Der Milliardär trat vor und schüttelte ihm die Hand. Als Jerry sich anschließend an seinen Schreibtisch lehnte, setzte sich Blackstone endlich. »Wie laufen die Geschäfte bei der Blackstone Corporation?«
    Blackstone nickte. »Zufriedenstellend«, sagte er. »Man könnte behaupten, dass wir es derzeit leichter haben als die NASA.«
    »Vielleicht kennen Sie nicht alle Fakten«, meinte Jerry daraufhin. »Wir kommen gut zurecht.«
    Sein Gast nickte. »Immer, wenn die Regierung ein Problem hat, werden Ihre Mittel gekürzt.«
    »Wir sind immer noch da.«
    »Schön, das zu hören, Jerry.« Blackstone räusperte sich. »Solange die NASA noch da ist und weiterarbeitet, heißt das dann wohl, dem Land geht es gut.«
    »Davon gehen wir aus, Bucky.« Über seine Schulter hinweg warf Blackstone einen raschen Blick in Richtung Vorzimmer. Die Downtowners brachten The Frankford El. Die Lautstärke war heruntergeregelt. Aber dennoch drang genug durch die geschlossene Bürotür, um den Song zu erkennen. Dass Jerry derlei Unsinn duldete, schien Blackstone zu erstaunen. »Nichts als ein kleines Laster«, erklärte Jerry. »Also, was kann ich für Sie tun?«
    Blackstone lächelte wohlwollend. Er verstand vollkommen. Wir alle haben unsere Schwächen. »Ich habe die Pressekonferenz heute Morgen gesehen«, sagte er dann.
    Jerry nickte. »Komische Geschichte, was?«
    »Oh ja.« Blackstone lehnte sich entspannt zurück und schlug die Beine übereinander. »Vor mehr Jahren, als ich wahrhaben möchte, habe ich mich bei der Stanford Corporation um die Öffentlichkeitsarbeit gekümmert. Das ist natürlich nicht vergleichbar mit dem, was Sie hier tun. Aber ich weiß noch, wie nervenaufreibend das sein konnte. Man ist nie vor Überraschungen sicher.«
    »Ja, da habe Sie recht.«
    »Ich fand, Sie haben sich ziemlich gut geschlagen, Jerry.«
    »Danke.«
    »Konnten Sie inzwischen herausfinden, worauf sich die Funksprüche zwischen Myshko und der Kontrollstation bezogen haben? Was hatte das Gespräch zu bedeuten? Ging es um eine Art Probelauf?«
    »Vermutlich. Wir konnten die Herkunft der Materialsequenz bisher noch nicht näher eingrenzen, Bucky.« Jerry fühlte sich nicht wohl dabei, den Mann mit Vornamen anzusprechen. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, was sonst dahinterstecken sollte.«
    »Natürlich. Ich dachte, es wäre vielleicht ein Scherz. Jemand könnte die Sequenz in die Dokumente eingeschmuggelt haben, die die NASA freigegeben hat.«
    »Auch diese Möglichkeit können wir derzeit noch nicht ausschließen. Aber wir werden die Sache aufklären.«
    Blackstone lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf. »Es passieren seltsame Dinge.« Er hatte dunkle Augen, einen stechenden Blick. Sein schmales Gesicht mit den eingefallenen Wangen verstärkte den Eindruck von Pragmatismus und Sachlichkeit nur noch.
    »Stimmt«, bestätigte Jerry. »Waren Sie bei der Pressekonferenz anwesend? Ich habe Sie im Saal nicht gesehen.«
    »Nein. Ich war oben und habe mit Ihrer Chefin gesprochen. Danach bin ich hier zum Mittagessen. Ich habe immer schon gern hier gegessen. Man weiß nie, wer einem begegnet. Wie auch immer, dort habe ich die Pressekonferenz verfolgt. Nur die letzten fünfzehn Minuten oder so.«
    Jerry wusste nicht recht, was er sagen sollte. Also räusperte er sich und nickte.
    »Jerry, ich weiß, Ihre Zeit ist kostbar, und ich möchte sie nicht
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