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Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Titel: Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
Autoren: Jack McDevitt
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war er ein hagerer kleiner Kerl mit dicken Brillengläsern. »Ich wollte Sie auch schon anrufen.«
    Al war in Huntsville, wo er sich um die NASA-Archive kümmerte.
    »Haben Sie die Pressekonferenz gesehen?«
    »Davon gehört, ja.«
    »Was ist passiert? Wo ist das hergekommen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich lasse meine Leute gerade die Aufzeichnungen durchgehen. Wir versuchen, es herauszufinden.«
    »War das wirklich in dem Dokumentenpaket?«
    »Leider ja. Ich hatte gehofft, dem wäre nicht so. Das hätte mir mächtig Arbeit gespart. Die Daten aus den Sechzigern des zwanzigsten Jahrhunderts liegen nicht in digitaler Form vor. Lassen sich also nicht so einfach mit einer Suchfunktion finden. Wir werden ein bisschen Zeit brauchen.«
    »Wer war der Capcom?« Der Mann, der auf NASA-Seite an der Kommunikation beteiligt gewesen war; der Mann, der allein während einer ganzen Mission den Kontakt zur Kapsel im All hielt.
    »Moment mal.« Al blätterte in einem Dokumentenordner. »Da ist es. Frank Kirby. Ich dachte doch, dass das seine Stimme war. Er hat die meisten Missionen in der Lunar-Ära begleitet.«
    »Nehmen wir an, das sind wirklich Kirbys und Myshkos Stimmen: Gibt es dann irgendeine Erklärung für diese Sache? Könnte das vielleicht eine Art Probelauf gewesen sein?«
    Barbaras Radio spielte im Vorzimmer. Es hörte sich an wie die Downtowners, die von Frauen und Hochgeschwindigkeitszügen sangen. »Sicher«, erwiderte AI. »Da könnte alles Mögliche dahinterstecken. Wahrscheinlich haben sie nur ein bisschen herumgealbert, um sich die Zeit zu vertreiben. Durchgespielt, was sie so gern wirklich getan hätten. Diese Jungs wollten alle selbst auf dem Mond landen. Aber, klar, so was in der Art wird es gewesen sein.«
    »Okay, AI. Passen Sie auf, geben Sie mir Bescheid, wenn Sie mehr wissen, ja?«
    »Natürlich, Jerry. Ahm … herrscht bei euch da drüben große Aufregung?«
    »Das geht vorbei. Mary mag es nicht besonders, wenn wir dumm dastehen.«
    »Ja. Mir ist sie auch schon auf die Pelle gerückt. Ich kann nicht fassen, dass die Chefetage wirklich von mir erwartet hat, ich würde das ganze Zeug kontrollieren.« Er hörte sich ziemlich erledigt an. »Wie auch immer, tut mir leid, dass wir Sie in Schwierigkeiten gebracht haben.«
    Jerry überlegte, ob er den Vorfall im NASA-Blog erwähnen sollte. Dazu, dass die Story noch weiter breitgetreten wurde, wollte er selbstredend nicht beitragen. Aber ihm kam es wie Drückebergerei vor, würde er nicht wenigstens irgendetwas dazu sagen. Er begann mit einem Beitrag: Es braucht nicht viel, um die Medien in Aufruhr zu versetzen. Und löschte den Satz wieder. Es war niemals eine gute Idee, Reporter anzugreifen. Jerry grinste. Ganz besonders nicht, wenn man selbst für Öffentlichkeitsarbeit zuständig war. Aber vielleicht konnte er die Worte Öffentlichkeit und Medien einfach austauschen. Ja, das könnte hinhauen.
    Barbaras Stimme unterbrach ihn mitten im Gedanken. »Jerry, Sie haben Besuch.«
    Er warf einen Blick auf seinen Kalender. Keine Termine. »Wer, Barb?«
    »Morgan Blackstone.«
    Blackstone? Dieser übertrieben hochgejubelte Cowboy-Milliardär, der ständig davon sprach, er wolle Amerika zurück in den Weltraum bringen? Was zum Teufel konnte der wollen? »Na schön«, sagte Jerry, als würde Blackstone jeden Tag auf der Schwelle stehen, »schicken Sie ihn rein!«
    Er tippte auf seiner Tastatur herum und rief einen Vorschlag auf, den Mary Gridley hinsichtlich einer unbemannten Marsmission ausgearbeitet hatte. Die Sache war im Sande verlaufen. Jerry starrte unverwandt auf den Monitor und tat, als wäre er tief versunken, als die Tür geöffnet wurde. Er reckte eine Hand hoch – bin gerade beschäftigt, nehmen Sie Platz, bin gleich bei Ihnen. Dann tippte er einige Male auf den Monitor und verzog das Gesicht, ehe er schließlich doch aufblickte.
    Er war den Umgang mit Leuten in hoher Position gewöhnt. Dennoch fühlte er sich sogleich eingeschüchtert. Blackstone war einer dieser Typen, die auf einer Party im Weißen Haus erschienen und sofort den ganzen Saal in ihren Bann schlugen. Der Milliardär überragte Jerry um einiges. Jerry hingegen ging mit seinen eins dreiundachtzig einigermaßen leicht in einer Menge unter. Blackstones Lächeln deutete in irritierender Weise an, er gewähre Jerry durch seine bloße Anwesenheit eine Gunst. Dichtes schwarzes Haar und ein ungebärdiger Schnurrbart trugen das Ihre zu dem Cowboy-Nimbus bei. Blackstone trieb offensichtlich eine Menge Sport
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