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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman
Autoren: Michael Peinkofer
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die dabei gewesen sind.
    Wohin Conwulf und Bahram die heilige Lade brachten, entzieht sich meiner Kenntnis, und ich werde auch nicht darüber spekulieren; jedoch wurde sie seit jenem dunklen Tag, da die Kreuzfahrer Jerusalem eroberten und mit Mörderhand über die Einwohner herfielen, nicht mehr gesehen. Manche behaupten, dass Gott sich abgewandt habe angesichts der Bluttaten, die die Streiter in seinem Namen verübten, doch ich bin weder in der Lage, dies zu bestätigen, noch will ich es bestreiten.
    Was ich weiß, ist, dass Bahram al-Armeni niemals in seine Heimat Tal Bashir zurückgekehrt ist. Auch wurde er nicht jener Mann der Wissenschaft, der er stets hatte sein wollen. Nach den Ereignissen von Jerusalem kehrte er in den Dienst des Kalifen zurück, wo er versuchte, zwischen Muslimen und Christen zu vermitteln, um weiteres Blutvergießen zu verhindern. Er tat dies so voller Überzeugung, dass der Kalif ihn zum ersten christlichen Großwesir des Reiches ernannte.
    Von Eleanor de Rein hat man nie wieder gehört. Manche w ollen gesehen haben, wie sie nach der Einnahme von Jerusalem durch die von Blut besudelten Straßen irrte, von Wahnsinn gezeichnet und immerzu Eustaces Namen murmelnd, den sie unter all den Toten zu finden hoffte; andere behaupten, sie hätte sich auf die Nachricht von Eustaces Niederlage hin selbst entleibt. Unstrittig ist jedoch, dass ihr niemals jene Macht zuteil wurde, die sie sich zugedacht hatte und für die sie bereit gewesen war, jeden Frevel zu begehen. Von der Geschichte vergessen, endete sie wie so viele, die dem Pilgerzug unlauteren Herzens und in dunkler Absicht gefolgt waren.
    Von Caleb Ben Ezra ist bekannt, dass er nach dem Fall von Jerusalem nach Ascalon ging, zusammen mit dem Kinde Chayas und Conwulfs, das ihm anvertraut worden war. Auch Ascalon wurde schließlich von den Kreuzfahrern eingenommen, und mit ihnen gelangte auch Conwulf in die Stadt, die ihm fortan zur neuen Heimat wurde. Die große Pilgerfahrt, die ihren Teilnehmern so große Mühen abverlangt und so viele Opfer gefordert hatte, war zu Ende.
    Der Knabe jedoch wuchs in der Obhut zweier Väter heran, die ihm nicht nur ihre Liebe schenkten, sondern auch all ihr Wissen und ihre Kenntnisse. Als Sohn zweier Welten lernte er den Umgang mit dem Schwert ebenso wie mit der Feder, hatte an der Wahrheit der Bibel ebenso teil wie an jener von Thora und Talmud, und so ist es kein Zufall, dass kein anderer als er es gewesen ist, der diese Geschichte niedergeschrieben hat, um sie der Nachwelt zu erhalten.
    Solange mein Vater lebte, brachte ich es nicht über mich, jene Ereignisse, von denen er mir bis ins hohe Alter so häufig berichtete, in Zeichen zu fassen und sie der stillen Geduld des Pergaments anzuvertrauen. Nun jedoch, da er lange tot ist und auch ich selbst im Herbst meines Lebens stehe, fand ich endlich den Mut und die Kraft, all diese wundersamen Ereignisse in Worte zu fassen.
    Was meine Mutter betrifft, so habe ich mein Wissen über sie vor allem von meinem Onkel; mein Vater hat nie sehr viel ü ber sie gesprochen, sei es, weil es ihn zu sehr grämte oder weil er keiner Erinnerungen bedurfte, um ihrer zu gedenken. Gleichwohl hege ich die Zuversicht, dass er nun auf ewig mit ihr vereint ist.
    Ein Christ und eine Jüdin.
    In jenem Himmelreich, das allen gehört.
    Baldric Ben Salomon
Anno Domini 1168

Nachwort des Autors
    Zugegeben, es ist nicht sehr einfallsreich, die Arbeit an einem Roman mit einer Reise zu vergleichen, und ich stelle diesen Vergleich auch nicht zum ersten Mal an – aber er ist eben in einem Maße zutreffend, wie sich das nicht von vielen Vergleichen sagen lässt. Als Autor plant man diese Reise, legt ihr Ziel fest und ihre Länge, doch ahnt man bei der Abfahrt noch nicht, welche Unwägbarkeiten am Wegesrand warten und welchen Menschen man unterwegs begegnen wird. Und hat man das Ziel endlich erreicht, so ist man erfüllt von den Eindrücken, die die Reise hinterlassen hat … So wie ich, während ich diese Zeilen schreibe.
    Im Fall von DAS BUCH VON ASCALON reichen die Vorbereitungen eine ganze Weile zurück. Die Grundidee spukte mir bereits vor acht Jahren durch den Kopf, und ich legte sie damals dem Verlag zusammen mit einem weiteren Storyentwurf vor, der den Titel DIE BRUDERSCHAFT DER RUNEN trug. Stefan Bauer, damals wie heute mein Lektor bei Lübbe, riet mir in weiser Voraussicht, mich zunächst an Sir Walter Scott und am alten Schottland zu versuchen und DAS BUCH VON ASCALON noch ein wenig ruhen zu
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