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Das Buch Ohne Gnade: Roman

Das Buch Ohne Gnade: Roman

Titel: Das Buch Ohne Gnade: Roman
Autoren: Anonymus , Michael Kubiak
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Vorfreude auf Alkohol lüstern glänzten.
    »Das ist meine eigene Mischung. Ich hab sie für eine besondere Gelegenheit aufbewahrt.«
    »Oh, Sanchez, Sie sind ein wahrer Gentleman.«
    »Nicht der Rede wert.«
    Annabel nahm die Flasche und trank einen kräftigen Schluck. Ein oder zwei Sekunden später begann sie zu husten. Sie verzog ihr ohnehin schon hässliches Gesicht zu einer furchtbaren Grimasse.
    »Igitt! Das ist ja grauenhaft. Was ist das?«, fragte sie und würgte.
    »Man muss sich erst daran gewöhnen. Sie müssen einfach durchhalten. Wenn wir erst einmal unser Reiseziel erreicht haben, wollen Sie nichts anderes mehr trinken.«
    Die Mystische Lady schien nicht überzeugt zu sein. Zehn Minuten nach ihrem ersten Schluck von Sanchez’ Spezialgebräu hatte sie sich in der engen einzigen Toilette des Reisebusses eingeschlossen. Ihre angebliche Fähigkeit, die Zukunft vorherzusagen, hatte ihr nicht geholfen zu erkennen, dass Sanchez ihr eine Flasche mit seiner eigenen Pisse anbieten würde.
    Noch wichtiger war jedoch, dass sie das Grauen nicht vorhergesehen hatte, das sie während ihres kurzen Aufenthalts auf Devil’s Graveyard erwartete. Ein Ort mit einem noch viel größeren Untotenproblem als Santa Mondega.

VIER ♦
    Fast in derselben Sekunde verstaute der Bourbon Kid die Pistole in seiner Lederjacke und schob sie in ein verstecktes Holster unter seiner linken Achselhöhle. Wie in Zeitlupe begann Joes immer noch aufrechter Körper zu schwanken. Es war eine Folge von einzelnen Abläufen, die der Kid nur zu gut kannte – die Knie des Opfers würden gleich unter ihm nachgeben. Auf die Sekunde genau, bei drei, zitterte der Körper ein wenig, dann sackte er in sich zusammen und stürzte zu Boden wie eine Stoffpuppe. Auf dem Weg nach unten krachte das Gesicht des alten Mannes auf die Massivholztheke. Alles, was dort zurückblieb, war sein Blut. Einige aparte Spritzer befleckten die lange Reihe weißer Porzellanbecher hinter der Theke, während ein paar vereinzelte Tropfen eine Kollektion Keksriegel neben der Kasse zierten. Ein wahres Kunstwerk. Wenn der Kid sich entschlösse, dieses Arrangement zu signieren, könnte es ein Vermögen wert sein.
    Zu seiner Linken hatte der Kid den Gast im roten Lederanzug erschrocken über das, was geschehen war, aufspringen sehen. Der Mann sagte nichts. Stattdessen ging er langsam hinüber zur Theke, um einen Blick auf die Leiche des Imbissinhabers zu werfen. Normalerweise suchten die Menschen ziemlich schnell das Weite, wenn der Kid begann, Leute wegzublasen, aber dieser Typ schien vergessen zu haben, dass der Killer immer noch zugegen war. Der Kid beobachtete, wie er sich über die Theke beugte und beim Anblick von Joes Leiche zusammenzuckte. Nachdem er ein paar Sekunden lang die sterbliche Hülle seines Freundesbetrachtet hatte, schien dem Typ plötzlich einzufallen, dass der Kid im Raum war. Und natürlich seine Pistole. Langsam drehte er sich zu ihm um. Der Kid wartete auf seine Reaktion. Und, was noch wichtiger war, er wartete darauf, dass der Bursche endlich die Flaschen Bourbon holte, um die er ihn gebeten hatte, kurz bevor er Joe in den Hals schoss.
    »Du hast ihn getötet«, sagte der Mann und stellte fest, was nicht zu leugnen war.
    »Glaubst du?«
    »Warum hast du das getan? Joe ist ein guter Kerl.«
    »War.«
    »Hä?«
    »Er war ein guter Kerl. Jetzt ist er ein toter guter Kerl.«
    »Er hat dir nichts getan.«
    »Er hat mich mit einer Pistole bedroht, falls es dir nicht aufgefallen sein sollte.«
    »Du hast deine Pistole zuerst gezogen!«
    »Willst du, dass ich es noch einmal tue?«
    »Nicht wirklich.«
    »Wie heißt du, mein Sohn?«
    »Jacko.«
    »Richtig, Jacko, jetzt hör gut zu. Wenn du mir nicht, ehe ich bis drei gezählt habe, die beiden Flaschen Bourbon, die ich haben wollte, heranschaffst, hole ich meine Pistole wieder raus.«
    Jacko nickte. »Ja, ich habe verstanden.« Er ging mit vorsichtigen Schritten hinter die Theke und starrte dabei auf den Boden. Er wollte wohl sichergehen, nicht in Blut zu treten. »Bourbon, hm?«, murmelte er.
    »Genau.«
    »Kommt sofort.«
    »Bring auch Zigaretten mit.«
    »Welche Sorte?«
    »Egal.«
    Der Kid nahm einen Texas-Schokoriegel aus dem Karton auf der Theke. Mit dem Zeigefinger schnippte er etwas vom Einwickelpapier, das blutiger Knorpel sein konnte, und riss dann das Papier an einem Ende auf. Er biss ein Stück von dem Riegel ab, entschied, dass der Geschmack annehmbar war, ließ Jacko in Ruhe, damit er die restlichen
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