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Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Titel: Das Buch der Verdammnis (German Edition)
Autoren: Gunnar Schuberth
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so viele schwierige und komplizierte Wörter wie Nukleosynthese oder olberssches Paradoxon kommen?
    Bobo kreischte, der Affe fuchtelte wild mit seinen Händen, er hatte einen Gesichtsausdruck, als würde er Hank verlachen.
    Helen neben ihm bewegte sich. Die schöne Astrophysikerin erwachte. Ihre smaragdgrünen, geheimnisvollen Augen öffneten sich und richteten sich auf den Dämonenjäger.
    „ Was für ein schöner Morgen“, sagte sie. Hank schwieg. Die feinfühlige Helen wusste sofort, was ihn bewegte. Sie legte eine Hand auf seine muskulöse Schulter.
    „ Mach dir keine Sorgen“, sagte sie. „Ich mach mir gar nicht so viel aus Sex. Als Astrophysikerin beschäftige ich mich viel lieber mit Problemen der Quantenphysik.“
    Hank nickte. „Dann ist ja alles gut“, sagte er.
     
    Später drängte sich mir oft der Eindruck auf, dass der unselige Schluss von „Invasion der Schweinemonster“ die Ursache für all die kommenden Ereignisse war. Doch das ist falsch. Was ich schrieb, stand genauso wie die Begegnung mit dem Clown in einem geheimnisvollen Zusammenhang mit anderen Vorfällen, von denen ich damals noch keine Ahnung hatte. Auch das Auftauchen von Berthold November war für mich anfangs nur eine Begebenheit, die zwar verwirrend und rätselhaft war, die ich aber schon am nächsten Tag vergessen hatte.
     
    Ich kam einige Minuten früher zu meiner Schreibgruppe, und als ich den Seminarraum betrat, saß ein kleiner, dünner Mann mit Hornbrille allein an einem der Tische, die zu einer Hufeisenform angeordnet waren. Seine langen, weißen Haare waren dünn und fielen ihm wie abgestorben auf die Schultern. Ich weiß nicht, woran es lag, dass ich mich in seiner Gegenwart sofort unbehaglich fühlte. Es war nicht sein hässliches Äußere, es war etwas anderes. Ich nickte ihm kurz zu, dann ging ich, ohne etwas zu sagen, zu dem Dozentenschreibtisch und holte meine Seminarmaterialien aus meinem Rucksack. Er stand auf und kam zu mir.
    „Mein Name ist Berthold November“, sagte er mit leiser Stimme. „Ich würde gerne Ihr Seminar besuchen.“
    Sein Händedruck war schlaff. Als streckte er dir eine tote, abgetrennte Hand entgegen.
    „Es sind mit heute nur noch drei Termine. Ich weiß nicht, ob sich das für Sie lohnt“, sagte ich.
    „ Davon bin ich überzeugt. Sind denn noch Plätze frei?“
    Ich sah auf die leeren Stühle.
    „Das auf jeden Fall. Wenn es Ihnen also nichts ausmacht, dass es nur noch drei Termine sind, bitte.“
    „ Oh das ist für mich kein Problem. Ich denke, auch bei drei Terminen kann man noch viel lernen.“
    Er blieb noch einen Moment stehen. Ich hatte Schwierigkeiten, ihm in die kleinen, stechenden Augen zu sehen. Eine instinktive Reaktion, als wollte ich von Anfang an jeden Kontakt meiden. Auf einmal war da der Gedanke, dass ich den Kerl kannte. Ein Bild drängte aus den untersten Schichten meiner Erinnerung an die Oberfläche, tauchte auf, wie ein Blitz erleuchtete es für einen kurzen Moment die Szenerie, doch das Licht war zu grell, ich musste die Augen schließen, und als ich sie wieder öffnete, war es verschwunden.
    November setzte sich und blickte vor sich auf den kleinen, weißen Tisch. Die nächsten fünf Minuten warteten wir schweigend auf die anderen Seminarteilnehmer. Durch die dünne Wand konnte man Lachen hören. Nein, es war kein Lachen, es war das entfesselte Gekreische einer Frau, die sich überhaupt nicht mehr beruhigen wollte.
    Im Nebenraum unterrichtete meine Kollegin Meike von Hardenberg. Auch einen Kreativ-Schreibkurs, es gab nur zwei an der örtlichen Volkshochschule. In Meikes Kurs saßen fast zwanzig Teilnehmer, bei mir waren es die letzten Male immer nur drei gewesen: Robert Blum, ein sechzigjähriger Studienrat kurz vor der Pensionierung, der so trocken wirkte wie Kekse aus dem Ersten Weltkrieg, Mark Polonski, ein junger Automechaniker, der jede Kursstunde zur Hälfte verschlief und in dessen Geschichten stets Unmengen Blut flossen und Sybille Kollack, eine etwas mollige Sekretärin, die noch nie ein eigenes Schreibprojekt vorgestellt hatte.
    „Ich bin hier, um etwas zu lernen. Und ich finde das ungeheuer aufregend und spannend bei so einem großen Schriftsteller“, hatte sie bei der Vorstellung gesagt.
    Sie war der Fan, der jedes Semester auftauchte. Der mich mit unverhohlener Begeisterung anhimmelte, mich, den großen Schriftsteller.
    Sie kannten mich hier alle nur als den Autor des Romans „Schneegestöber im August“. Die Geschichte eines jungen
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