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Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Titel: Das Buch der Verdammnis (German Edition)
Autoren: Gunnar Schuberth
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gelandet.
    Es war auf einmal ganz still. Als wären wir abgeschnitten von dem Leben um uns her.
    "Wer aufrichtig liest“, fuhr Tareus fort, „glaubt an diese Welt und wird ein Teil davon. Diese Welt hat Regeln und Gesetze und jeder, der liest, unterwirft sich diesen Regeln."
    Er machte eine Pause, atmete einmal tief ein, dann sprach er weiter.
    "Und wenn der Autor ein wahrhafter Hüter seiner Welt ist, dann kann er etwas schreiben, das über diese Welt hinausgeht, sie verlässt und unseren Alltag berührt. Das ist eine Magie, die nur selten gelingt. Doch man sollte immer danach streben. Darum sollte man sich immer bemühen."
    Er blieb noch einen Moment regungslos stehen. Dann blickte er mir in die Augen. Sein Gesichtsausdruck war auf einmal hart.
    "Du Leon, hast dich nicht darum bemüht. Du hast dich verdammt noch mal nicht darum bemüht."
    Er war so laut geworden, dass ich unwillkürlich einen Schritt zurücktrat. Ich blickte vorsichtig zum Durchgang, der zurück in die Kneipe führte. Vielleicht sollte ich einfach abhauen.
    Ich versuchte ein schiefes Lächeln. Irgendwie musste ich den Typen beruhigen.
    "Gut", sagte ich. "Wenn Sie es meinen, dann werde ich mich jetzt einfach mehr anstrengen."
    Tareus antwortete nicht. Auf einmal trat er auf mich zu und umfasste mit seinen riesigen Händen meinen Hals.
    Mit einer Kraft, wie ich sie ihm nie zugetraut hätte, drückte er zu. Er zog mich an sich, mein Kopf war nur wenige Zentimeter von seinem entfernt und sein Atem roch nach Pfefferminz.
    Ich versuchte, mich von seinem Griff zu befreien, umfasste seine Handgelenke und drückte nach außen, aber es hatte keinen Sinn, seine Finger schienen aus Stahl zu sein.
    "Hörst du mir überhaupt zu, Leon? Du scheinst überhaupt nicht zu verstehen, was ich meine. Das ist das Problem mit Typen wie dir. Ihr habt kein Gespür dafür, wann es wichtig wird, wann etwas entscheidend wird, ihr habt einfach kein Gefühl dafür."
    Er drückte fester zu, ich röchelte, mir wurde schwarz vor Augen, Schweißtropfen traten mir auf die Stirn. Dann ließ er mich auf einmal los.
    Ich stolperte, hustete, rang nach Luft, ging einige Schritte zurück, bis ich an der Wand stand. Ich holte tief Luft, atmete aus, atmete wieder ein.
    Der Clown stand unbeweglich vor mir und lächelte.
    "Sie sind ja völlig durchgedreht", sagte ich.
    Er lächelte noch immer.
    "Jetzt habe ich dir wohl ein bisschen Angst gemacht, Leon", meinte er. Er gluckste in sich hinein. Ein albernes, blödes Lachen. Dann wurde er mit einem Schlag ernst.
    "Aber das ist gar nichts gegen das, was noch kommen wird, Leon." Er sprach meinen Namen mit einer übertriebenen Betonung aus, als wollte er sich über ihn lustig machen.
    "Du tust mir jetzt schon leid."
    Er drehte sich um, ging zu dem Durchgang, der in die Kneipe führte und verschwand unter den Besuchern.
    Ich blieb einen Moment stehen und versuchte, ganz ruhig zu atmen. Dann ging ich weiter zur Toilette. Ich stellte mich vor das Waschbecken und sah in den Spiegel. Da, wo er mich gewürgt hatte, war die Haut leicht gerötet. Was hatte der Kerl von mir gewollt?
     
    Ich kam spät in der Nacht mit Gonzo nach Hause. Kurz vor dem Schlafengehen wusste ich auf einmal, was zu tun war.
    Am nächsten Morgen beendete ich die Folge ‚Invasion der Schweinemonster’. Ich schrieb wie im Rausch, ich hatte das Gefühl, als würde ein anderer meine Hand führen und ich wäre nur Werkzeug eines höheren Plans. Es war, wie ich es Gonzo gesagt hatte, die Geschichte spielte sich zwischen den Zeilen ab, ich schrieb nur nieder, was schon längst vorgezeichnet war. Als ich fertig war und die Folge über E-Mail dem Verlag schicken wollte, zögerte ich einen Moment. Dann klickte ich auf 'abschicken'.
     
    Als Hank Lester am nächsten Morgen erwachte, schlief die wunderschöne Helen neben ihm noch einen süßen, unschuldigen Traum.
    Etwas Schweres tatschte in Hanks Gesicht. Vielleicht war das ein zärtliches Streicheln seiner Bettgefährtin, dachte Hank. Doch dann öffnete er die Augen und spürte auf seinem Gesicht die behaarte Klaue von Bobo, seinem treuen Affen.
    Hank nahm die Schimpansenfinger aus seinem Gesicht und richtete sich auf. Die Geschehnisse der letzten Nacht standen mit aller Deutlichkeit vor seinen Augen. Er hatte versagt. Wie hatte das nur passieren können? Statt der wilden Nacht, die er erwartet hatte, hatten sie sich die ganze Zeit über die Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik unterhalten. Wie konnten aus dem süßen Mund von Helen nur
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