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Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Titel: Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis
Autoren: Colleen Gleason
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sie näher kam. Sie bedachte ihn mit einem scharfen Blick, in dem nicht einmal ein Hauch von Scham lag, sondern fast so etwas wie Selbstgefälligkeit. Zur Hölle! »Hattest du vielleicht doch Lust auf einen Walzer?«
    »Ich bin hergekommen, um dich wegen einer ziemlich dringenden Sache zu sprechen«, erklärte er und verdrängte dabei schnell die Erinnerung an das erste und einzige Mal, als sie miteinander Walzer getanzt hatten. Er tanzte nicht gern, aber er konnte es ziemlich gut, und das freudige Aufleuchten, ganz abgesehen von der Überraschung in ihren Augen, war es wert gewesen, diese lächerliche Übung zu absolvieren. Er starrte Starcasset finster an. »Allein.« In einer Kutsche.
    Nein.
    Victorias rote Lippen zogen sich in den Winkeln nach oben, sodass sich mehrere kleine Grübchen in ihren Wangen bildeten. »Aber natürlich, Max.« Da war dieser wissende Ton in ihrer Stimme, dieser lockende Ton, als sie zu ihm aufschaute, als wüsste sie — sie wusste es tatsächlich -, wie verdammt unbehaglich er sich fühlte.
    Verflixt und zugenäht. Er hätte London schon vor Wochen verlassen sollen.
    Er hätte Vioget ausfindig machen und an seiner Stelle hierher schicken sollen.
    Er hätte einfach nur eine Augenbraue hochziehen und sie mit arroganter Miene von oben herab ansehen sollen, während er sie fragte, ob sie bereit wäre, jetzt Vampire zu jagen, oder ob sie es für wichtiger hielte, erst alle Männer auf ihrer Tanzkarte zu beglücken.
    Aber das war jetzt so viel schwerer. Danach. Seitdem.
    Da stand so viel zwischen ihnen.
    Victoria schob ihre Hand unter Max' Arm, ehe er reagieren konnte, und drückte Hüfte, Oberkörper, Bein an seinen Körper. »Gute Nacht, George«, verabschiedete sie Starcasset ganz gelassen, als würde sie nicht gerade fast mit Max verschmelzen. Verdammter Mist. »Vergessen Sie unsere Vereinbarung nicht. Ich werde mein Versprechen halten.«
    »Natürlich. Vielen Dank noch mal, Lady Rockley.«
    »Lass uns gehen«, fuhr Max sie an und löste sich von dem roten Kleid und der Frau, die es trug. Als er sich umdrehte, stieß er fast mit ihr zusammen, und er sah zum ersten Mal den schmalen roten Striemen auf ihrem Hals. »Was zum Teufel ist das denn?«
    Ohne überhaupt zu überlegen, berührte er die Stelle und erkannte, dass es ein schmaler, mit getrocknetem Blut bedeckter Kratzer war, der fast unter dem Haaransatz verschwand und weiter in ihrem Nacken verlief. Kein Vampirbiss.
    Ehe sie etwas erwidern konnte, packte er ihren Arm, brachte sie auf Abstand zu sich und setzte sich mit ihr Richtung Haustür in Bewegung. »Lassen Sie die Kutsche vorfahren«, fuhr er einen glotzenden Lakaien an, der sich wahrscheinlich wegen Max' Gesichtsausdruck fast in die Hosen machte.
    »Mein Gott, Max, du brauchtest doch nicht so grob zu dem armen Mann zu sein«, meinte Victoria.
    Er beachtete sie nicht. Und ausnahmsweise einmal machte Victoria den Mund zu und sagte nichts, während sie auf die Kutsche warteten.
    Die Kutsche. Die kleine, dunkle, geschlossene Kutsche.
    Verdammter Mist.

Kapitel 3
In dem unsere Heldin zum Missfallen ihres Begleiters eine vergangene Begebenheit aufgreift
     
    Victoria stieg wieder in das Gefährt, das sie erst vor ein paar Augenblicken verlassen hatte. Der Geruch von Maybelles Asche hing immer noch in der Luft, und sie hätte schwören können, dass sie hörte, wie Max schnupperte, als er nach ihr in die Kutsche kletterte.
    Sie hatte ihre Röcke noch nicht fertig gerafft und sicher in der Kutsche untergebracht, als er sich an ihr vorbeidrängte und auf der gegenüberliegenden Bank breitmachte. Er setzte sich genau in die Mitte und zeigte durch seine gesamte Körperhaltung, dass er den Platz auf jeden Fall ganz allein für sich beanspruchte.
    Der Lakai schloss den Schlag, und Victoria hörte, wie das Schloss einrastete. Im Innern der Kutsche war es dunkel und stickig. Ihr Korsett fühlte sich plötzlich so eng an, dass sie Schwierigkeiten hatte, Luft zu holen.
    »Was ist eigentlich aus deiner Souveränität geworden?«, sagte sie, während sie ihm gegenüber in die Polster sank. Sie ließ sich Zeit beim Glätten ihrer Röcke; es bereitete ihr ein beinahe schon abartiges Vergnügen, sie an seiner Hose entlanggleiten zu lassen, die durch Stege unter den Füßen straff und glatt gehalten wurden, genau wie es der gegenwärtigen Mode entsprach.
    Fragend zog er eine Augenbraue hoch. Sein Gesicht wurde zur Hälfte von der kleinen Laterne erhellt, die in der Ecke über Victoria hing.
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