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Das Buch der Schatten - Verwandte Geister: Band 8 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Verwandte Geister: Band 8 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Verwandte Geister: Band 8 (German Edition)
Autoren: Cate Tiernan
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löste sich vom Fels, und meine Muskeln verkrampften sich. Unglaublicherweise spürte ich, dass sie sich entspannte, ihre Angst beruhigte. Sie hob die Pfoten und löste etwas von ihrem Hals. Ich machte große Augen: Sie hatte mir ihre Kehle entblößt! Ich konnte blasse glatte Haut sehen, wo vorher nur ein dickes faltiges Ding gewesen war. » Deine Wahl, Morgan « , sagte sie und wartete.
    Wieder blinzelte ich und versuchte, die Situation mit meinem Wolfsgehirn zu begreifen. Das hier ergab doch überhaupt keinen Sinn. Diese Beute redete mit mir, sie nannte mich beim Namen. Bei meinem Namen? Mein Name. Ich dachte … Ich fühlte mich nur wie Ich. Aber wie ein kleines Rinnsal, das sich langsam durch den Fels frisst, dämmerte mir etwas. Mein Name war Morgan. Mein Name war Morgan?
    O Göttin, mein Name war Morgan! Ich war ein Mädchen, kein Wolf, kein Wolf! Nur ein Mädchen. Und meine Beute war Hunter , und ich liebte ihn, und im Augenblick wollte ich ihn töten und sein Blut schmecken, mehr als alles in der Welt.
    Was passierte hier?
    » Deine Wahl, Morgan « , sagte Hunter noch einmal.
    Meine Wahl. Was für eine Wahl? Ich hatte ihn gejagt und gestellt, ich hatte das Recht, ihn zu töten. Konnte ich wählen, ihn nicht zu töten? Ich setzte mich, faltete die Hinterläufe ordentlich unter mich, und mein buschiger Schwanz fegte aus dem Weg.
    Meine Wahl. Was würde ich wählen? Töten oder nicht töten? O Göttin, war das die Wahl zwischen Gut und Böse? Zwischen Macht oder Schuld? Licht oder Dunkelheit? O Gott, bedeutete das, dass ich diese Beute nicht töten konnte? Ich wollte sie, ich wollte sie, ich brauchte sie, ich musste sie haben.
    Der andere Wolf hinter mir knurrte: Tu was. Bring sie um, sonst tue ich es.
    O Gott, o Gott, o Gott, o Göttin, helft mir. O Gott, ich wähle das Gute, dachte ich und weinte fast vor Bedauern über das Blut, das ich nicht vergießen würde, das Leben, dass ich nicht nehmen konnte. Ich warf den Kopf zurück und jaulte, ein ersticktes, gequältes Jaulen vor Schmerz und Sehnsucht und dem Wunsch zu töten.
    Sobald ich dachte, Ich wähle das Gute , zog sich mein erhebendes Wolfsein von mir zurück, wie eine Welle, die sich vom Strand zurückzieht. Auch das bedauerte ich: Ich wollte für immer Wolf sein. Wie herabsetzend, wieder ein Mädchen zu sein, ein bemitleidenswertes Menschenwesen – wie jämmerlich, wie demütigend! Ich senkte mich auf die Vorderpfoten und hätte gern geweint, doch es ging nicht: Wölfe können nicht weinen.
    Der andere Wolf – Ciaran, wie ich mich jetzt erinnerte – trat plötzlich mit einem zornigen Knurren vor. Hunter erstarrte, und ich sprang auf und dachte: Nein! Nein! Ich sah, dass Ciarans kraftvolle Muskeln sich anspannten, und wusste, dass er sich jeden Augenblick auf Hunter stürzen würde. Rasch sprach ich in Gedanken seinen wahren Namen, den Namen, der sein innerstes Wesen war, den Namen, der ein Klang war, eine Form, ein Gedanke und ein Lied, eine Sigille und eine Farbe – alles auf einmal.
    Ciaran stürzte mitten im Sprung wie ein Stein zu Boden. Er wandte sich mir zu, Wolfsaugen voller Staunen, Ehrfurcht und sogar Angst. Nein, dachte ich. Du kriegst Hunter nicht.
    Dann ging alles viel zu schnell, um es zu begreifen. Ich wechselte zurück in meine menschliche Gestalt, es war schmerzhaft, und ich schrie auf. Ciaran, immer noch ein Wolf, verschmolz mit den Schatten des Waldes, als hätte er nie existiert. Eoife und viele andere Hexen, die ich nicht kannte, rannten auf die Lichtung, riefen magische Sprüche und wirkten überall Magie.
    » Er ist da runter! « , schrie Hunter und zeigte in die Richtung, in die Ciaran verschwunden war. Ich lag gekrümmt am Boden, immer noch zum größten Teil Wolf, und hatte Mühe, nicht zu würgen. Im Herzen wusste ich, dass sie Ciaran niemals fangen würden, dass mein Vater längst entkommen war. Doch das Gewicht ihrer Magie und die Kraft ihrer magischen Sprüche erstaunte mich – ich wollte ihnen nicht in die Quere kommen. Es war ein Gewicht, das mich niederdrückte, Woodbanes fesselte, Ciaran jagte, und die Magie war so stark, dass mir übel wurde.
    Vage bekam ich mit, dass Hunter mich in etwas Warmes einwickelte und hochhob, und jeder seiner Schritte tat so sehr weh, dass ich ohnmächtig wurde und in eine köstliche Dunkelheit sank, wo es keinen Schmerz gab und kein Bewusstsein.
    Ich weiß nicht, wann ich wach wurde, doch als ich die Augen öffnete, lag ich auf Hunters Schoß, in seinen Mantel gehüllt. Meine Lider
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