Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das böse Spiel der Natalie Hargrove (German Edition)

Das böse Spiel der Natalie Hargrove (German Edition)

Titel: Das böse Spiel der Natalie Hargrove (German Edition)
Autoren: Lauren Kate
Vom Netzwerk:
sie an und tastete mit den Fingern an den Rändern entlang. Ihre Lippen bewegten sich, obwohl sie keinen Ton sagte. Es klingelte, doch keine von uns rührte sich.
    »Ich weiß nicht, was du getan hast«, sagte sie schließlich, »aber du hast ein äußerst schlechtes Gewissen.« Sie rieb sich über die Stirn. »Es lief alles gut für dich, aber du hast jemanden ausgenutzt, jemanden, der verletzlich ist.«
    Meine Kehle fühlte sich an wie ausgedörrt. Ich konnte nicht schlucken. Sie sah mich an.
    »Das bin nicht ich, die hier spricht, Nat, okay?«
    Dann räusperte sie sich.
    »Du … du hast kaum mehr jemanden, dem du vertrauen kannst.«
    »Sag mir, was ich tun soll«, bat ich. »Sieh einfach in die Karten und sag mir, wie ich alles wieder in Ordnung bringen kann. Wie ich meine Vertrauten zurückbekomme.«
    Tracy biss sich auf die Lippe. »Einige von ihnen sind bereits fort«, sagte sie langsam.
    »Du musst mir helfen, Tracy. Ich vertraue dir.«
    Achselzuckend schüttelte sie den Kopf. »Ich kann dir nichts anderes sagen, Nat. Ich sehe nur, was in den Karten steht.«
    »Dann lies sie noch einmal«, sagte ich. »Hier, ich hebe ab.«
    »Du weißt genau, dass das so nicht funktioniert.«
    »Nein, weiß ich nicht«, beharrte ich. »Ich weiß gar nichts mehr.«
    »Du weißt, wie man drastische Maßnahmen ergreift«, sagte sie. »Offensichtlich. Du wirst schon herausfinden, was du tun musst, um da wieder rauszukommen.« Sie legte den Kopf schief. »Sonst klappt das nicht. Aber ich glaube, dass du dieses Mal ganz auf dich allein gestellt bist.«
    Draußen hupte ein Auto und Tracy sah wieder auf ihre Uhr.
    »Ich muss jetzt wirklich los«, sagte sie und stand auf. »Du weißt selbst am besten, wie sehr Männer es hassen, wenn man sie warten lässt.«
    Ich dachte an Mike, den ich mehr oder weniger das ganze Wochenende lang hatte warten lassen. Und jetzt, wo ich bereit war, mich ihm zuzuwenden, war er nirgendwo zu finden. Ich musste wissen, ob ich am Freitagabend wirklich mit ihm Schluss gemacht hatte, aber als sich diese Frage in meinem Kopf bildete, hatte Tracy schon das Fenster hochgeschoben und schlüpfte hinaus.
    »Warte!«, rief ich.
    Sie hangelte sich behände die Ziegelmauer hinunter, stieß sich ab und landete ein Stockwerk tiefer auf den Füßen. Als sie über den Rand ihrer Sonnenbrille hinweg zu mir hinaufsah, stellte ich fest, dass ich noch nie zuvor ihre Augen gesehen hatte. Ihre Iris waren von einem rauchigen Violett, und sie hatten fast etwas … Verschleiertes, wie wenn nach einem Sturm Wolken über die Bucht ziehen.
    Sie zwinkerte mir noch ein letztes Mal bedeutungsvoll zu, dann schob sie die Brille wieder vor ihre leuchtenden Augen und drehte sich um.
    Wie betäubt schloss ich das Fenster und beobachtete, wie Tracy sich zwischen den Zypressen hindurch zur Straße schlich. Ein weißes Wohnmobil stand in der Auffahrt; Tracy öffnete dessen Tür und stieg ein. Ich war fünfzig Meter weit weg und blickte durch ein Fenster, das in der Geschichte unserer Schule möglicherweise noch nie sauber gemacht worden war, aber ich sah dennoch sehr deutlich, dass das Wohnmobil, in das Tracy einstieg, dasselbe war, in das Sarah neulich vor der Bar gestiegen war. Der Drogen-Handelsposten kam ziemlich herum.
    Mein Herz sackte noch tiefer bei dem Gedanken, die Gerüchteküche könnte davon erfahren, dass ich J. B.s Pillen gehabt hatte. Ich konnte auf der Paranoia-Leiter nicht mehr viel höher steigen, und was noch schlimmer war, ich hatte tatsächlich niemanden mehr, an den ich mich noch wenden konnte.
    Ich konnte niemandem mehr trauen außer mir selbst.

19 Schlaf nicht mehr
    Auch diesmal gab es keine Spur aus Rosen oder Boxershorts. Ich ging allein zum Wasserfall. Die Begegnung mit Tracy hatte mich völlig gelähmt. Ihre verhangenen Augen verfolgten mich, und mein Gehirn konnte nicht aufhören, all ihre Prophezeiungen wieder und wieder zu durchdenken.
    Sie hatte recht gehabt damit, dass Mike Palmetto-Prinz werden würde. Sie hatte recht gehabt damit, dass Rache nahe war (auch wenn sich herausstellte, dass nicht ich, sondern J. B. Rache nahm). Und auch heute hatte sie damit recht gehabt, dass ich am Ende meiner Möglichkeiten und völlig allein dastand.
    Die einzige Weissagung, die bislang noch nicht eingetroffen war, war die vom Sturz, der nach der Rache kam. Ich war mir immer noch nicht ganz klar darüber, was das heißen sollte – und das hatte mich heute Abend hierhergeführt.
    Es regnete und der steile Pfad hinauf war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher