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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns
Autoren: Cody Mcfadyen
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war eine schlimme Lüge.« »Was für eine Lüge?«
    »Ich habe ihm erzählt, ich hätte etwas Schreckliches getan. Später habe ich ihm gesagt, dass es eine Lüge gewesen sei und dass ich mir alles nur ausgedacht hätte.«
    »Aber das stimmt nicht?«
    Die große Frage, mit der großen Antwort, die Frage, die mich niemals in Ruhe lässt. Sie ist bei mir, wenn ich aufwache, sie ist bei mir, wenn ich schlafen gehe, sie ist bei mir den ganzen Tag über. Sie hat auch bei meiner Berufswahl eine Rolle gespielt, da bin ich sicher.
    »Ja. Was ich ihm zuerst gesagt habe, war die Wahrheit.« »Möchtest du mir erzählen, was du ihm gesagt hast?« »Nein, Vater.«
    Eine Pause. Ich kann beinahe hören, wie er über meine Worte nachdenkt. Ich kann sein Zögern spüren und sein Misstrauen.
    »Das, was du ihm erzählt hast... glaubst du, Gott hat es ebenfalls gehört?«
    »Wenn er existiert, Vater, war es eigentlich für seine Ohren bestimmt.«
    »Ich verstehe. Dann möchtest du also einräumen, dass das, was du gesagt hast, die Wahrheit ist, aber du möchtest es nicht wiederholen.«
    »So ähnlich.«
    Er seufzt. »Und du möchtest Vergebung für diese Sache?«
    »Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht, Vater. Ich weiß nur, dass ich beichten möchte, dass es geschehen ist. Das ist doch ein Anfang, oder?«
    »Ja. Es ist ein Anfang. Aber ich kann dir auf diese Weise keine Absolution erteilen und keine Buße auferlegen.«
    »Was die Buße angeht, Vater ... ich bereue seit langer, langer Zeit. Und was die Absolution betrifft, werden wir sehen. Ich wollte nur sicher sein, dass Sie mich angehört haben, Vater. Ich weiß immer noch nicht, ob Vergebung bei dieser Sache überhaupt eine Rolle spielt.«
    Ich würde meine Mom fragen, wenn ich könnte.
    »Also gut, Smoky. Und wenn du mir jemals mehr erzählen möchtest, werde ich dir zuhören.«
    »Ich weiß, Vater. Danke.«
    Ich fahre über den Highway nach Hause, wo Bonnie und Tommy auf mich warten, und ich denke an meine Mutter. Ich rufe mir ihre Schönheit ins Gedächtnis, ihr Lächeln, ihr Temperament. Ich erinnere mich an jede Sekunde, die ich mit ihr verbracht habe, und ich schätze diese Erinnerungen als das, was sie sind: Zeiten und Orte, die niemals wieder existieren werden.
    Ich habe meine Mutter getötet, als ich zwölf Jahre alt war. Ich habe es aus Liebe getan, gewiss, doch ich habe mich immer gefragt, ob das der Grund dafür ist, dass ich mich in die Ungeheuer hineinversetzen kann, dass ich sie verstehen kann. Ist es, weil in mir ebenfalls ein Stück Ungeheuer schlummert?
    Was meinst du, Gott?
    Er schweigt, und genau das ist mein grundlegendes und fortgesetztes Problem mit ihm.
    Mom?
    Vielleicht ist es Einbildung, doch die Brise, die durchs Wagenfenster dringt und in meinen Haaren spielt, fühlt sich wie eine Bestätigung an, und für einen Moment bin ich mit mir im Reinen.
     

Kapitel 44
    »Wie geht es ihr?«, frage ich.
    »Sieh selbst«, antwortet Kirby.
    Das Hotelzimmer, das Callie gemietet hat, um sich von ihrer Vicodinsucht zu befreien, hat schon bessere Zeiten gesehen. Callie wohnt seit nunmehr zwölf Tagen in diesem Zimmer, und es stinkt nach Schweiß und Erbrochenem. Sie hat sich geweigert, eine Entziehungsanstalt aufzusuchen, was keine Überraschung für mich war.
    »Das Reinigungspersonal wird uns hassen, wenn wir ausziehen.«
    »Keine Bange, ich lass denen ein üppiges Trinkgeld hier ...«
    Callie steht in der Tür zum Bad. Sie ist blass und hat Ringe der Erschöpfung unter den Augen, doch sie sieht gefestigter aus als in den letzten Tagen.
    »Wie fühlst du dich?«, frage ich.
    »Ich werde allmählich wieder menschlich, schätze ich. Hat ja auch lange genug gedauert. Ich denke, morgen bin ich so weit, dass ich aus diesem Höllenloch ausziehen kann.«
    Kirby und ich haben uns abwechselnd um sie gekümmert. Wir haben sie gehalten, während sie gezittert und geschwitzt und geflucht hat. Wir haben ihre Haare gehalten, während sie sich übergeben hat. Einmal habe ich ihr übers Haar gestreichelt, als sie vor Verlangen nach der Droge geweint hat.
    »Meine Güte, das wurde aber auch Zeit«, sagt Kirby. »Mein Sexualleben hat echt darunter gelitten.«
    »Meines auch«, sage ich.
    »Ja, ja, ja«, meint Callie. »Ich habe meinen zukünftigen Ehemann auch nicht mehr gesehen, seit das hier angefangen hat. Nicht mehr lange, und wir liegen alle wieder in den Armen unserer Liebhaber.«
    »Wie geht es deinem Rücken?«, frage ich. »Probleme?«
    »Ich hab schon verdammt lange
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