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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
Autoren: James Carlos Blake
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nachzudenken, wie er und sein Bruder binnen einer Stunde nach Norden die Straße nach Querétaro entlanggaloppieren würden. Seit seinem Besuch bei John hatte er kaum an etwas anderes gedacht als an ihre Rückkehr zur anderen Seite des Rio del Norte. Hatte sich an seines Bruders unerfüllte Sehnsucht nach einem Stück Waldland erinnert, das er sein Eigen nennen konnte, an seinen Wunsch, zu Vermögen zu kommen, sich irgendwo niederzulassen. Und er war entschlossen, dass John bekommen sollte, was er haben wollte. Es stand ihm mit Fug und Recht zu. Sie würden sich in Texas niederlassen, oben im Osten, ein gutes Stück entfernt von diesem mörderischen Mexiko. Oben irgendwo direkt am Sabine, wo die Kiefern so dicht wie Gras wuchsen und so hoch wie die verdammten Wolken. Sie würden sich ein schönes Stück Waldland kaufen und Holz schlagen und vielleicht ihre eigene Sägemühle betreiben, warum auch nicht? Wie John sagte, es war das Handwerk, das ihnen beigebracht worden war, seit sie groß genug waren, um eine Axt zu schwingen. John hatte recht – er hatte immer recht gehabt. Sowie sie Mexiko-Stadt hinter sich gelassen und den Norden des Landes erreicht hatten, würde er ihm sagen, wie sehr er selber diese Vorstellung schätzen gelernt hatte. Edward grinste in dem gelben Straßenlicht, als er sich ihr Gespräch ausmalte, sich den Augenblick vorstellte, wenn John klagen würde, dass ihnen ja doch das Geld fehle, um ein großes Waldstück zu kaufen. Das wäre der Augenblick, wenn er ihm die Beutel voller Gold und Silber zeigen würde, das er als Angehöriger von Dominguez’ Bande gesammelt hatte. Dann
will ich mal Johnnys Gesicht sehen, Jesses noch mal
.
    »Las diez y media y todo sereno!« Der Ruf des Wachmanns riss ihn aus seiner Träumerei. Sie waren jetzt seit einer halben Stunde da drin, was ihm viel länger als nötig vorkam. Er war plötzlich von einer Ahnung erfasst, dass etwas schiefgegangen war und jetzt alle dort drinnen festgehalten wurden.
    Dann schwang die Gefängnistür auf, und da kamen sie alle heraus und er wusste, dass John einer der drei Männer war, die einen Umhang trugen. Er stieg in seinen Sattel und ergriff die Zügel des Rappen. Die Kutsche sollte die Calle Patoni herunterfahren und in die Avenida de Perdidos einbiegen, außer Sichtweite des Gefängnisses, und dort John absetzen. Sein Pferd spürte seine Aufregung und stampfte und schnaubte, und er klopfte ihm auf den Hals und sagte ihm, es solle ausharren, Johnny würde gleich da sein, so Gott wollte.
    Doch jetzt kamen Soldaten aus dem Gefängnis gerannt, und eine Schießerei brach aus, und mehrere Soldaten gingen zu Boden. Die anderen zogen sich ins Gefängnis zurück, und der Schütze rannte die Calle Patoni hinab und in die andere Richtung, als gelbe Feuerzungen zwischen den Soldaten auf dem Boden und den anderen beiden Männern mit Umhang aufblitzten. Jetzt waren alle auf dem Boden, und mehr Soldaten strömten heraus und schossen viele Male auf die beiden Männer, während der dritte um die Ecke verschwand.
    Edward gab seinem Pferd die Sporen, führte den Rappen hinter sich und galoppierte zum Gefängnis. Mehrere Wachen richteten ihre Waffen auf ihn, als er sein Pferd zügelte und rief: »Scott’s Guard! Ich bin ein Scott’s Guard!«
    »Nicht schießen!« rief ein Lieutenant. »Er ist einer von uns. Nicht schießen!« Er drehte sich zu einem Soldaten neben ihm und sagte: »Durchsuch die Kutsche da!«
    Edward glitt aus dem Sattel und ging zu den beiden bemäntelten Männern, die in Blutlachen auf dem Gehsteig lagen. Einer lag auf dem Rücken und war bärtig, und Edward beugte sich vor, musterte ihn und sah, dass es nicht sein Bruder war. Der andere lag auf der Seite, und er drehte ihn um, um sein Gesicht zu sehen. Der Mann war glatt rasiert und hatte ein Loch über einem Auge und ein anderes, das durch seine Oberlippe ging, und war auch nicht John.
    »Hier is niemand drin, Sir!« rief der Soldat bei der Kutsche.
    »Hufnagel! Reedy!« befahl der Lieutenant. »Überprüft die Gasse da auf der anderen Straßenseite! Johnson! Geh da hinten zu der Ecke und sieh, ob du ihn entdecken kannst. Bewegung!«
    Edward blickte dem Soldaten nach, der zu der Ecke lief. Er wollte wieder aufsteigen, und dort stand die Señora, ihr Arm im Griff eines Soldaten, und neben ihr der Kutscher mit erhobenen Händen. Sie blickte auf Edwards Spy-Company-Uniform wie auf ein fremdes Grauen. Sie funkelte ihn mit einer Mischung aus Verwirrung, Ungläubigkeit und
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