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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
Autoren: James Carlos Blake
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solle sich zu ihm setzen und nichts tun, sondern nur ernst dreinblicken und nicken, wenn er angesprochen werde, und seine Unterschrift auf jedes Papier setzen, das ihm vorgelegt werde. Killian grinste und nickte aufgeregt, froh, bei dem Spiel beteiligt zu sein. Sie bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick, und er setzte eine ernste Miene auf. Sie wies John an, sich ihr gegenüber zu setzen, mit dem Rücken zur Tür, neben einen der bärtigen Anwälte, einem Mann von ähnlicher Größe und Statur wie er selbst und mit derselben wettergegerbten Bräune von Gesicht und Händen. Die Anwälte setzten alle ihre Hüte ab, doch nur die beiden auf ihrer Seite des Tisches zogen auch ihre Umhänge aus. Während diese beiden ihren Aktentaschen eine Reihe von Dokumenten entnahmen und sich dann John und Killian zuwandten, um mit ihnen über Petitionsrecht und Präzedenzfälle zu sprechen, entfernte der Bärtige, der neben John saß, seinen falschen Bart und gab ihn unbemerkt an ihn weiter. John beugte sich auf den Ellbogen vor wie jemand, der sich den Rat der Anwälte auf der anderen Seite des Tisches genau anhört, und klebte sich seinerseits den Bart ins Gesicht. Er reichte ihm bis zu den Wangenknochen und bedeckte die Brandmarke, doch der Klebstoff war von dem nervösen Schweiß des anderen Mannes verdünnt, und der Bart fühlte sich auf seiner Haut locker an. Er blickte über den Tisch zur Señora, und sie lächelte und nickte einmal.
    Ihr Tun erregte die Aufmerksamkeit mehrerer anderer Patricios, die noch wach waren. Sie wollten auf den Tisch zugehen, doch die Señora bedeutete ihnen, Abstand zu wahren, und sie sahen sich achselzuckend an und taten, wie ihnen geheißen. Immer noch laut genug sprechend, dass die Wache an der Zellentür sie hören konnte, zeigten die Anwälte John und Killian, wo sie ihre Unterschrift auf ein halbes Dutzend verschiedener Formulare setzen sollten.
    Jetzt erschien aus den Schatten John Riley mit seinem verwüsteten Gesicht. Er setzte sich neben die Señora und lächelte verkrampft zu John am Tisch gegenüber. »Wieso
er
?« fragte Riley mit leiser Stimme. »Wieso nicht ich?«
    »Weil«, sagte die Señora, »er der Sprengstoffexperte ist.«
    Riley sah von ihr zu John und wieder zurück, lächelte unsicher, als dächte er, sie könnten einen Scherz mit ihm treiben. »Wer sagt das? Ich versteh mehr von Sprengstoff, als dieser Kleine es je tun wird.«
    »Das hat mir Captain Amado gesagt.«
    »Captain
wer

    »Sprechen Sie leise!« zischte sie mit einem Blick zur Tür. »Er ist Offizier bei den San Patricios, wie Sie sehr wohl wissen. Er ist bei Churubusco der Gefangenschaft entkommen zusammen mit Lieutenant Walker und Korporal Meese.«
    »Was zum Teufel erzählen Sie da? Ich hab noch von keinem von denen gehört.«
    Der Blick der Señora war verächtlich. »Wirklich, Captain, ich bin sehr enttäuscht, dass Sie sich solcher Heuchelei bedienen, um Ihrem Groll nachzugeben.«
    Riley sah John mit schmalen Augen an. »Was soll das hier, verflucht noch mal? Du bist doch kein Sprengstoffmann und das sind keine Saint Patricks, die dich hier rausholen. Warum bin ich nicht auch dabei?«
    John sah ihn an und sagte nichts. Er fühlte sich merkwürdig distanziert. Sein Herz schlug so stetig wie eine Uhr. Sein einziges Gefühl war Neugier. Er fragte sich, ob es ihnen wirklich gelingen würde.
    Jetzt wandten sich die Anwälte wieder ihren Papieren zu, überprüften ihre Uhren bei Kerzenlicht, erinnerten die Señora daran, dass sie am nächsten Morgen eine frühe Kutsche nehmen mussten.
    Riley sagte: »Ich bin geneigt, Sie zu verpfeifen, wenn ich nicht mit dabei sein kann.«
    Die Miene der Señora wurde grimmig. »Wenn Sie sich hier auf welche Weise auch immer einmischen, Captain, dann verspreche ich Ihnen, dass das Leben im Gefängnis sehr unangenehm werden wird, für alle. Ich verspreche Ihnen, dass keine einzige Frau mehr ihren Fuß in diesen Käfig setzen wird für die restliche Zeit, die Sie und Ihre Männer hier sind – und ich verspreche Ihnen, ich werde Ihren Männern sagen, warum die Frauen nicht kommen.«
    Riley lächelte, doch seine Augen loderten vor Wut.
    Sie blickte zu dem Wachmann an der Tür und sah, dass er in die Betrachtung einer Kakerlake vertieft war, die über den Boden huschte. Sie nickte dem Mann zu, der John den Bart gegeben hatte, und er erhob sich und schüttelte seinen Umhang ab, sodass die mexikanische Uniform, die er trug, zum Vorschein kam. Er ließ den Umhang über Johns
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