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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna
Autoren: Rosa Cerrato
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Aber ich habe keine Ahnung, ob diese ... Sache da Paulette ist«, schloss sie entschieden.
    »Wir erwarten nicht, dass Sie sie anhand des Fotos wiedererkennen. Dazu wird eine offizielle Identifizierung im Leichenschauhaus nötig sein.«
    »Ich verstehe. Einverstanden. Ich will auch wissen, was mit Paulette passiert ist, genau wie ihr, nein, noch viel mehr. Wann gehen wir?«
    Sie hatte sich an Nelly gewandt, als wüsste sie, dass sie das Sagen hatte.
    »Sofort, wenn es Ihnen recht ist.«
    »Das ist mir sehr recht. Ich sage nur schnell Sue und Malina Bescheid, dass sie auf die Kinder aufpassen, dann komme ich.«
    Sie verschwand hinter einer von einem geometrisch gemusterten Vorhang verdeckten Tür, durch die gedämpftes Kichern und Kinderstimmen zu hören waren. Nach wenigen Minuten war sie wieder zurück.
    »Gehen wir. Ich bin bereit.«
    Der Pathologe Dottor Nardini empfing die Polizisten und ihre exotische Begleitung mit gewohnter Gelassenheit. Ihn brachte nichts so leicht aus der Ruhe. Doch Nelly, die ihn gut kannte, bemerkte, dass der Mann in seinem Innersten erschüttert war. Das Mädchen ohne Kopf war offenbar selbst für ihn etwas Neues. Er führte sie in den Saal, in dem Paulette – wenn sie es denn war – unter einem Tuch lag und auf die Autopsie wartete. Das ging schnell, dachte Nelly und bemerkte, dass Madame Claire unter ihrer unerschütterlichen Maske höchst angespannt war.
    Als Nardini das Tuch zurückzog, sagte sie mit einem kaum merklichen Beben in der Stimme: »Könnten Sie ihren rechten Arm umdrehen, Dottore?«
    Nardini folgte ihrer Bitte, und Claire musterte die Arminnenseite des reglosen Körpers. Ganz oben, fast unter der Achsel, war ein Leberfleck. Sie schwieg für ein paar endlos scheinende Sekunden.
    »Es ist Paulette«, sagte sie schließlich. Dann geschah etwas für alle Unerwartetes. Aus den Augen der Frau quollen Tränen. Irritiert fuhr sich Madame Claire mit einem Zipfel ihres weiten Kleides übers Gesicht. Dann wandte sie sich ab, damit die anderen ihren Schmerz nicht sähen. Fattori warf Nelly und Marco einen verdatterten Blick zu. Bei Madame hatte man keine Gefühle erwartet, geschweige denn offen gezeigte Erschütterung. Stumm verließen die vier den Raum.
    »Wann haben Sie Paulette das letzte Mal gesehen?«, fragte Nelly sanft. Die Frau schien ihre Selbstbeherrschung wiedergewonnen zu haben.
    »Gestern Abend, beim Essen. Sie war sehr traurig, weil sie befürchtete, fortzumüssen. Diese verdammte Aufenthaltsgenehmigung! Zu Hause hatte sie niemanden mehr. Meine Schwester – ihre Mutter – ist vor vier Jahren gestorben. Der Vater ist von zu Hause abgehauen, als sie noch klein war. Sie ist bei katholischen Ordensbrüdern untergekommen, Franzosen. Ich hatte sie hierhergeholt, sie sollte bei mir leben, doch man hat mir einen Haufen Schwierigkeiten gemacht.«
    Ihr Blick wurde eisig und richtete sich auf Fattori, der sich vor Unbehagen wand.
    »Sie haben zu viele Nichten, Madame«, bemerkte er ohne Ironie.
    »Das mag sein, Dottor Fattori, aber ich habe nun einmal ein großes Herz.«
    »Wissen Sie, wo Paulette gestern Abend hingegangen ist, Claire?«
    Nelly wollte den leichten Vorteil, den Madames Betroffenheit ihr gab, nicht ungenutzt lassen.
    »Paulette war volljährig. Sie ging, wohin sie wollte. Nach dem Abendessen ist sie ausgegangen.«
    »Hat sie für Sie gearbeitet?«
    »Sie erwarten doch wohl nicht, dass ich Ihnen darauf antworte?«
    »Wollen Sie, dass wir Paulettes Mörder finden?«
    »Es war ein Simba. Ein Löwe. Eine Bestie, die ihren Kopf als Trophäe genommen hat.«
    »Und finden Sie, dieser Simba sollte weiter frei in der Stadt herumlaufen?«
    »Nein. Er muss sterben. Sterben.«
    »Ihn hinter Gitter zu bringen würde vielleicht schon reichen.«
    »Lächerlich. Hinter Gitter? Löwen bringt man nicht hinter Gitter. Man tötet sie, wenn sie einen Menschen getötet haben. Haben sie einmal Menschenblut geleckt, lassen sie nicht mehr davon ab.«
    »Mit wem ist Paulette gestern ausgegangen? War sie mit jemandem verabredet?«
    »Ich weiß es nicht. Sie war jung und wollte Spaß haben. Sie ist mit Malina ausgegangen, einem Mädchen, das auch bei mir wohnt.«
    »Wir würden gern mit dieser Malina reden.«
    »Kein Problem. Sie ist zu Hause.«
    »Haben Sie sich mit Ihrer Nichte gut verstanden? Ist es vielleicht möglich, dass der Löwe eine Löwin ist? Dass Paulette Sie wütend gemacht hat? Wer weiß, vielleicht hat sie sich nicht erkenntlich genug gezeigt. So was kommt vor.«
    Madame
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