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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna
Autoren: Rosa Cerrato
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schuldig war.
    »Das wäre allerdings ein Volltreffer, wenn sie ihn wiedererkennen würde. Wir werden sehen«, seufzte Nelly, nicht ganz so überzeugt. »Was haltet ihr davon, wenn wir einen Happen essen gehen? Seit heute Morgen habe ich nur Kaffee und anderes Zeugs getrunken. Nichts gegen viel Flüssigkeit bei der Hitze, aber ich fange langsam an, doppelt zu sehen.«
    »Na schön, machen wir eine Pause. Wie wär’s damit?«, fragte Fattori und zeigte auf eine Crêperie zu ihrer Linken. Die anderen nickten erschöpft und betraten das verlockend duftende Lokal in der Via Lomellini. Ohne sich an den konsternierten Blicken ihrer Begleiter zu stören, schlang Nelly eine riesige Crêpe mit Nutella hinunter. Anspannung machte sie leider hungrig. Wenn sie einsetzte, wenn sie da war und wenn sie nachließ.
    »Geköpft, und der Kopf ist futsch? Wann hat man so was je gesehen, und das hier in Genua! Wir sind doch nicht im Dschungel von Borneo!  Belin {1} !! «
    Der stellvertretende Polizeichef und Leiter des Einsatzkommandos Gaetano Esposito hatte sich ein paar typische Genueser Kraftausdrücke zugelegt, ohne jedoch seinen eleganten neapolitanischen Akzent dranzugeben. In seinem meerblauen Anzug mit weißem Hemd, wie immer ohne Krawatte und mit braunen Segelschuhen an den nackten Füßen, sah er kein bisschen wie ein Bulle aus. Er war noch braungebrannter als sonst, was die hellen Augen in seinem schönen Gesicht besonders zum Leuchten brachte. Nelly hingegen hing vollkommen erledigt und wie ein schlaffer Sack im Sessel vor seinem wuchtigen Schreibtisch. Die Hitze und vor allem das entsetzliche, grausame Verbrechen hatten ihr schwer zugesetzt. Der Mann hielt inne und musterte sie. Das war nicht die Nelly, die er kannte. Sie trug noch immer den alten Trainingsanzug vom Morgen – inzwischen war es später Nachmittag. Ihre sonst so wachen Augen in dem offenen, von Sommersprossen übersäten Gesicht
    (die Sonne ließ sie doppelt sprießen) starrten gedankenverloren ins Leere. Zwischen den Brauen hatte sich eine senkrechte Falte in ihre Stirn gegraben. Der stellvertretende Polizeichef wechselte das Thema.
    »Wo ist Carlo eigentlich gerade? Wie geht es ihm?«
    Carlo war Nellys Lebensgefährte. Er befehligte Erdgastanker und war wie alle Seeleute viel unterwegs. Sie machte eine vage Handbewegung in die Ferne und seufzte.
    »Ich glaub, es geht ihm gut. Er ist irgendwo oben im Norden. Ich weiß es nicht genau. Aber im September ist er wohl wieder zurück.«  Und deshalb habe ich im September Urlaub genommen, verflixt! Dafür verbringe ich den heißesten Sommer des Jahrhunderts im Büro, und als wäre das nicht genug, kommt irgend so ein Gestörter auf die Idee, seine Opfer zu enthaupten.
    Carlo und sie hatten geplant, in die Camargue zu fahren. Wie weit weg die Ferien doch waren, ungefähr genauso weit wie Carlo. Was würde bis September noch auf sie zukommen?  Nichts Gutes , raunte ihr ein gehässiges Stimmchen zu. Nelly verdonnerte es zum Schweigen, gab sich einen Ruck und richtete sich im Sessel auf. Doch Gaetano Esposito – von seinen Freunden Tano genannt – war nicht entgangen, dass irgendetwas im Argen lag.
    »Geh nach Hause, stell dich unter die Dusche und mach dich frisch, dann hole ich dich ab, und wir gehen was essen«, sagte er unvermittelt als Freund und nicht mehr als Kollege.
    Ihre Miene hellte sich auf. Ja, essen gehen. Mit Tano.
    »Liebend gern. Das ist genau das, was ich nach so einem Tag brauche. Aber ... muss ich dann nicht die Rache irgendeiner reizenden jungen Dame fürchten, wenn ich mit dir ausgehe?«
    Tano war geschieden und hatte dauernd neue Freundinnen. Die letzte, eine gewisse Milena aus Pavia, hatte Nelly etwas näher kennengelernt. Sie waren ein paar Mal miteinander ausgegangen, zusammen mit Carlo, aber inzwischen hatten die beiden Schluss gemacht.  Umso besser, Milena war nicht so doll.  Eine Steuerberaterin, die für ihre Arbeit lebte, ebenfalls geschieden, kinderlos und nicht im Mindesten daran interessiert, sich mit Tanos Kindern zu befassen, wenn er sie endlich einmal ein wenig bei sich hatte.  Egozentrisch und neurotisch, die war überhaupt nichts für ihn.  Aber für Tanos Frauen hatte sie nie viel übrig. Vielleicht hatte er einfach kein gutes Händchen. Und so ließ er sie nach kurzer Zeit – nach einem, zwei oder drei Monaten – wieder sausen. Oder sie ließen ihn sausen, denn der Polizeivize war auch nicht ohne, so unbeschwert und herzlich er auch daherkam. Die Scheidung hatte
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