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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna
Autoren: Rosa Cerrato
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teuren Herrenparfüms mit Lavendelnote, das sich mit dem weniger angenehmen Geruch des Fundortes mischte, davon.
    Rund zwei Stunden später saßen die Kommissarin und ihr Vize in Nellys Büro im Präsidium. Der sichtlich niedergedrückte Gianluca Sonni hatte soeben seine Aussage gemacht. Valeria, Nellys rechte Hand, hatte seine Personalien aufgenommen und rasch ein paar Recherchen am Computer durchgeführt. Die Kommissarin bot ihm einen Kaffee an, den er dankbar annahm.
    Mit der Polizei zu tun zu haben, und dazu noch wegen so einer Sache, machte ihm Angst, das war nicht zu übersehen. Eine unter den gegebenen Umständen normale Reaktion? Nelly musterte ihn prüfend. Er hatte dunkle Augen, einen rasierten Schädel, dichte, schwarze Brauen, ein robustes, vorstehendes Kinn und Segelohren. Seine Hände hielten nicht einen Moment still.
    »Sonni, Gianluca, Klempner von Beruf, achtundzwanzig Jahre alt. Hatten Sie jemals mit der Polizei zu tun, Gianluca?«, fragte Nelly und überflog das Protokoll.
    »Ich ... ich hab mal ein Moped geklaut, aber da war ich noch minderjährig. Ich wollte nur ’ne Runde drehen.«
    Seine Haltung – er war ganz in sich zusammengesackt – und sein ausweichender Blick verrieten, dass da noch mehr war. Dass er log. Ängstlich starrte er das Blatt Papier an, das Valeria gerade Marco Auteri in die Hand gedrückt hatte.
    »Ist das wirklich alles?«
    Die Stimme des Vizekommissars klinkte sich kalt und aggressiv in die Unterhaltung ein. Er reichte Nelly das Papier.
    »Ach, Mist, ihr kriegt’s ja eh raus. Ein Mädchen hat mich wegen versuchter Vergewaltigung angezeigt, aber ...«
    »... die Anzeige wurde zurückgezogen. Deshalb kam es nicht zum Prozess. Diesmal warst du volljährig«, bohrte Marco.
    Gianluca Sonni wurde sehr blass. Er schwitzte heftig. Sein gehetzter Blick irrte durch das Büro wie ein gefangenes Tier.
    »Ich weiß, was Sie jetzt denken, aber das war eine Lüge. Diese blöde Tussi war besoffen und voll dabei, aber dann hat sie plötzlich ’nen Flitz gekriegt, hat sich losgerissen und ist die Treppe runtergefallen. Ich wollte ihr aufhelfen, und sie hat wie eine Wahnsinnige losgebrüllt. Da gab’s keine sexuelle Nötigung, nicht das kleinste bisschen.«
    »Ein paar Ohrfeigen und ein Faustschlag, hieß es erst, was bei deiner Statur nicht ohne sein dürfte. Im Krankenhaus hat sie zunächst gesagt, dass du sie vergewaltigen wolltest und deswegen geschlagen hast, eine Woche später hat sie ihre Aussage geändert. Sie sei betrunken die Treppe hinuntergefallen und du hättest ihr aufgeholfen.«
    Nellys Stimme war weder ironisch noch anklagend. Der Mann fing sich wieder ein wenig.
    »Und so war es auch.«
    »Okay, Gianluca, jetzt gehst du nach Hause und denkst über das nach, was du heute Morgen gesehen, gehört, gerochen, gedacht und was weiß ich noch alles hast, bevor du das Mädchen gefunden hast und in den Minuten danach, ehe ich gekommen bin. Und bleib in der Stadt, denn wir werden dich noch einmal vernehmen müssen.«
    »Aber Nelly ...«, hob Marco an und biss sich auf die Zunge. Gianluca traute seinen Ohren nicht. Mit hoffnungsvoller, ungläubiger Miene richtete er sich in seinem Stuhl auf.
    »Darf ich wirklich nach Hause gehen? Sie ... Sie nehmen mich nicht fest?«
    »Sollten wir denn?«, fragte Marco scharf, doch Nelly machte ihm ein Zeichen, zu schweigen.
    »Geh nach Hause. Wir werden uns mit dir in Verbindung setzen, und wenn dir etwas einfällt, ruf uns an.«
    Das ließ sich der Junge nicht zweimal sagen. Er sprang auf und hechtete zur Tür, als glaubte er, das Ganze sei nur ein Bluff und man würde ihn auf der Schwelle doch noch festnehmen. Über die Schulter warf er Marco einen hastigen, angstvollen Blick zu und war verschwunden.
    »Ich hätte den nicht so einfach laufen lassen.« Auteri war verärgert. Kopfschüttelnd sah er Nelly an.
    »Meinst du etwa, der haut ab? Wo soll er denn hin?«, entgegnete sie gelassen.
    »Man weiß nie. Wenn er’s gewesen ist ...«
    »Wenn er’s gewesen ist. Mal schauen, was die Durchsuchung seiner Wohnung bringt, Amanda ist schon unterwegs. Aber mal davon abgesehen, dass es nicht die allerwahrscheinlichste Tageszeit für ein derartiges Stelldichein war, lässt der fehlende Kopf eher an ein Ritual oder an eine grausame Bestrafung im Milieu oder so was denken. Wir brauchen einen Experten von der Sitte.«
    Marco nickte abwesend. Es wäre zu schön, den Kopf in Gianlucas Tiefkühlfach zu finden, doch er bezweifelte es.
    »Fattori«, sagte er
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