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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza
Autoren: Claudia Platz
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„Es ist doch auch im Interesse des Kaisers, dass der Schatz wieder an seinen angestammten Platz kommt und ich wollte dafür sorgen. Mainz bedeutet ihm viel. Vergiss nicht, dass er der Stadt stets gewogen war und ihr immer wieder Unterstützung hat zukommen lassen.“
    Hanno glaubte ihr nicht mehr. Obwohl er zutiefst enttäuscht darüber war, kein neues Leben beginnen zu können, blieb er unbeirrt. „Sobald du deinen Mund öffnest, kommt eine Lüge heraus. Du willst unabhängig vom Hofe sein, das hast du mir selbst gesagt. Was liegt da näher, als dir eigenmächtig Teile des Schatzes anzueignen? Du hast bewiesen, dass du eine Meisterin der Täuschung bist und auch vor Mord nicht zurückschreckst. Ich misstraue dir aus tiefstem Herzen. Außerdem ist es meine Aufgabe und nicht deine, den Domschatz zurückzubringen. Und nun begleiteich dich zu den anderen Frauen, wo du die Nacht über bleibst. Danach will ich dich nicht mehr sehen.“
    „Dein Versprechen gilt aber noch, dass du Dithmar nichts über meine wahre Identität verrätst?“, fragte sie bang.
    „Ich bin ein Ehrenmann und halte mein gegebenes Wort – auch wenn es mir bei dir besonders schwerfällt“, meinte er nur.
    Vor den Toren
    Die Anführer der Kreuzfahrer waren über die Maßen zufrieden; Emich, weil er seine Mission erfüllt hatte, die anderen wegen der großen Beute, die das Heer für eine gewisse Zeit ruhig stellen würde. Gemeinsam feierten sie ihren Sieg und hatten aus diesem Anlass einen erbeuteten Ochsen geschlachtet, der gerade über einem Feuer brutzelte. Der Wein floss in Strömen und die Stimmung war ausgelassen.
    Emich rief seinen Diener herbei, damit er ihm nachschenkte. „Der erste Schritt ist getan. Jetzt kann ich beruhigt nach Jerusalem ziehen. Du wirst sehen, bald dienst du einem wahren Herrscher“, behauptete er selbstgefällig.
    Albrecht schwieg. Erst jetzt erkannte er seinen Herrn als den Mann, der er wirklich war: ein skrupelloser Eiferer, der für seine Ziele über Leichen ging. Hatte er noch vor zwei Tagen angenommen, sein Geist sei verwirrt und Emich deshalb für seine Taten nicht verantwortlich, war ihm inzwischen bewusst geworden, wie sehr er sich geirrt hatte. Er war alles andere als verrückt, sondern handelte bedacht und mit Kalkül. Wer Tausende hinter sich vereinen konnte, die ihm blind folgten, wer eine hohe Summe Lösegeld erhielt, damit er das Leben anderer verschonte, und diesdoch nicht tat, und wem freiwillig die Stadttore geöffnet wurden, damit er sein grausiges Werk vollenden konnte, war alles andere als krank. Ein solcher Mensch handelte voller zielgerichteter Überlegung.
    Letzte Gewissheit hatte Albrecht während der Schlacht erhalten. Sein Herr war voller Hass gegen die Juden gewesen und schien Gefallen am Töten zu finden. Er hatte bisher nie einen Mann erlebt, der Entscheidungen mit solch kalter Berechnung traf wie Emich.
    Lange Jahre war er ihm ein treuer Diener gewesen, doch nun hatte er den Respekt vor ihm verloren. Die Grausamkeit und die Unbarmherzigkeit, die er offenbarte, waren eines Mannes seines Standes unwürdig. Albrecht hoffte inständig, dass sich seine Visionen niemals erfüllen würden und ihm die Kaiserkrone verwehrt blieb.
    Seinen Anteil der Beute hatte er ursprünglich ablehnen wollen. Zu viel Blut klebte daran. Doch jetzt besann er sich eines Besseren. Er half ihm über die nächsten Tage hinweg. Sobald sich ihm die Möglichkeit bot, würde er sich davonstehlen. Einem brutalen, gewissenlosen Mörder konnte er nicht dienen.
    Rüdesheim
    „Herr, es werden immer mehr, die sich seit dem Mittag vor Eurer Unterkunft versammeln. Ich weiß nicht, wie sie erfahren haben, dass Kalonymos und seine Leute hier sind. Vielleicht kamen sie von Mainz, vielleicht stammen sie von hier. Aber sie fordern, dass Ihr ihnen die Juden ausliefert“, sagte der Hauptmann zu Ruthard.
    „Warum will es mir nicht glücken, wenigstens ein paar ihrem Schicksal zu entreißen?“, verzweifelte der Bischof.„Haben wir uns so versündigt, dass Gott uns auf diese Weise prüft?“
    Burckhart schwieg betreten. Er fühlte mit seinem Herrn, doch Trost spenden konnte er nicht.
    „Ich werde versuchen, Kalonymos zu überreden, sich taufen zu lassen. So ist er für den Moment gerettet“, meinte Ruthard. „Später kann er ja wieder zu seinem alten Glauben zurückkehren. Der Kaiser wird ihm das bestimmt gestatten.“
    „Er wird dieses Angebot nicht annehmen, denn dadurch verliert er sein Ansehen und seine Ehre“, stellte der
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