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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels
Autoren: James Rollins
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bemerkte er Maggie, die im Schneidersitz vor dem Portal saß. Sie hatte einen Ellbogen auf ein Knie gestützt und die Wange in die Hand geschmiegt. Den Blick hielt sie auf die Tür gerichtet. Die Anwesenheit der anderen nahm sie nicht einmal zur Kenntnis.
Nur Denal, der dreizehnjährige Quecha-Junge, der im Lager als Übersetzer diente, begrüßte sie mit einem kleinen Kopfnicken, als sie hereinkamen. Sams Onkel hatte den Jungen von den Straßen Cuscos weg angeheuert. Denal war in einem Waisenhaus katholischer Missionare aufgewachsen und sprach ziemlich flüssig Englisch. Zudem war er respektvoll. Er lehnte rechts an einer der Holzstützen, eine unangezündete Zigarette zwischen den Lippen. In der Ausgrabungsstätte war Rauchen strikt untersagt, einerseits zum Schutz dessen, was freigelegt worden war, andererseits wegen der Luftqualität in den Tunnels.
Sam schaute sich um. Er bemerkte, dass jemand fehlte. »Wo ist Philip?«, fragte er. Als der Professor in die Staaten abgereist war, hatte er Philip Sykes, den ältesten Studenten, zum Leiter der Grabung bestimmt. Er hätte ebenfalls anwesend sein sollen.
»Sykes?« Maggie zog die Brauen zusammen. In ihrer Stimme lag ein leichter irischer Akzent, ein Zeichen ihrer Anspannung. »Er hat eine Pause eingelegt. Ist vor über einer Stunde weg und seitdem nicht wieder aufgetaucht.«
»Selbst schuld«, murmelte Sam. Keiner schlug vor, den Harvard-Absolventen zu holen. Nach seiner Beförderung zum Teamleiter hatte Philips hochnäsiges Gehabe jeden zur Weißglut getrieben, sogar die stoischen Quecha. Sam trat zur Tür. »Maggie, Ralph hat was von einer Inschrift gesagt. Ist die lesbar?«
»Noch nicht. Ich habe sie von dem Schlamm befreit, wollte aber lieber nicht an der Oberfläche herumkratzen. Ich hatte Angst, die Inschrift zu beschädigen. Denal hat einen Arbeiter losgeschickt, der für die letzte Reinigung Alkohol und Pinsel holen soll.«
Sam ging näher an den Bogen heran. »Ich halte das für polierten Hematit«, meinte er und rieb über die Kante eines der Beschläge. »Seht mal, ist überhaupt nicht angerostet.« Er wich zurück, sodass Norman ein paar Fotos der unangetasteten Tür schießen konnte.
»Hematit?«, fragte Norman. Er maß die Helligkeit im Raum.
Während der Journalist seine Fotos machte, gab Ralph Antwort. »Die Inka haben die Kunst der Eisenschmelze nie entdeckt, aber die Berge hier in der Gegend waren reich an Hematit, einem Metallerz, das aus alten Einschlägen von Meteoriten stammt. Alle bis heute aufgefundenen Werkzeuge der Inka bestanden entweder aus einfachem Stein oder Hematit, weswegen der Bau ihrer komplizierten Stadtanlagen umso erstaunlicher ist.«
Als Norman fertig fotografiert hatte, streckte Maggie einen Finger nach dem obersten Metallbeschlag aus. Sie ließ ihn darüber schweben, als würde sie die Berührung fürchten. Mit der Fingerspitze fuhr sie das Metallband entlang, dort, wo es an dem steinernen Bogen befestigt war. Die Angeln waren so dick wie ein männlicher Daumen. »Derjenige, der das hier erbaut hat, wollte nicht, dass das, was sich dahinter verbirgt, jemals das Tageslicht erblickt.«
Ehe irgendwer hätte etwas dazu sagen können, schob sich ein schwarzhaariger Arbeiter in die Kammer, der Phiolen mit Alkohol und destilliertem Wasser sowie eine Hand voll Bürsten dabeihatte.
»Vielleicht liefern die Zeichnungen einen Hinweis auf das, was hinter diesem Tor liegt«, meinte Sam.
Er, Maggie und Ralph ergriffen jeder eine Bürste und strichen mit verdünntem Alkohol über die Beschläge. Norman sah zu, wie die Studenten sich abmühten. Sam arbeitete am mittleren Beschlag. Nase und Augen brannten ihm von den Dämpfen, während sich der Alkohol seinen Weg durch den Schmutz bahnte, der sich in die Inschriften auf dem Metall gesetzt hatte. Zuletzt sprühte Sam destilliertes Wasser darüber und spülte damit den Alkohol ab. Den drei Studenten wurden saubere Tücher gereicht, damit sie den abgelösten Schmutz wegwischen konnten.
Sam rieb mit sanften kreisenden Bewegungen die Mitte seines Beschlags ab.
Maggie arbeitete an dem Siegel über ihm, Ralph an dem darunter. Er hörte Ralph leise aufkeuchen. Bald tat es ihm Maggie nach. »Heilige Mutter Maria, das ist Latein«, sagte sie. »Aber das … das ist unmöglich!«
Sam blieb als Einziger ruhig. Nicht, weil auf seinem Beschlag nichts gestanden hätte, sondern weil ihm das, was er freigelegt hatte, einen Schock versetzte. Er wich vor dem halb gesäuberten Beschlag zurück und zeigte
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