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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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sein konnten. Was hat Ihnen das arme Mädchen getan? Lag es daran, dass sie nicht wie Sie in einer
Vorstadt aufgewachsen ist? Auch ihr hat niemand etwas geschenkt. Sie war klug und hatte in der Schule wie an der Universität erstklassige Zeugnisse. Sie beherrschte mehrere Sprachen fließend und wollte sich nach Kräften für den Bau einer tragfähigen Brücke zwischen Ost und West einsetzen. Weil ihre besten Freunde Moslems waren, verabscheute sie die Gewalttätigkeit der fanatischen Islamisten und hat beschlossen zu helfen, sie zu bekämpfen. Aber Sie haben ihr schon vom ersten Tag in Ihrer Abteilung an das Leben schwer gemacht. Sie haben sie wie eine Aussätzige behandelt, ihr das Etikett angehängt, sie sei ausschließlich durch Beziehungen dorthin gekommen, haben zugelassen, dass alle Welt auf sie herabsah. Sie, der Sie nichts und niemand sind, haben sie gedemütigt. Ich weiß, wie Sie auf Ihren Posten gelangt sind – Sie haben den Nacken vor den Politikern gebeugt, stets willig und politisch korrekt, immerzu in der Furcht, Ihr Schwindel könnte auffliegen.«
    »Ich bitte Sie, meine Dame, fügen Sie sich nicht selbst Schmerzen zu!«, sagte Pater Ignacio unter dem Eindruck der Worte dieser Frau, die sichtlich der Verzweiflung nahe war.
    »Nein, ich denke nicht daran zu schweigen. Ich möchte, dass die drei wissen, wie sehr ich sie verachte. Sie«, sagte sie zu Panetta gewandt, »haben die unglückliche Lage meiner Tochter für Ihre Zwecke ausgenutzt. Sie haben nicht die geringste Rücksicht darauf genommen, dass sie keinerlei Erfahrung als Geheimagentin hatte. Sie haben sie hinterlistig und mit voller Absicht getäuscht.«
    Zum Schluss wandte sie sich Matthew Lucas zu, der bei ihren Worten immer kleiner geworden zu sein schien.
    »Und Sie … Sie sind keine Spur besser als Ihre beiden Kollegen. Auch Sie konnten meine Tochter nicht ausstehen, nicht wahr? Mireille hat mir berichtet, wie Sie reagiert haben, als Sie
ihr zufällig in einem Restaurant begegnet sind. Vermutlich hat es Sie gestört, dass sie in Gesellschaft eines jungen Mannes von nordafrikanischem Aussehen war. Das hat sie wohl in Ihren Augen verdächtig gemacht, weil Sie unfähig sind, Menschen zu achten, die nicht genauso sind wie Sie selbst. Der junge Mann hat im Leben meiner Tochter eine bedeutende Rolle gespielt. Sicherlich hätten die beiden geheiratet, wenn nicht…« Sie musste innehalten und sich die Tränen abwischen. Dann fuhr sie fort: »Achmeds Eltern sind Algerier, aber er wurde in Montpellier geboren, ist Franzose und arbeitet als Informatiker. Er ist ein guter Mensch, dem man auch nichts geschenkt hat. Fortwährend musste er der Gesellschaft voller Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit, in der er aufgewachsen ist, beweisen, was er konnte. Ich kann mir gut vorstellen, was Sie von meiner Tochter gehalten haben, als Sie sie bei diesem jungen Mann mit nordafrikanischen Gesichtszügen am Tisch sitzen sahen.«
    Beschämt senkte Lucas den Kopf.
    »Sie drei haben meine Tochter getötet. Ich hoffe, dass Ihnen Ihr Gewissen, sofern Sie eines haben, Ihr ganzes künftiges Leben lang keine Ruhe lässt. Meine Tochter war unschuldig. Sie haben ihr unschuldiges Blut vergossen.«
    Ihr Mann nahm sie am Arm und führte sie aus der Sakristei.
    Hans Wein holte tief Luft. Er war bleich, seine Arme hingen kraftlos herab. Schließlich ging er mit schleppenden Schritten hinaus.
    Der alte Jesuit erkannte in Panettas und Lucas’ Augen Schmerz und Verzweiflung.
    »Viel Blut ist vergossen worden, aber Sie beide haben verhindert, dass noch weit mehr vergossen wurde«, sagte er.
    »Nein, die Frau hat Recht. Man darf sich nicht mit dem Gedanken trösten, dass es schlimmer hätte kommen können. Nicht nur Mireille ist tot, sondern auch die Polizeibeamten und Soldaten in Istanbul und Jerusalem, die Menschen, die in Jerusalem um das Damaskus-Tor herum unterwegs waren … Viele Unschuldige sind umgekommen. Der Graf hat bei seinem Versuch, den Tod jener Unschuldigen zu rächen, die man einst auf den Scheiterhaufen der Inquisition verbrannt hat, ein Blutbad veranstaltet.«
    »Graf d’Amis war selbst ein Opfer. Er war von der Chronik des Mönchs besessen und hat seine Familie und seine Vorfahren dadurch zu ehren geglaubt, dass er eine Rache ausführte, zu der andere vor ihm keine Gelegenheit hatten.«
    »Ich weiß lediglich, dass eine dem Leben zugewandte junge Frau von dreißig Jahren, die ihre Träume verwirklichen wollte, tot ist und ich daran die Schuld trage. Nur das
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