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Das Blut der Medusa

Das Blut der Medusa

Titel: Das Blut der Medusa
Autoren: Jason Dark
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Geld verdienen.« Er hatte ebenfalls englisch gesprochen, und wieder machte er mir das Zeichen mit dem Auge, während Stavros sich drehte, um ihn vorbeizulassen.
    »Wir sehen uns bestimmt noch, Süße!« flötete Konstantin. Er meinte damit Clarissa.
    Stavros hatte sich durch das kleine Intermezzo nicht ablenken lassen. Er kümmerte sich wieder um uns. »Ich gebe euch noch einen guten Rat. Verschwindet jetzt, und kommt nie mehr wieder. Klar?«
    »Du bist mir noch etwas schuldig!« erklärte ich.
    »Dein Geld kannst du zurückhaben.«
    »Das meine ich nicht. Außerdem will ich die Leistung. Wir hatten von den Medusen gesprochen. Du hast erklärt, daß du etwas wüßtest. Erinnerst du dich?«
    »Du hast sie doch gesehen.«
    »Die Schlangen?« Er zog die Lippen breit.
    »Genau, Sinclair, erfaßt.«
    »Ich verstehe unter dem Begriff aber etwas anderes.«
    »Deine Sache.«
    Der Kerl regte mich auf. »Wir werden nicht gehen, Stavros, wir bleiben. Ich bin gekommen, um jemand zu suchen. Es sind zu viele Landsleute von mir verschwunden, hörst du?«
    »Na und?«
    »Du weißt mehr!«
    Stavros holte Luft. Der Musikant betrat das Lokal. Seine Musikklänge ließ die Gespräche der meisten Gäste verstummen. Drei Männer erhoben sich von ihrem Tisch und schoben ihn nebst Stühlen zur Seite. Sie wollten tanzen.
    »Haut ab!« Für Stavros war die Sache erledigt. Er wandte sich ab.
    Ich packte ihn am Handgelenk. »Du bleibst.«
    Er riß sich nicht los. Mit der anderen Hand zog er blitzschnell ein Messer. Wo er es verborgen gehalten hatte, war mir nicht bekannt. Jedenfalls kreiselte er herum, und plötzlich starrte ich auf die breite Klinge. Es war ein Messer, das ich nicht mochte. Irgendwie widerlich, dabei sehr scharf, denn mit diesen Instrumenten trennte man die frisch gefangenen Fische auf.
    »Das geht durch«, versprach er mir. »Von der Brust bis in den Rücken. Also halte dich zurück.« Er stand so, daß andere Gäste die Klinge nicht sehen konnten. Außerdem waren die meisten durch die Musik abgelenkt worden.
    Clarissa sah blaß aus. Sie saß regungslos mir gegenüber. Ihr Blick war auf das Messer gerichtet. Durch das Fenster fuhr ein neuer Luftschwall und ließ das Licht der Kerze flackern.
    »Haben wir uns verstanden, Sinclair?«
    »Natürlich. Das Argument ist überzeugend.« Er lachte hart. »Wußte ich es doch.«
    »Dennoch möchte ich etwas wissen. Weshalb hast du mich in die Schlangenhöhle geführt?«
    »Das wolltest du doch.«
    »Ich wollte nicht sterben.«
    »Wir hassen Neugierige. Besonders diejenigen, die aus dem Ausland zu uns kommen und sich in Dinge einmischen, die sie überhaupt nichts angehen. Klar?«
    »Fast«, sagte ich. »Ich scheine eine gewisse Gruppe von Menschen nervös gemacht zu haben. Sind die Medusen…«
    Seine Hand zuckte vor. Im nächsten Augenblick lag das Messer an meiner Kehle. Ich hörte Clarissas ängstlichen Aufschrei und blieb steif sitzen. Stavros hatte etwas übertrieben, das sagte ich ihm auch.
    »Würdest du hier vor zahlreichen Zeugen einen Mord riskieren?«
    »Aber sicher.«
    »Die Polizei…«
    »Macht überhaupt nichts. Keiner würde mich verraten. Und wenn, ich kenne genug Verstecke.«
    »Bei den Medusen?«
    »Kann sein.«
    »Führ mich hin!«
    Stavros war so überrascht, daß er keine Antwort geben konnte. »Was hast du gesagt? Hinführen?«
    »Ja.«
    »Sinclair, du spielst mit deinem Leben.«
    »Es ist immerhin mein Leben.«
    »John!« Zum ersten Mal mischte sich Clarissa in unsere Unterhaltung.
    »Bitte, John, laß ihn.«
    »Okay.« Ich schaute Stavros in die Augen. »Du hast gewonnen, vorläufig jedenfalls.«
    Er grinste breit. »Ich gewinne immer. Noch einmal, verschwindet von hier! Es ist besser. Die Insel der Toten ist nichts für euch.« Mit dieser letzten informativen Bemerkung drehte er sich um und ließ auch das Messer verschwinden.
    Wären wir allein gewesen, hätte ich ihn nicht laufenlassen. So aber standen die Gäste dieses Restaurants gegen uns, das Stavros mit raschen Schritten verließ und sich auch nicht durch die lauten Rufe seiner Bekannten aufhalten ließ.
    Clarissa Main entspannte sich. »Himmel, habe ich eine Angst gehabt, als er das Messer zog.« Sie tupfte mit der Serviette Schweißperlen von der Stirn.
    Ich hatte eine andere Meinung. »Das war eine Niederlage, Clarissa. Und Nierderlagen mag ich überhaupt nicht.«
    »Was hättest du denn machen können? Du bist den Schlangen entkommen, er hätte dich…«
    Ich winkte ab. »Was hat er mit der Insel der
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