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Das bleibt in der Familie: Von Liebe, Loyalität und uralten Lasten (German Edition)

Das bleibt in der Familie: Von Liebe, Loyalität und uralten Lasten (German Edition)

Titel: Das bleibt in der Familie: Von Liebe, Loyalität und uralten Lasten (German Edition)
Autoren: Sandra Konrad
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in deinen Träumen. Du kannst versuchen, ihnen gleich zu sein, aber suche nicht, sie dir gleich zu machen; denn das Leben geht nicht rückwärts und verweilt nicht beim Gestern. Du bist der Bogen, von dem deine Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden […].«
    KHALIL GIBRAN
    Der Prophet

Familiäre Wünsche – Segen oder Fluch
    » Nichts hat einen stärkeren psychischen Einfluss
auf die Kinder als das ungelebte Leben der Eltern. «
    Nach C. G. JUNG, Erinnerungen
    »Du wirst mal was ganz Besonderes … Durch dich wird unser Name berühmt, alle Welt wird dich kennen, du wirst erfolgreich und bejubelt sein«, so in etwa dürfte der elterliche Auftrag gelautet haben, den spätere Weltstars wie Elizabeth Taylor, Michael Jackson und Britney Spears schon als Kinder vernommen haben. Bereits in sehr jungen Jahren wurden sie von ihren Eltern vermarktet und spielten die Rolle, die ihnen zugeschrieben wurde. Doch nicht nur Hollywoodstars und -sternchen, jedes Kind auf dieser Welt bekommt von seinen Eltern gut gemeinte Wünsche mit auf den Weg.
    Im Mutterleib fängt es an: Das noch ungeborene Kind wird mit Gefühlen und Erwartungen überschüttet. Werdende Eltern (und mitunter auch der Rest der Familie) haben oft Präferenzen für das Geschlecht und den Werdegang des Kindes. Ein Sohn soll es werden, damit er den elterlichen Betrieb übernehmen kann. Fritz soll er heißen wie schon der Vater, der Großvater und der Urgroßvater. Sicherlich wird er ein sportlicher Junge und ein so erfolgreicher Hockeyspieler wie der Papa oder eher musisch wie die Mama. Am besten beides. Dann träumen die Eltern von Wochenenden auf dem Hockeyplatz und Abenden mit Hausmusik vorm Kamin. Das Kind ist schon verplant, bevor es überhaupt das Licht der Welt erblickt hat.
    Was aber passiert, wenn Fritz eher unsportlich und musisch völlig untalentiert ist? Wenn er auch kein Interesse für das elterliche Unternehmen zeigt und stattdessen etwas völlig anderes aus seinem Leben machen möchte? Oder wenn – damit hatte nun wirklich keiner gerechnet! – statt Fritz ein kleines Mädchen geboren wird?
    Das mag altmodisch oder übertrieben klingen, aber wenn Sie bereits Kinder haben, erinnern Sie sich an die Zeit vor deren Geburt zurück: Welche Phantasien hatten Sie über Ihr Kind, dessen Aussehen, Charakter, Intelligenz? Welche Wünsche? Wie haben Sie sich die gemeinsame Zukunft ausgemalt? Und inwieweit stimmen die ehemaligen Ideen und die Realität überein? Fragen Sie Ihre Eltern, wie diese sich Ihr Leben vorgestellt haben, und überlegen Sie, welche Abweichungen von den elterlichen Plänen stattgefunden haben. Sie werden feststellen: Es ist unmöglich, sich keine Vorstellungen über sein Kind zu machen.
    Es liegt offensichtlich in der Natur des Menschen, zu wünschen, zu planen, zu phantasieren, für das eigene Leben und auch für das Leben und die Zukunft der eigenen Kinder. Problematisch werden diese Vorstellungen erst, wenn sie zu Erwartungen oder gar Forderungen werden. Je größer und starrer die Erwartungen, desto schwieriger wird es sowohl für die Eltern als auch für das Kind. Enttäuschungen auf beiden Seiten sind vorprogrammiert: wenn der handwerklich völlig unbegabte Sohn die väterliche Tischlerei übernehmen soll oder das pummelige, unbiegsame Töchterchen sich in Tutu und Spitzenschuhen zum Ballettunterricht quälen muss, weil Mama einst eine gefeierte Ballerina war – oder werden wollte. Sowohl Eltern als auch Kind werden eine schmerzhafte Kränkung davontragen, die auch ihre Beziehung beeinträchtigen wird. Das Kind ist frustriert, weil es den unpassenden Erwartungen der Eltern nicht entsprechen kann, sich ungeliebt und ungesehen fühlt. Die Eltern sind frustriert, weil es ihrem eigenen Fleisch und Blut nicht gelingt, sie zufriedenzustellen und ihre Wünsche zu erfüllen.
    Woher kommen all die Erwartungen? »Wenn Familien sich lange erhalten, so kann man bemerken, dass die Natur endlich ein Individuum hervorbringt, das die Eigenschaften seiner sämtlichen Ahnherrn in sich begreift, und alle bisher vereinzelten und angedeuteten Anlagen vereinigt und vollkommen ausspricht«, hoffte Goethe einst (Anmerkungen zu Rameaus Neffe von Diderot). Und tatsächlich sind es neben den elterlichen Sehnsüchten oft uralte familiäre Erwartungen, die von Generation zu Generation weitergetragen werden in der Hoffnung, dass irgendein Familienmitglied alles erfüllt, was gewünscht wird: Ein Unternehmen gründen, den Familiennamen zu Ehren führen,
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