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Das blaue Haus (German Edition)

Das blaue Haus (German Edition)

Titel: Das blaue Haus (German Edition)
Autoren: Marion Schreiner
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weiter als ein Trick.“ Er war dankbar für diese Unterbrechung, die eine klärende Richtung in seine Gedanken brachte.
„Wie bist du aus der Klinik gekommen?“
„Tot und wieder nicht.“
„Du liegst nicht hier unter diesem Kreuz?“ Newshorn zeigte auf sein Grab.
„Nein. Es liegt nur eine Rolle mit Stoffeinschlag in meinem Sarg.“
„Sicher eine lange Geschichte, nicht wahr?“
„Ja.“
„Zu lange für jetzt?“
Sarah sah, wie sich Dane Lippen bewegten und er mit ihrem Vater zu sprechen schien. Sie hörte nicht eines seiner Worte.
„Ja, zu lange für jetzt.“
„Wie geht es dir, Dane?“, fragte Ben Newshorn nun doch zutiefst verängstigt.
„Gar nicht gut. Ich wollte nur zu Sarah.“
„Wieso erst jetzt? Wo warst du solange?“
„Bei Ragee in Salina. Er hat mir geholfen, mich besser zu fühlen und zurechtzukommen.“
„Wer ist Ragee?“
„Ein alter Mann. Ich hab ihn im Krankenhaus kennengelernt.“
„Du warst in einem Krankenhaus? Warum hat Sarah davon nichts erfahren?“
„Ein anderer Name, weißt du? Dane ging nicht – Alan ging. Er lag …“
„Ich verstehe. Dann bist du mit zu diesem Ragee. Hast du bei ihm gelebt?“
„Ja, bis gestern. Jetzt ist die Polizei dort. Und Julie ist tot. Sie hat die Polizei gerufen. Sie wollte Sarah zugrunde richten.“
„Hab ich gemerkt. Du hast Julie umgebracht?“ Wieder hatte er für Sarah gemordet. „Du hast wieder getötet? Warum?“
„Ja. Mir blieb keine andere Wahl.“ Dane weinte. Er hasste sich für diese Tränen und wollte sie nicht zeigen, doch sie liefen unablässig über seine Wangen. Er wischte sie mit dem Ärmel fort, wie ein schniefendes Kind.
„Die Fotos“, warf Sarah unvermittelt dazwischen. Ein leichtes Ziehen durchzog ihren Leib. „Alan“, flüsterte sie.
„Alan Gampell“, bestätigte Dane nickend. Wieder liefen seine Tränen. Wieder wischte er sie weg.
„Du hast mit ihr geschlafen. Sie bekommt ein Kind von dir.“
Wieder nickte er. „Sie hat es verloren. Ich wollte es …“
„Sie ... du ...“ Sarah brach zusammen. Ben Newshorn fing sie stolpernd auf. Dane machte einen Schritt nach vorn, als er ihr schmerzverzerrtes Gesicht sah. Er griff nach ihrem Arm, doch er bekam sie nicht zu fassen. Ben Newshorn stolperte rückwärts vor das Kreuz. Sarah fiel zu Boden. Ihr Vater fiel auf die Knie und versuchte, ihren Kopf zu halten, doch auch der entglitt ihm und schlug auf das Grab. Sie schrie. Die Wehen setzten ein. Dane vernahm zunächst nur ein Schmerzgeschrei, dann hörte er, dass sie ihn anschrie. „Geh weg! Ich hasse dich! Du Mörder!“
Die Worte schnitten wie Glassplitter in sein Herz. Wie verdammt sinnlos war doch immer wieder die Wahrheit. Zerstörte sie letztendlich nicht mehr, als man durch sie gewann? Das trieb ihn in die Panik. Er packte sie hart am Arm. „Ich wollte das alles nicht!“
Sie schrie: „Geh weg!“ Dann krümmte sie sich. „Das Baby! Die Wehen!“
Auch wenn Ben Newshorn bei Weitem noch nicht fertig mit ihm war, so war er doch durch einen Blick mit ihm einig, sie umgehend zum Wagen zu bringen.
Newshorn öffnete die Heckklappe seines Kombis, kippte geschwind die Sitze um und legte Sarah vorsichtig hinein. Er setzte sich in einer unbequemen Haltung neben sie und sah, wie sich ihre Hose zwischen den Beinen dunkel zu färben begann. „Fahr!!“, schrie er Dane an und spürte den heftigen Rückstoß der Anfahrt.
Dane raste vom Parkplatz auf den Highway 107 und von dort auf der Topeka TPK Toll in westlicher Richtung.
„Das Krankenhaus!“, schrie Ben Newshorn von hinten, und Sarah kreischte.
„Nein!“, schrie Dane zurück.
„Du musst!“, schrie Ben.
„Wir werden es so schaffen!“, schrie Dane und trat von Panik getrieben das Gaspedal durch.
Er wusste nicht, wohin sein Verstand ihn leitete, aber er vertraute seinem Instinkt und fuhr geradewegs zur Gelton-Farm, die näher lag als das nächste Krankenhaus.
„Dein Leben für Sarahs?“, schrie Ben Newshorn wieder und konnte es nicht fassen, als er Kansas City hinter sich verschwinden sah.
Sarah hechelte und stöhnte zugleich. Kalter Schweiß rann ihr übers Gesicht.
Ben Newshorn drückte seine Jacke zwischen ihre Beine. Das Wasser der Fruchtblase trat durch. Newshorn wollte wieder schreien, aber er schrie nicht. Er konnte Dane irgendwie verstehen. Er wurde überall gesucht. Aber Sarah!
Was, wenn sie durch seine hitzköpfige Aktion sterben würde?
Nein, dachte Ben Newshorn, Dane würde sie nicht sterben lassen – niemals. Also versuchte er, seiner Tochter
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