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Das blaue Haus (German Edition)

Das blaue Haus (German Edition)

Titel: Das blaue Haus (German Edition)
Autoren: Marion Schreiner
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zusammenzutrommeln. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was gestern Abend oben in Sarahs Zimmer vorgefallen war, wohl aber gemerkt, dass ihr Mann sie im Bett so merkwürdig angeschaut hatte. Aber was war schon ein Blick von Ben? Jetzt spürte sie, wie sie dieser Blick halb wahnsinnig machte.
Als um neun Uhr die Polizei bei ihr eintraf und ihr auch noch jene niederschmetternde Nachricht überbrachte, die ganz Junction City auf den Beinen hielt, sank sie verstört und geschockt in einen Sessel. Vor ihren Augen spielte sich plötzlich die Ermordung ihrer Tochter und ihres Mannes ab, ausgeführt durch niemand anderen als Dane Gelton. Das erklärte jetzt alles!
Die Polizei begann, unverzüglich nach einem weißen Ford Taurus mit dem Kennzeichen 8D : 5153 zu fahnden, weil sie vermuteten, dass Dane Gelton ihn wahrscheinlich mit Sarah und Ben als Geisel lenkte.
    Die Nacht war vorbei, und das erste Tageslicht überflutete die Interstate 70. Sarah und ihr Vater verspürten Kaffeedurst. Sie beschlossen, gegen halb acht ein kleines Café hinter Salina anzufahren. Sarah wusste, dass der nächste Ort Junction City sein würde – Julies Zuhause, doch sie würde dort nicht anhalten und Julie besuchen. Ganz sicherlich nicht. Sarah wollte nichts mehr von ihr wissen. Das hatte ihr Vater ihr gestern Abend nur allzu deutlich klargemacht. Was würde Julie wohl sagen, wenn sie wüsste, dass sie auf dem Weg zu Danes Grab war und sich großartig dabei fühlte?
Sie betraten das kleine Café, das so stark nach Kaffee, Speck und Waffeln duftete.
Sarah hatte den roten Mazda auf dem Parkplatz gesehen. Das löste ein unbehagliches Gefühl in ihr aus. Julie besaß so einen Wagen.
Als Sarah mit ihrem Vater das Café betrat, war Julie nirgends zu sehen. Beide suchten sich einen Platz direkt links neben der Tür.
Sarah fühlte ein tiefes Glück in sich. Der Kaffee schmeckte ihr hervorragend, und sie lachte über die fantastische Feststellung, hier einfach nur mit ihrem Vater zu sitzen. Eine behagliche Wärme war in ihr. Sie legte ihre Hand auf den Bauch und empfand zum ersten Mal echte Liebe für das Kind in ihrem Leib.
    Dane konnte nicht erklären, warum er sich umdrehte.
Je mehr er den Kopf wendete, je intensiver umnebelte ihn dieser Duft. Es war kein Parfüm.
Er beobachtete die anderen Gäste, doch niemand beobachtete ihn. Der Duft kam direkt von hinten.
Sein Blick fuhr weiter herum, bis er sich in einem kurzen blondem Haar verfing. Seine Gedanken explodierten. Es war nicht Julie, es war nicht der Duft des Parfüms, es war der Duft ihres Haares, der so tief in seinem Bewusstsein geblieben war. Sein Verstand begann zu brennen.
Als er seinen Kopf weiter zu ihr hindrehte und das Profil zu sehen bekam, explodierte sein Innerstes. Sarah! Hinter ihm saß Sarah! Direkt hinter ihm! Das konnte doch nicht wahr sein!
Bei Sarah saß ein anderer Mann am Tisch, älter. Dane unterdrückte krampfhaft einen Schrei der Erleichterung, als er sich an ihren Vater Ben Newshorn erinnerte. Es war also tatsächlich Sarah! Und es war kein Fremder bei ihr.
Dane erschrak fürchterlich, als die Bedienung ihm den heißen Kaffee auf den Tisch stellte. Er vergaß eine dankende Geste. Alles in ihm erlahmte plötzlich, sogar seine Finger, die doch eigentlich nur den Kaffee zu seinem Mund führen sollten. Er schlabberte ihn ungeschickt auf die Untertasse und verbrannte sich die Lippen. Er konnte jetzt keinen Kaffee trinken.
Wie sollte er reagieren? Welch eine Fügung! Da saß Sarah direkt hinter ihm! Und er saß da und verschüttete seinen Kaffee!
Er hörte sie hinter sich reden – den leisen angenehmen Klang ihrer Stimme. Er liebte ihre Stimme immer noch so sehr wie am ersten Tag. Sie lachte! Es ging ihr gut!
Wie konnte er sich nur solche Sorgen um sie gemacht haben? Auch ihr Vater lachte. Dane hatte ihn noch nie lachen gehört, nicht einmal während seiner Besuche in Denver. Jetzt lachte er mit Sarah zusammen. Sie führten ein fröhliches Gespräch und tranken Kaffee.
Dane wollte so gerne noch einmal zu ihr hinsehen. Er wollte ihren Bauch sehen, das Kind, das er ihr vor seinem Tod geschenkt hatte, doch er konnte nicht. Was, wenn sie sich zur gleichen Zeit herumdrehen würde? Was dann?
Seine Füße trugen ihn einfach zurück in sein Zimmer, wo er heulend zu Boden sank. Er war dieser Situation einfach nicht gewachsen. Er hatte nichts mehr unter Kontrolle. Die Tränen ertränkten seinen Verstand.
Erst das Aufheulen des Fords auf dem Parkplatz riss ihn wieder aus seiner
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