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Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)

Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)

Titel: Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)
Autoren: Ellen Berg
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sich um und ging mit hängenden Schultern davon.
    »War trotzdem nett von dir«, rief Niki hinter ihm her.
    Nett? Nett war viel zu wenig. Schon bedauerte sie, dass sie Leo solch eine heftige Breitseite gegeben hatte. War er nicht der beste Freund, den man sich wünschen konnte? Und noch weit mehr? Doch genau das wurmte sie. Auf seine dezente, höchst eigenwillige Art hatte er sich einen festen Platz in ihrem Herzen erobert.
    Sie blieb noch lange auf dem Boden sitzen, bevor sie sich endlich aufrappelte und aufs Zimmer ging. Die Anwendungen des Morgens sagte sie telefonisch ab. Dann duschte sie ausgiebig, wickelte sich in ihren Bademantel und trat auf den Balkon. Der Tag war grau, der Himmel hing voller Wolken. Doch in ihrem Herzen klarte sich alles auf. Sie konnte die Sonne wieder sehen, obwohl sie gar nicht schien.
     
    »Mensch, Niki, wo hast du gesteckt? Die ganze Klinik habe ich abgekaspert, wie der Osterhase, der seine Eier verloren hat.«
    Walburga stampfte mit dem Fuß auf. Es war kurz vor dem Mittagessen, Niki saß schon an ihrem Tisch. Ein sanftes Lächeln lag auf ihrem Gesicht.
    »Ich bin spazieren gegangen. Allein. Es war herrlich.«
    »Ach, Prinzessin haben einen Ausritt auf ihrem weißen Pony vorgezogen. Dabei wollten wir zusammen zum Yoga!«, rief Walburga aufgebracht. »Hat das zufälligerweise was mit Peggys Anruf zu tun?«
    »Indirekt ja.« Niki nahm ihre Serviette und zerknüllte sie. »Wolfgang ist wieder zu Hause. Er will mich zurückhaben.«
    »Hey, meine Taktik ist aufgegangen«, stellte Walburga hochzufrieden fest. »Eine Nacht im Wohnklo, und schon hat er gemerkt, dass Size Zero ein Irrtum ist. Toll. Jetzt fährst du bestimmt nach Hause und schmeißt dich in Vatis Arme.«
    Täuschte sich Niki, oder lag da ein gewisses Bedauern, ja sogar Besorgnis in Walburgas Stimme? Sie sah aus dem Fenster. »Ich bin noch nicht so weit.«
    Walburga ließ sich auf Leos Stuhl fallen und kratzte sich unter dem Arm. »Wirst du jemals so weit sein, Schätzchen?«
    »Gute Frage. Wo ist überhaupt Leo? Er ist doch sonst immer als Erster im Speisesaal.«
    »Bei Doc Mannheimer. Ein Gespräch unter Gentlemen,schätze ich. Leo muss uns rauspauken. Es ging alles viel zu glatt gestern. Ich kenne Doc Mannheimer. Gibt den Smartie, aber dann tritt er nach. So einer ist das. Ein Bajazzo der Heimtücke.«
    Niki sagte nichts dazu. Seit dem Telefonat mit Peggy hatte sie genug mit sich selbst zu tun und keine Energie, auch noch an dieser Baustelle rumzuwerkeln. Sie war schon froh, wenigstens in Sachen Wolfgang einen einigermaßen klaren Kopf zu haben.
    Ungeduldig trommelte Walburga mit den Fingern auf das Tischtuch. »Herrschaftszeiten, was für ein Chaos. Am besten, ich esse heute hier mit dir. Du brauchst eine Aufsichtsperson, siehst ja total verramscht aus.«
    Schon möglich, dachte Niki. Schließlich ist kein Stein auf dem anderen geblieben, als ich mit Peggy gesprochen habe. Ab jetzt ist alles offen, nichts ist gewiss. Außer, dass ich keine Kompromisse mehr mache.
    Sie sah sich um. Der Speisesaal füllte sich allmählich. Einer nach dem anderen kam angetrottet, die englische Lady, die japanische Familie, die indischen Herren mit Turban, die ganze schräge Kundschaft dieser überaus schrägen Klinik. Niki mochte sie alle. Sie waren Leidensgefährten. Übergewichtig, überfordert, emotional überdehnt. Und alle hatten sie die Chance auf einen Neustart.
    Fräulein Rottenmeier nahm es kommentarlos hin, dass sich Walburga und Niki über die Tischordnung hinwegsetzten. Zunächst brachte sie eine fade Gemüsesuppe. Doch wenig später trat sie noch einmal an den Tisch, mit zweidampfenden Tellern, auf denen gekochte Ochsenbrust mit Bratkartoffeln und einer köstlich aussehenden Remoulade lag.
    Mit offenen Mündern beobachteten die anderen Gäste, welche verbotenen Köstlichkeiten an Nikis Tisch serviert wurden. Der ganze Speisesaal starrte gierig auf die üppig gefüllten Teller, und an manchen Tischen war aufgeregtes Flüstern zu hören.
    »Tafelspitz nach Art des Hauses«, verkündete Fräulein Rottenmeier. »Ein kleines Dankeschön für gestern Abend. Sie haben meine Anstellung gerettet und noch viel mehr – meinen guten Ruf. Möchten Sie auch einen Nachtisch? Ich könnte Ihnen einen Kaiserschmarrn zubereiten lassen.«
    »Her damit, Sie Engel auf Speed«, frohlockte Walburga.
    Fräulein Rottenmeier errötete leicht, dann huschte sie davon. Schweigend aßen Niki und Walburga den Tafelspitz, schweigend verspeisten sie danach den
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